Ausgelacht
wie der im Antiquariat bei Frau Winkler, aber okay.
Langsam machten sich Kopfschmerzen in ihrem Schädel breit. Noch langsamer schlief sie ein. Da kam Frau Helfrich mit einer Schwarzwälder Kirschtorte, und ihr Hintern war noch breiter als in natura, und auf der Kirschtorte waren keine Belegkirschen, sondern kleine Opossums, die nach ihr, Britt, schnappten. Dann kam Emil und wollte ihr helfen, so dachte Britt jedenfalls, aber eigentlich wollte er nur ihre Schuhe fressen und ihre Haare und überhaupt alles, und dann stand da die Moni und fotografierte alles, und neben ihr stand dieser Julian und lachte hämisch, zwischendurch rief er dauernd «Flittchen» und ALLE Bad Nauheimer Einwohner standen hinter ihm und riefen das auch. Britt selbst saß in dem Sessel aus dem Antiquariat wie auf einem Thron, aber anstatt sich gut und wie eine Königin zu fühlen, fühlte sie sich miserabel, und dann hob sich der Sessel auch noch, und sie schwebte wie in einem orientalischen Märchen über den ganzen Leuten, eigentlich hätte das ja ganz schön sein können, aber dann wackelte der Sessel, und plötzlich stürzte er ab, und sie fiel in einen ekligen Tümpel, in dem Emil vorher gebadet und in den er reingeschissen hatte, und dann … wachte sie auf.
«Was soll das denn?», brüllte sie Otto an, der sabbernd vor ihr stand. Ihr ganzes Gesicht war klatschnass.
Otto winselte und wedelte mit dem Schwanz, und ein paar Sekunden später stand Britt auf und sah auf die Uhr. Herrje, sie hatte die ganze Nacht geschlafen. Es war früher Morgen. Halb sieben, um genau zu sein. Ihr Rücken tat weh, als hätte jemand die Muskeln darin verknotet, und Kopfweh hatte sie immer noch.
Die Tiere hatte sie nicht gefüttert, und Otto, der ja eigentlich im Garten gewesen war, befand sich nun im Haus, weil die Terrassentür offen gestanden hatte. Jeder Idiot hätte ins Haus kommen können. Gut, dass dieser Harald das nicht mitbekommen hatte.
Sie streckte sich und überlegte, was heute alles zu tun war. Einen Zettel zu machen wäre sicherlich nicht das Verkehrteste. Dann fiel ihr etwas auf. Das Schreien von Valentino und Herta hatte aufgehört.
Das konnte nur eins bedeuten.
Langsam ging Britt zur Tür, öffnete sie und trat in den Flur.
In diesem Augenblick klingelte es, und sie bekam so einen Schreck, dass sie über Otto stolperte, der vor ihr herlief, und der Länge nach hinflog. Ihr Kopf knallte im Fall gegen die Kante eines altmodischen Telefontischchens.
Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
***
«Du machst vielleicht Sachen.» Jemand legte ihr etwas Kaltes auf die Stirn.
«Mmpf», machte Britt und schlug die Augen auf.
Über ihr befand sich ein Gesicht mit einer sehr großen Nase. Sie machte die Augen wieder zu. Große Nasen mochte sie nicht.
«Geht es wieder?» Die Stimme gehörte definitiv zu einem Mann. Sie war dunkel und weich und wohlklingend und passte gar nicht zu der großen Nase. Es konnte ihr aber auch egal sein.
«Mmpf», machte Britt wieder.
«Mit Mmpf kommt man nicht immer weiter», sagte die Stimme. «Hilfreich wäre es, wenn du mir erklären könntest, was genau Mmpf bedeutet.»
An Britts Stirn wurde es herrlich kühl. Der Mensch musste Eis besorgt haben.
«Ich bin froh, dass du nicht blutest, eine fette Beule wirst du eine Zeitlang haben. Aber alles halb so wild.»
Britt blinzelte. Sie war neugierig. Wer war das, und wie war wer auch immer in die Wohnung gekommen, und warum brüllten die Opossums nicht mehr, und wo war der Hund?
«Hast du Hunger oder Durst oder beides?»
«Durst.» Himmel, klang ihre Stimme krächzig. Wie die einer uralten Frau.
«Gut. Was möchtest du? Wasser, Kaffee, Orangensaft, Bier, Apfelwein?»
Keinen Apfelwein. Wenn sie dieses saure Zeug noch mal trinken musste, würde sie sich auf der Stelle übergeben.
«A … W … asser.»
«Wasser?»
Sie nickte.
Der Mann stand auf und ging fort, um gleich darauf mit einem gefüllten Glas wiederzukommen, in dem ein Strohhalm steckte.
Nach zwei Schlucken fühlte Britt sich besser.
«Anke», nuschelte sie.
«Gern.» Das Glas wurde auf einem Tisch abgestellt, und das Gesicht kam wieder näher. «Hast du Schmerzen?»
Sie nickte.
«Wo denn?»
«Opf.»
«Kopf?»
Nicken.
«Musst du kotzen?»
Kopfschütteln.
«Dann hast du hoffentlich keine Gehirnerschütterung.»
«Oooch.»
«Hm?»
«Oooch!»
«Ach, du willst hoch? Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.» Der Mann überlegte kurz. «Also gut. Aber wenn dir schwummrig wird, legst du
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