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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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gut aus, das Wetter ist schön, Geld hast du auch, also los.«
    |57| In dem Moment klingelte mein Handy. Ich kramte es aus meiner Tasche, warf einen Blick auf das Display. Meine Mutter.
    Ich zählte laut bis drei, um die Tränen aus der Stimme zu verscheuchen. Dann nahm ich das Gespräch an.
    »Na, mein altes Kind. Wo steckst du?«
    »Ich stehe auf dem Parkplatz meines Steuerberaters. Wir sind gerade fertig geworden.«
    »Ach ja, stimmt, das war ja heute. Und wie war es?«
    »Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Ich habe alle Unterlagen dabei, muss das noch mal richtig durchlesen.«
    »Und wie war Bernd?«
    »Komisch.«
    »Wie, komisch?«
    »Ach, Mama, das kann ich jetzt nicht so am Telefon erklären. Komisch eben.«
    »Dann komm doch her. Wenn du jetzt losfährst, bist du zum Kaffee da. Ich habe noch Käsekuchen. Oben im Schrank liegen Klamotten
     von dir, das Wetter ist klasse und heute Abend kannst du sogar mit Jens essen gehen.«
    »Wie? Jens ist da?«
    »Ja, seit Freitag. Hanna und Klaus kriegen eine neue Heizung und er hilft. Ich habe ihn heute Morgen beim Bäcker getroffen
     und habe ihm das gleich erzählt.«
    »Was hast du ihm erzählt?«
    »Dass Bernd zum Arschloch mutiert ist und du dich von ihm getrennt hast.«
    »Mama!«
    »Ich habe das netter gesagt. Nicht ganz so jedenfalls. Er wollte dich sowieso anrufen. Der freut sich, wenn du kommst, der
     muss mal einen Abend bei seinen Eltern raus. Bist du schick angezogen? Er sieht ja wirklich gut aus.«
    Ich dachte kurz an meine rote Wäsche und drehte den Zündschlüssel im Schloss.
     
    |58| Drei Stunden später fuhr ich über den Hindenburgdamm. Zu beiden Seiten des Zuges glitzerte das Wasser, die Sonne schien in
     mein Schiebedach und ich war froh über meinen Entschluss, statt nach Hamburg nach Sylt zu fahren.
    Und dann noch Jens.
    Ich kannte ihn schon mein ganzes Leben lang. Seine Familie hatte in jedem Jahr die Ferien bei unserer Nachbarin Erna verbracht.
     Jens und seine Schwester Maike gehörten zu unseren Sommern dazu, genauso wie ihre Eltern Hanna und Klaus.
    Vor zehn Jahren hatte Erna beschlossen, ihr Haus zu verkaufen und zu ihrem Sohn nach Dänemark zu ziehen. Sie bot es Hanna
     und Klaus an, die im selben Jahr in Pension gingen. Die beiden schlugen sofort ein, waren seitdem unsere Nachbarn, was alle
     begeisterte und den Verlust von Erna erträglicher machte.
    Jens und Maike lebten nach wie vor in Berlin, Jens arbeitete in einer Bank, Maike als Ärztin, beide hatten Familien, wir sahen
     uns unregelmäßig, waren aber durch unsere Eltern stets über die anderen informiert.
    Ich überlegte, wann ich Jens das letzte Mal gesehen hatte. Er war vor zwei Jahren vierzig geworden, hatte Bernd und mich eingeladen.
     Wir mussten absagen, ich war auf der Buchmesse, Bernd hatte sowieso keine Lust, für einen Tag nach Berlin zu fahren. Also
     hatte ich nur mit Jens telefoniert.
     
    Es war der Sommer zuvor gewesen. Klaus wurde fünfundsechzig, zu dem Anlass waren alle gekommen.
    Es war ein tolles Fest gewesen, bis auf die Tatsache, dass Bernd bereits um 22   Uhr so betrunken war, dass er ins Bett musste und Jens’ Frau Silke in ihrem alkoholisierten Kopf meinen Bruder anbaggerte.
     Als Georg höflich ihre Angebote ablehnte, fing sie an zu pöbeln, Jens fuhr sie dann nach Hause, kam verlegen eine Stunde später
     zurück und entschuldigte sich.
    »Wisst ihr, sie trinkt sonst nie, sie kann das einfach nicht ab.«
    Georg zuckte mit den Schultern und lächelte.
    |59| Ines sah erst Jens an, dann flüsterte sie mir zu: »Wieso hat so ein netter Typ so eine blöde Nuss geheiratet?«
    Ich schüttelte den Kopf und ging zu Jens.»Komm, wir gehen mal tanzen, reg dich nicht auf, Bernds Komatrinken ist auch nicht
     besonders witzig.«
    Wir feierten bis morgens um 4   Uhr, es war wirklich ein tolles Fest.
    Seitdem hatte ich ihn nicht mehr gesehen.
     
    Als ich bei meinen Eltern ankam, stand meine Mutter im Vorgarten und unterhielt sich mit Hanna.
    Beide kamen auf mich zu, als ich aus dem Auto stieg. Meine Mutter erreichte mich als Erste. Sie umarmte mich.
    »Du bist ja pünktlich, Kaffee ist fertig, Papa ist im Garten.«
    Ich wechselte in Hannas Arme.
    »Kind, was bist du dünn geworden. Da soll Jens dich heute Abend mal richtig abfüttern. Ich habe ihm vorhin schon gesagt, dass
     du heute kommst, er ist jetzt mit Klaus im Baumarkt, aber die werden fertig heute. Ich sag ihm, er soll dich nachher abholen.«
    Ich befreite mich mühsam aus ihrer Umklammerung und

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