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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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zwei Tage bezahlt», sagte der Harald trotzig und verschränkte die Arme.
    Entsetzt stellte Britt fest, dass er allen Ernstes eine Herrenhandtasche um das Handgelenk trug. Noch entsetzter war sie, als sie feststellte, dass es sich wohl um eine Tasche für Jugendliche handelte, auf dem braunen, schon leicht abgeschabten Kunstleder prangten die Worte: OH YEAH , FUNKY RAP !!!
    Wahrscheinlich hatte die Tasche auf einem Grabbeltisch gelegen. Der Harald hatte auch einen kleinen Rollkoffer dabei. Er schien für alles gewappnet zu sein. Seine Unterlippe zitterte, und Britt nahm an, dass er so was wie Entschlossenheit damit kundtun wollte.
    «Da ich Sie aber nicht gebucht habe, werde ich Sie auch für nichts bezahlen», entgegnete Britt und verschränkte ebenfalls die Arme. So leicht ließ sie sich nicht ins Bockshorn jagen.
    «Brauchen Sie Hilfe?» Herr Helfrich stand neben ihnen.
    «Nein», sagte Britt genervt. «Der Mann da will gerade gehen.»
    «Das will ich nicht.»
    Irrte sich Britt, oder schwammen in Haralds Augen Tränen? Was hatte er nur? Man fing doch nicht gleich an zu heulen, wenn mal jemand vergessen hatte, eine Verabredung abzusagen.
    «Was ist denn los?» Peter Helfrich war irritiert. «Gehören Sie nicht zu den Männern vom Krankenwagen?»
    «Nein.» Jetzt stampfte der Harald mit dem Fuß auf.
    «Was denn dann? Wo ist das Problem?»
    «Er will Geld für etwas, das er nicht ausüben kann», erklärte Britt süffisant.
    «Das verstehe ich jetzt nicht. Sind Sie ein Drücker?»
    «Was ist ein Drücker?», fragte der Harald.
    «Das ist jemand, der hundertjährigen Frauen an der Tür neunundzwanzig Zeitschriftenabos verkauft, die jeweils vierzig Jahre lang laufen und sich dann immer automatisch um weitere vierhundert Jahre verlängern», sagte Britt höflich. Ihr begann die Sache Spaß zu machen.
    «Das verstehe ich nicht», sagte der Harald.
    «Das wiederum war mir klar», konterte Britt.
    «Wo liegt denn das Problem?» Herr Helfrich wollte immer noch helfen.
    «Er ist das Problem. Schaffen Sie ihn bitte raus. Damit würden Sie mir sehr helfen.» Britt nickte Herrn Helfrich und dem Harald zu und stiefelte die Treppe zu Tante Doras Wohnung hinunter. Für heute hatte sie genug.

***
    In Tante Doras Wohnung hatten die Handwerker zwar für heute ihren Krach beendet, dafür kreischten die Opossums um die Wette. Panisch suchte Britt den Zettel, auf dem sie sich die Namen notiert hatte. Da war er. Aha. Das Männchen hieß Valentino, das Weibchen Herta. Und das Weibchen war sehr dick. Richtig, Tante Dora hatte ja gesagt, dass Herta trächtig sei. Hatte sie auch was von einer Niederkunft erzählt? Britt wusste es nicht mehr. Wie kamen Opossums überhaupt nieder? Bekamen sie Junge, legten sie Eier, fraßen sie ihre Jungen und/oder die Eier nach dem Werfen/Legen auf?
    Britt suchte ihr iPhone und googelte noch mal nach Opossums. Und um Tom musste sie sich noch kümmern. Herausfinden, in welches Krankenhaus er gebracht worden war. Wenn es hier so etwas überhaupt gab. Bloß weil Frau Helfrich ihm diese bekloppte Gertrud an den Kopf geworfen hatte.
    Die Opossums schrien lauter. Ganz offenbar war Valentino solidarisch mit seiner Frau; jedenfalls brüllten sie um die Wette.
    Es war entsetzlich. Da. Britts iPhone hatte was gefunden:
    Wissenschaftlicher Name:
Didelphis.
Opossums sind eine Gattung der Beuteltiere. Die Fortpflanzungszeit von Opossums fällt von Januar oder Februar bis Oktober. Die Tragzeit beträgt 12 – 13  Tage, die Beuteltragzeit noch mal 60  Tage. Das Weibchen bringt pro Wurf (pro Jahr 1 – 3  Würfe) etwa 14 – 21  Junge zur Welt, von denen nur etwa 6 – 9 die Zitzen erreichen. Das Geburtsgewicht liegt bei ca. 0 , 13  g, die Größe bei etwa 1  cm. Mit einem Alter von etwa 50 – 60  Tagen verlassen die Jungen den Beutel. Entwöhnt werden die Jungen nach etwa 100 Tagen. Geschlechtsreif werden Männchen mit 8  Monaten, Weibchen mit 6 – 9  Monaten.
    14 bis 21  Junge. Das war ja wohl nicht wahr. Britt fing an zu schwitzen.
    Wie sollte sie denn hier mit 21 kleinen Opossums leben. Bei ihrem Glück würden alle überleben und dann hatte sie den Salat. Und waren 0 , 13  Gramm 13  Gramm oder 13  Prozent von einem Gramm? Und wenn Letzteres stimmte, wie war das denn rein physisch möglich, dass so etwas LEBEN konnte? Und einen Zentimeter groß. Das waren ja dann lauter kleine Nüsse.
    Oder Würfel. Oder irgendwas.
    Britt ließ sich langsam in Tante Doras Ohrensessel sinken. Er war nicht ganz so bequem

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