Ausgelacht
beharrte Britt auf ihrem Standpunkt. «Ich habe mich wirklich zusammengerissen.»
«Du hast niemanden von oben herab behandelt und arrogante Sätze von dir gegeben?», fragte Tom argwöhnisch.
Britt wurde ein bisschen rot. «Nein», sagte sie dann. «Mir wurde einfach so eine Torte ins Gesicht geworfen.»
«Das sagtest du mir bereits am Telefon.» Tom nickte. «Aber geglaubt habe ich es nicht.»
«Ich sage doch nicht einfach so, dass mir jemand eine Torte …»
«Das meine ich auch gar nicht. Ich habe nicht geglaubt, dass es
einfach so
passiert ist.»
«Ach so», sagte Britt.
«Jetzt gehen wir erst mal in diese Kneipe und trinken ein Bier. Ob die hier auch Hefeweizen haben?»
«Keine Ahnung. Aber auf jeden Fall Äppler.»
«Was ist das denn?», fragte Tom. «Ein neues Szenegetränk?»
«Eher nicht», sagte Britt und zog die Tür auf.
Kurz nachdem sie den «Schober» betreten hatten, wurden alle Gäste still. Sogar die Musik ging aus.
Man starrte sie an.
Britt fühlte sich wie Anne Boleyn, die zweite Frau von König Heinrich VIII ., auf dem Weg zum Schafott.
Aber das würde sie auch noch überleben – im Gegensatz zu Anne.
Und wenn nicht, sie würde im Knien sterben, nicht mit dem Kopf auf dem Holzblock.
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neun
«Schön ist es hier.» Tom natürlich. Er schien die Stille gar nicht zu bemerken.
Britt bemerkte sie schon. Sie zog ihn an den Tresen.
«Zwei Äppler bitte», sagte sie zu der jungen Bedienung, die überall gepierct war, nur nicht
in
den Augen.
Sie füllte die Gläser mit einer gelben Flüssigkeit und knallte sie auf zwei Bierdeckeln vor Britt und Tom hin.
«Danke, sehr nett», sagte Tom und hob sein Glas. «Auf dich, Brilli.»
«Du sollst nicht Brilli sagen», zischte Britt, nahm ihr Glas aber ebenfalls und trank einen Schluck. «Das ist ja ekelhaft», sagte sie dann. «Das ist ja total sauer.»
«Das hat Apfelwein so an sich», sagte die Bedienung höhnisch.
Tom leckte sich über die Lippen. «Schmeckt doch gut. Ist mal was anderes.»
Bestimmt würde er das auch sagen, wenn er eine Zyankalikapsel verschluckt hätte.
«Ja, bitte?» Er drehte sich um, weil ihn jemand an die Schulter getippt hatte.
Es war die Moni.
Sie war immer noch nass und sauer.
«Ich weiß zwar nicht, wer du bist und was du hier willst, aber du scheinst die da zu kennen.» Sie deutete auf Britt. «Und du würdest uns allen einen großen Gefallen tun, wenn du sie einpackst und mitnimmst. Hier legt niemand Wert auf ihre Anwesenheit.»
«Siehst du», sagte Britt. «Ich hab’s doch gesagt.»
«Setz dich doch erst mal zu uns», sagte Tom freundlich.
«Nein danke», sagte die Moni. «Ich setze mich ja auch nicht neben einen weißen Hai.»
«Wie lustig», sagte Britt und lächelte süffisant.
«Wie soll man sich denn neben einen weißen Hai setzen?», fragte Tom.
«Das war sinnbildlich gemeint», sagte die Moni genervt.
«Sie ist sehr intelligent, weißt du», sagte Britt zu Tom. «Sie weiß sogar, was sinnbildlich ist.»
«Das ist doch schön», sagte Tom unbefangen.
Britt hätte ihn schlagen können.
«Ich hab dir schon mal gesagt, dass du aufpassen sollst», sagte die Moni böse.
«Na und? Glaubst du, ich hab Angst vor dir, du Provinzgirl?»
«Na, na, na», versuchte Tom zu beschwichtigen. «Immer die Contenance wahren, bitte.»
«In Bad Nauheim ist das nicht nötig», sagte Britt und grinste Moni an.
«Frau Bayern ist noch nicht mal dazu in der Lage, ein Zwergflusspferd anständig zu versorgen», wechselte die Moni das Thema. «Nicht mal das kriegt sie hin.»
«Das blöde Vieh hat meine Schuhe gefressen», rechtfertigte Britt sich mit einem Blick auf Tom, der konsterniert wirkte. «Die waren teuer. Das waren Blahniks.»
«Das waren Blahniks»
, äffte die Moni sie nach.
«Schon klar, dass ihr die hier nicht kennt. Hier tragen ja alle nur Sandalen oder feste Schnürschuhe, damit man keine Zehen verliert, wenn man einen Acker pflügt.»
«Ein Zwergflusspferd?», fragte Tom. «Kann mir das bitte mal jemand erklären?»
«Emil», sagte die Moni. «Das Flusspferd heißt Emil und ist im Prinzip total pflegeleicht. Aber die da hat es vermasselt.»
«Ich verstehe gar nichts.» Tom.
«Nimm sie und geh.»
Britt stand auf. «Komm, Tom. Mir wird sonst schlecht.»
Tom schüttelte den Kopf, legte einen Zehneuroschein auf den Tresen und folgte Britt. Im Hinausgehen hörten sie, dass die Leute wieder anfingen, sich zu unterhalten. Die Musik setzte ebenfalls wieder
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