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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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holte Luft.
    »Danke, Hanna, das ist gut, sag ihm, es ist egal, wann er kommt, ich bin dann fertig.«
    Hanna winkte uns kurz zu und stieg über den niedrigen Zaun zu ihrem Garten.
    Beim Kaffeetrinken erzählte ich meinen Eltern von den finanziellen Regelungen, wie der Termin verlaufen war, von den Neuerungen
     in meiner Wohnung, von meinem neuen Leben in Hamburg.
    Sie waren erleichtert, dass alles seinen Gang nahm, ohne dass sie sich große Sorgen machen mussten.
    »Du kriegst das alles schon auf die Reihe«, sagte mein Vater. »Ich hätte zwar nicht gedacht, dass Bernd sich so entwickelt,
     aber das kann man wohl nicht ändern. Das muss man sich mal |60| vorstellen, da lässt er sich sein Studium und das Haus finanzieren, und sobald alles fertig ist, sucht er sich eine andere.
     Und dann noch eine mit zwei Kindern.«
    Meine Mutter nickte.
    »Um die Kinder tut es mir leid, was sagen die denn dazu?«
    »Ich habe sie nach Karolas Geburtstag weder gesehen noch gesprochen. Sie haben sich auch nicht gemeldet.«
    Mein Vater schüttelte den Kopf.
    »Es ist widerlich. Die haben denen wohl was Dolles erzählt. Nee, nee. Ich mag solche Geschichten gar nicht hören.«
    Meine Mutter sah mich an.
    »Bleibst du so oder ziehst du dich noch um? Das sieht schick aus, bleib man so. Jens kommt bestimmt gleich. Einmal kämmen
     und parfümieren.«
    Ich trank meinen Kaffee aus und stand auf.
    »Das werde ich jetzt tun, ich gehe nach oben.«
     
    Als ich im Badezimmer stand und mir die Lippen nachzog, hörte ich die Gartentür klappen, dann die Stimmen von Jens und meinen
     Eltern. Ich musste lächeln und entfernte dabei gleich den Lippenstift an den Schneidezähnen.
    Wenn ich an Jens dachte, sah ich ihn meistens achtjährig in seiner kleinen, blau-weiß gestreiften Badehose. Hellblond und
     braungebrannt.
    Edith meldete sich zu Wort.
    »Schade, dass man sich nicht in so jemanden verlieben kann, nur weil einem ein achtjähriges Gesicht ständig in die Quere kommt.«
    »Dafür wird es ein vertrauter, netter Abend. Ohne Komplikationen und Befindlichkeiten«,
antwortet Charlotte.
    Ich nickte mir im Spiegel kurz zu und ging in den Garten.
     
    Jens saß mit meinen Eltern in den Strandkörben. Als er mich sah, stand er auf und kam mir entgegen.
    Er sah gut aus, groß, schlank, kurze Haare, mittlerweile mehr |61| grau als blond. Er lachte mich an, beugte sich runter, küsste mich auf beide Wangen.
    »Das wurde auch mal wieder Zeit, dass wir uns sehen. Du siehst klasse aus, Christine, die kurzen Haare stehen dir. Toller
     Lippenstift.«
    Ich drückte ihn kurz an mich.
    »Ich freue mich auch, das wurde wirklich Zeit. Sollen wir gleich los? Wohin wollen wir überhaupt?«
    Jens kramte seinen Autoschlüssel aus seiner Jeanstasche.
    »Ich habe einen Tisch in der ›Osteria‹ in Westerland bestellt, immer noch der beste Italiener.«
    Er drehte sich um und rief meinen Eltern zu: »Ich füll sie ab, bringe sie aber auch wieder nach Hause. Habt volles Vertrauen.«
    »Haben wir, haben wir.«
    Mein Vater stand auf und nahm eine Gießkanne in die Hand.
    »Benehmt euch anständig, lärmt und schmutzt nicht.«
    »Wir geben uns Mühe.«
    Ich warf meinen Eltern eine Kusshand zu.
    »Bis später.«
     
    Während der Fahrt erzählte Jens von seiner vergangenen Woche, in der er mit seinem Vater nach dem Einbau der neuen Heizung
     den Heizungskeller renoviert hatte. Und weil man schon einmal dabei war, wurde gleich der übrige Keller mit renoviert.
    Er erzählte so liebevoll und witzig von seinem umständlichen Vater, der alles besser wusste und doch jeden Handgriff falsch
     machte, dass mir die Lachtränen kamen.
    »Jedenfalls hat er sich vorhin ganz stolz umgesehen und gemeint, das hätten wir ja gut hingekriegt. Man würde doch merken,
     dass er als junger Mann handwerkliche Grundlagen gelernt hätte. Christine, mein Vater hat während seines Lehramtstudiums zwei
     Wochen in einer Gärtnerei gejobbt, danach brannte die ab.«
    |62| Wir hielten auf dem Parkplatz vor dem Restaurant. Jens sah mich von der Seite an und klappte mit einer schnellen Bewegung
     die Sonnenblende auf meiner Seite runter. Mit einer Kopfbewegung deutete er erst auf mein Gesicht, dann auf den Innenspiegel.
    »Irgendwie hatte ich dich besser geschminkt in Erinnerung.« Ich sah meine Augen, die von verschmierter Mascara umrahmt waren.
    »Oh«, ich musste wieder lachen, »davon hat Stylistin Tabea nichts gesagt.«
    Ich versuchte faltenfrei zu gucken und mein Augen-Make-up zu retten. Jens stieg

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