Ausgelacht
versucht, die Eltern dieser Nana ausfindig zu machen, aber die scheinen für längere Zeit im Urlaub zu sein», sagte Herr Klick. «Und die Facebook-Freunde wissen auch nichts.»
«Was verstehen Sie denn von Facebook, Sie Dorfpolizist.»
«Britt, Vorsicht!» Tom hatte die Stimme erhoben.
«Bist du mein Lehrer oder was?», konterte Britt. «Sei du mal lieber vorsichtig.»
«Was ist denn mit dir los?»
«Das muss an Bayern liegen», sagte Rosel Helfrich zufrieden.
«Oder an Ihrer blöden Torte. Vielleicht war die ja vergiftet», gab Britt zurück.
«Ich glaube nicht, dass es noch nötig ist, dich zu vergiften.»
«Ich habe Ihnen nicht das ‹Du› angeboten.» Britt stand nun ebenfalls auf.
«Sie hatte schon immer solche Anwandlungen», entschuldigte sich Tom bei den Helfrichs.
«Ganz offenbar», sagte Herr Helfrich, der ein klein wenig fassungslos wirkte.
Ernst Klick öffnete die nächste Bierflasche. Ihm schien das Ganze recht gut zu gefallen. Endlich war mal was los. Falschparker konnte er auch morgen noch aufschreiben.
«Britt ist sehr verwöhnt», redete Tom weiter. «Alles muss nach ihrem Kopf gehen. Das ist leider so. Wir waren mal zusammen, aber das hat auch nicht so viel gebracht.»
«Hör endlich auf», fuhr Britt ihn an. «Dein Gerede interessiert hier niemanden. Du bist auch nicht mein Vorgesetzter oder so.»
«Britt», sagte Tom. «Du hörst jetzt auf damit.»
«Sonst?»
«Das wirst du schon sehen.» Tom machte einen Schritt auf sie zu, und Britt sah ihn verächtlich an.
«Du Weichei.»
In diesem Augenblick fing Frau Helfrich an zu schreien.
[zur Inhaltsübersicht]
zehn
«Oh mein Gott», flüsterte Tom. «Was ist das?» Instinktiv griff er nach Britts Hand.
Und die machte keine Anstalten, ihn wegzustoßen.
«Bleib ruhig stehen, Rosel, ganz ruhig», sagte Herr Helfrich leise. «Ganz, ganz ruhig. Du erinnerst dich doch noch daran, was Moni über diese Schlange von Dora erzählt hat, ja? Die momentan noch alleine in einem Extra-Terrarium wohnt. Rosel, du erinnerst dich.»
«Ja», schluchzte Rosel. «Die Blindschleiche.»
«Eben nicht, Rosel. Ganz ruhig, Rosel. Dann wird dir nichts passieren. Bleib einfach stehen. Ganz ruhig, Rosel, ganz ruhig.»
«Ich will nicht ruhig stehen bleiben. Ich will wegrennen!», schrie Frau Helfrich verzweifelt, während ein recht großes grünliches Lakritzstück an ihrem Hals entlangkroch. «Um Gottes willen, Peter, du meinst doch nicht etwa, dass das eine … die … eine … ah!»
«Sie haben bewegliche Materie am Dekolleté», sagte Tom verwirrt. «So etwas habe ich noch nie gesehen. Es sieht bedrohlich aus.»
«Das ist keine Materie.» Herr Helfrich ging einen Schritt auf seine Frau zu. «Das muss Gertrud sein.»
«Wer ist Gertrud?» Tom sah sich um. «Hier ist niemand mehr.»
«Buhuuu», machte Rosel Helfrich. «Nein, nein, nein.»
«Sei jetzt vernünftig, Rosemarie, und hör auf zu heulen.»
«Ich will, dass Gertrud von mir weggeht», klagte Frau Helfrich.
«Wenn ich Moni in die Finger kriege», sagte Herr Helfrich verzweifelt.
Ernst Klick öffnete eine neue Flasche Bier und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Mit leuchtenden Augen beobachtete er die Vorgänge. Die Anzeige einer Kleinfamilie gegen die Stadt wegen einer defekten Fußgängerampel in einem verkehrsberuhigten Gebiet konnte er auch morgen noch bearbeiten.
«Was hat Moni denn mit Gertrud beziehungsweise mit all dem hier zu tun?» Tom wurde immer verwirrter.
«Halten Sie die Klappe», sagte Herr Helfrich. «Hier ist ein Leben in Gefahr.»
«Aber …»
«Ruhe jetzt.»
Britt fing hysterisch an zu kichern. «Das Ding sieht aus wie eine von Tante Doras Schlangen.»
Herr Helfrich drehte sich zu ihr um. «Das
ist
eine von den Schlangen. Die gefährlichste und giftigste. Eine Schwarze Mamba.»
«Gute Güte.» Tom wurde blass. «Sie ist aber gar nicht schwarz, sondern grün. Egal. Das heißt, wenn sie zubeißt, wird man ohnmächtig?»
«Das heißt, dass man sterben kann. Ruhig, Rosel, ruhig», redete er zu seiner Frau wie zu einem kranken Pferd.
«Das ist aber nicht schön», sagte Tom.
«Ich fasse es nicht. Was hat Tante Dora denn noch alles? Und wieso ist die Schlange jetzt hier oben bei Ihnen?», fragte Britt fassungslos.
«Wenn ich das wüsste, wäre ich schlauer. Hat jemand einen Regenschirm?»
«Wieso das denn?» Tom schaute an die Decke. «Es regnet doch gar nicht.»
«Ich will nicht sterben», keuchte Rosel, während die Schwarze Mamba ihren Hals weiter erkundete.
Weitere Kostenlose Bücher