Ausgeliebt
noch um Geld, keine Gefühle, nur um Geld.
Ich strengte mich an und war damit so beschäftigt, dass ich erst hochsah, als Hans-Hermanns Sekretärin die Tür öffnete.
Plötzlich stand Bernd vor mir.
Mein Herz setzte aus.
Ungelenk gab er erst Hans-Hermann, dann mir die Hand. Er vermied meinen Blick, setzte sich auf die Kante des dritten Stuhls
und sagte: »Na, habt ihr schon was gedealt?«
Ich schnappte nach Luft vor Fassungslosigkeit.
Kein Wort zu mir, keine Begrüßung, stattdessen tat er so, als wollte ich ihn betrügen.
Eine Welle der Wut stieg in mir hoch.
Hans-Hermann berührte flüchtig meinen Arm und sah mich warnend an.
Dann wandte er sich lächelnd Bernd zu.
»Mein Lieber, wir müssen hier nichts dealen. Ich mache aber auch die Buchführung für deine Fast-Exgattin, wie du weißt, und
deshalb gehen dich zukünftige Umbuchungen nichts mehr an. Wir sind jetzt mit ihren Sachen fertig und beginnen nun mit den
gemeinsamen Geldern.«
Er begann uns zu erklären, wie wir unsere Ehe finanziell trennen sollten.
|54| Ich war so bemüht, Bernd nicht anzusehen, dass ich dem Gespräch nach kurzer Zeit nicht mehr folgen konnte.
Bernd stellte Fragen, Hans-Hermann antwortete, ich sagte kein Wort und überließ alles meinem Steuerberater. Ich verstand nichts
mehr, dachte an meine Unterwäsche und an Sport-BHs.
»Christine, ist das so in Ordnung?«
Erschrocken sah ich Hans-Hermann an, der mir die Frage gestellt hatte.
Bernd beobachtete mich ungeduldig.
»Mehr kann ich jetzt auch nicht bezahlen«, sagte er.
Ich hatte überhaupt nicht mehr zugehört, hatte keine Ahnung, wie viel das war und wofür.
Hans-Hermann fasste zusammen, ich zwang mich, ihm zu folgen.
Bernd sollte mir 15 000 Euro bezahlen, das war die Summe, die Hans-Hermann als Abstand angesetzt hatte. Dafür nahm Bernd einen Kredit auf, zusätzlich
zu unseren bislang gemeinsamen, die er übernehmen sollte. Den Rest würden wir bei der Scheidung regeln.
Bernd sah mich im gesamten Verlauf des Gesprächs nicht einmal an. Ich starrte auf seine Knie, auf sein Profil, in mir drängte
alles danach, ihn zu schütteln und anzuschreien.
Alles an ihm war mir vertraut, ich hatte sein Hemd gekauft, seine Jeans gebügelt, dieses Gesicht berührt, neben ihm geschlafen.
Und er sah mich nicht an.
Nach zwei Stunden war alles geklärt.
Den Eindruck vermittelte zumindest Hans-Hermann. Er stand auf, schüttelte uns die Hände, zwinkerte mir zu.
Bernd folgte mir auf den Parkplatz. Als wir unten ankamen, blieb ich stehen und drehte mich nach ihm um. Er ging einen Schritt
zur Seite und an mir vorbei, berührte leicht meine Schulter und sagte: »Na denn, wir können ja mal telefonieren, schönen Tag
noch.«
|55| »Du kannst mich doch nicht einfach so stehen lassen.«
»Christine, komm, wir haben doch alles besprochen, ich habe jetzt auch keine Lust mehr zu reden. Schönen Tag noch.«
Ich biss mir auf die Unterlippe, um meine Wut und meine Verzweiflung, die als Tränen kamen, zurückzudrängen.
Zitternd sah ich zu, wie er in sein Auto stieg und vom Hof fuhr.
|56|
Sex on the beach
Ich saß im Auto und rauchte nacheinander zwei Zigaretten. Dann erst hörte das Zittern auf.
Meine Gefühle tanzten durcheinander. Ich war zornig, fühlte mich gedemütigt, dann wieder traurig, wollte Bernd anschreien
und gleichzeitig küssen. Es war nichts, überhaupt nichts Vertrauliches von ihm gekommen, kein Wort, wie es ihm ging, keine
Frage, wie ich zurechtkam. Er hatte mich nicht mal angesehen. Und deswegen hatte ich mich so angestrengt. Der Gedanke an meinen
roten Tanga trieb mir die Tränen in die Augen.
Charlottes Stimme war streng.
»Den Tanga trägst du für dich, genau wie die anderen Klamotten. Das ist alles dein neues Leben, das ist alles die neue Christine.
Bernd spielt keine Rolle mehr, der soll doch sehen, wie er mit allem klarkommt. Du schüttelst ihn ab, wie dein altes Leben.
Du hast es nicht nötig, dir von ihm die kalte Schulter zeigen zu lassen. Du wirst es ihm und der Welt zeigen.«
Edith antwortete
.
»Aber er fährt jetzt bestimmt zu Antje und geht mit ihr ins Bett. Die braucht keinen Tanga.«
Meine Verzweiflung siegte über die Wut. Ich saß in meinem Auto, war nicht in der Lage, klare Gedanken zu fassen, wusste noch
nicht einmal, wo ich hinfahren wollte.
Charlotte half.
»Du kannst nach Hause, nach Hamburg fahren, mit Dorothea oder Ines essen gehen, zu Marleen, wohin du willst. Du bist ganz
frei, siehst
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