Ausgelacht

«Ich habe doch noch so viel vor. Und wir wollten doch noch die Skandinavienrundreise machen, Peter. Und die ganzen Rezepte, die ich noch ausprobieren möchte. Da kann doch jetzt nicht einfach eine Giftschlange kommen und meine Pläne durchkreuzen. Lore und Dietmar in Kelkheim wollten wir besuchen und mit ihnen gemeinsam den neuen Schrebergarten begießen. Ich … außerdem ist ein Kuchen im Ofen.»
    «Oh», sagte Tom interessiert. «Soll ich mal nachschauen? Möglicherweise muss die Hitze reduziert werden.»
    «Ich brauche jetzt einen Schirm», fluchte Herr Helfrich.
    «Geh doch mal ein Stück zur Seite, Peter. Man kann ja gar nichts mehr sehen», forderte Ernst Klick vom Sofa aus.
    Rosel wurde langsam hysterisch. «Der Kuchen muss auf Umluft gestellt werden. Zu viel Ober- und Unterhitze verträgt er nicht. Das Zeichen für Umluft sieht aus wie ein Ventilator.»
    «Ach ja», sagte Tom. «Wie so ein kleiner Wirbelsturm.»
    «Ja. Nun gehen Sie schon.»
    «Es sind glaube ich drei kleine Wirbel», überlegte Tom weiter. «Ist Ihr Herd von Seppelfricke?»
    «Das weiß ich nicht», keuchte Frau Helfrich. «Es ist ein Elektroherd.»
    «Das ist mir auch klar. Sonst würde es ja kein Umluftzeichen geben.»
    «Ein Schirm, ein Schirm», sagte Herr Helfrich.
    «Ich habe einen», sagte Britt.
    «Dann geben Sie ihn mir.»
    «In München», fiel Britt ein. «Er nützt uns momentan nicht so viel.»

***
    «Dora kann doch nicht einfach Giftschlangen halten», regte Rosel Helfrich sich auf, nachdem sie mit einer in einer Besteckschublade gefundenen Grillzange von Gertrud befreit worden war. «Wo kommen wir denn hin, wenn jeder Raubtiere beherbergen würde? Ins Gefängnis kämen wir dann, oder, Peter?»
    «Jetzt sei doch einfach froh, dass nichts passiert ist.» Peter Helfrich war genervt. «Letztendlich ist es doch nur eine Schlange.»
    Rosel holte tief Luft, während Britt und Tom in Deckung gingen. «Das ist eine Giftschlange!», brüllte sie ihren Mann an. «Ich hätte sterben können! Wie hättest du das denn der Familie oder den Nachbarn erklären sollen? Ja, dumm, Rosel ist von einer Schwarzen Mamba totgebissen worden, ach, was soll man machen?»
    «So hätte ich das ganz sicher nicht erzählt», rechtfertigte sich ihr Mann.
    «Wie denn? Wie denn?», fragte Rosel wütend.
    «Das hätte mir doch keiner geglaubt. Mir wäre schon irgendwas anderes eingefallen. Dass du … dass du … dass du … in einer Pfütze ertrunken wärst oder so.»
    Rosel schnaubte. «Damit die Leute auch noch denken, ich sei Alkoholikerin und wäre im Delirium gestorben? Willst du das? Ist es das, was du willst, Peter? Kein Problem. Ich hole die Flasche mit dem Doppelkorn und leere sie auf ex.»
    «Wo steht sie denn?», fragte Britt. «Ich hole sie Ihnen gern.»
    Rosel starrte sie wütend an. «Halten Sie doch einfach Ihren Rand, Sie kleines Münchner Miststück.»
    «Rosel!», rief Herr Helfrich.
    «Ist doch wahr!», rief Frau Helfrich zurück.
    «Schön haben Sie es hier», sagte Tom und sah sich um. «Gemütlich. Oh, sogar ein Kamin. Hübsch. Bestimmt duftet es heimelig, wenn die Holzscheite langsam verbrennen und der Geruch von Pinien- oder Buchenwäldern durch den Raum zieht. Vor allen Dingen in der Vorweihnachtszeit. Da möchte man doch gleich anfangen, Strohsterne zu basteln oder die Fensterscheiben mit Kunstschnee besprühen, sofern der Schnee nicht schon von sich aus sein Werk getan hat.» Er sah so aus, als würde er am liebsten auf der Stelle damit anfangen, Lametta an einen Christbaum zu hängen und «Schneeflöckchen Weißröckchen» zu singen.
    Britt verdrehte die Augen. «Seien Sie doch einfach froh, dass mal was passiert hier», sagte sie dann zu Tante Doras Nachbarin. «Außer Torte backen und sie Ortsfremden ins Gesicht klatschen ist doch nichts los.» Sie grinste.
    «Raus hier!», schrie Frau Helfrich. «Raus, oder ich rufe die Polizei!»
    «Ich
bin
Polizist, Rosel», sagte Ernst Klick konsterniert. «Aber das hat dich ja noch nie interessiert.»
    «Du schreibst mir Strafzettel wegen Falschparken auf einem Behindertenplatz in der Parkstraße», krakeelte Rosel los. «Der gute Freund meines Mannes schickt mir ein Foto, das mich zeigt, während ich auf der Parkstraße ein paar Stundenkilometer zu schnell fahre. Und das Verfahren wird noch nicht mal eingestellt. Noch nicht mal, nachdem ich einen Kuchen auf die Wache gebracht habe. Noch nicht mal da.»
    «Ordnung muss sein», sagte Herr Klick.
    «Lustig», sagte Tom. «Das hat Honka