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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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über den Parkplatz in Richtung Strand. Nacheinander betraten wir den Holzsteg, der über die Dünen
     führte. Die letzten Strandspaziergänger kamen uns entgegen, wir mussten wieder hintereinander gehen, Jens’ schöne Hand suchte
     von hinten meine. Unsere Finger verschränkten sich.
    Dann waren wir unten am Strand, vor uns das Meer, über uns Sterne, es war noch warm, Jens hielt immer noch meine Hand, wir
     gingen stumm bis zum Wasser.
     
    Edith:
»Richtiger Kitsch.«
    Charlotte:
»Bleib stehen.«
     
    |68| Ich blieb stehen. Ich sah Jens an, er schob seine Hand in meinen Nacken, zog mich zu sich. Der erste Kuss war vorsichtig,
     er sah in meine Augen, der zweite Kuss war drängend.
    Ich wollte ihn, ich wollte das hier, mir war schwindelig, seine Hände schoben sich unter meine Jacke, dann unter das T-Shirt .
    Warme, schöne Hände.
    Ich suchte seine Haut unter dem Hemd und fand sie. Noch mehr Wärme. Er atmete schneller, küsste mich immer weiter.
     
    Edith:
»Was tust du hier? Du bist völlig wahnsinnig.«
     
    Halt den Mund.
    Ich schob meine Hände in seine Jeanstaschen, zog ihn noch näher an mich, spürte seine Härte, hörte seine raue Stimme.
    »Christine, ich will mit dir schlafen.«
    Ich küsste ihn, statt zu antworten, konnte nicht aufhören, seine warme Haut zu streicheln.
    Miteinander verschlungen gingen wir auf einen Strandkorb zu. Ohne uns loszulassen setzten wir uns hinein, öffneten gegenseitig
     Reißverschlüsse und Knöpfe.
    Ich fühlte mich immer noch betrunken. Und ich war erregt wie seit Monaten nicht.
    Meine Augen waren geschlossen, ich fühlte seine Hände, seine Zunge, hörte das Rauschen der Wellen, sein leises Stöhnen.
    Als er in mich eindrang, schnitt die Kante des Strandkorbs in meinen Ellenbogen. Bei jeder seiner Bewegungen scheuerte sich
     meine Haut daran. Dasselbe passierte mit meinem Knie.
    Es war unbequem.
    Ich öffnete die Augen.
    Über mir Jens’ Gesicht, seine Augen waren geschlossen, sein Mund leicht geöffnet.
    Mir war schwindelig, es tat gut, ihn zu spüren, trotzdem war etwas falsch.
    Mein Knie und mein Ellenbogen taten weh, ich lag unbequem, plötzlich sah ich Bilder von Kindern am Strand.
    |69| Jens stöhnte laut auf.
    Sein Gesicht lag an meiner Halsgrube. Er atmete schwer. Das Bild von Bernd schob sich in meinen Kopf, ich zwinkerte es weg.
     Wieso spürte ich jetzt Tränen?
    Ich sah auf Jens und empfand ein zärtliches Gefühl. Er war so vertraut. Mein ganzes Leben lang.
    Er hob den Kopf und sah mich an.
    Bitte sag jetzt nichts Falsches, dachte ich.
    »Im Film sieht das immer leichter aus. Kannst du dich noch bewegen?«, sagte Jens.
    Danke. Ich musste lachen. »Mein Knie tut scheißweh.«
    Jens lachte zurück und rappelte sich hoch.
    »Ich glaube, wir sind zu alt für Artistik.«
    Er hatte seine Jeans in dem Knäuel im Sand entdeckt und zog sie an. Dann wandte er sich mir zu.
    »Du bist eine wunderbare Frau. Ich danke dir für diesen Abend und für dieses Gefühl gerade eben.«
    Er half mir in meine Sachen, zog sich vollständig an, setzte sich wieder neben mich, legte den Arm um meine Schultern.
    Wir saßen noch fast eine Stunde nebeneinander in diesem Strandkorb, sahen aufs Meer und hingen unseren Gedanken nach. Ich
     fühlte mich verstanden.
     
    Als wir vor den Häusern unserer Eltern ankamen, standen wir noch einen Moment im Vorgarten.
    Jens strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mich ernst an.
    »Christine   …«
    Ich legte ihm die Hand auf den Mund.
    »Pscht. Das war ein wunderschöner Abend, ich habe ihn sehr genossen. Und dich auch. Ich habe mich seit langem wieder richtig
     gefühlt. Ich danke dir dafür. Und mir wird morgen nichts leidtun.«
    Jens lächelte und küsste mich sanft auf die Wange.
    »Danke. Ich weiß, dass du alles schaffst, was du dir vorgenommen |70| hast. Ich drücke dir die Daumen. Der nächste Mann in deinem Leben hat Glück.«
    Wir winkten uns zu, bevor wir die Haustüren aufschlossen.
     
    Als ich im Bett lag, hatte ich immer noch dieses zärtliche Gefühl für ihn.
    Ich sah den ganzen Abend wie einen Film vor mir.
    Hände und Küsse auf meiner Haut. Blicke, die mich ansahen.
    Und dann kam plötzlich ein Gedanke, der noch viel besser war: Bernd war nicht mehr der letzte Mann, mit dem ich geschlafen
     hatte.
    Es gab keine Spuren mehr von ihm an meinem Körper.
    Zufrieden schlief ich ein.

|71|

    Frauen und Freundinnen
    Die nächsten Tage waren sonnig, warm und leicht, genau wie mein Gefühlszustand.
    Ich hatte Jens

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