Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
kommt, auf irgendwas. Ich habe
     das Handy nicht aus den Augen gelassen, er hat mir so gefehlt, es wurde immer beklemmender.«
    Ich hatte fast Angst vor meiner Frage. »Hast du geglaubt, dass er sich für dich trennt?«
    Franziska dachte nach. »Nicht für mich, vielleicht mit meiner Hilfe. Er war nicht mehr glücklich in seinem alten Leben, wir
     haben oft darüber gesprochen. Nach dem ersten Jahr hat er mir gesagt, dass er sich trennen will, dass er sich bei mir so wohl
     fühlt und das auch immer haben will. Er hat es insgesamt fünf Mal gesagt, es ist aber nie etwas passiert.
    Ich konnte immer nur warten. Irgendwann hatte ich dann das Gefühl, dass er mich nur braucht, um sein verfahrenes Leben auszuhalten.
     Ich habe genau das für ihn erträglich gemacht, was mir jedes Wochenende das Herz gebrochen hat. Pflaster für die Seele.«
    Ich sah Ediths triumphierendes Lächeln.
»Na bitte, hör genau hin, das ist der Ablauf.«
    Charlotte wirkte ängstlich.
    Franziska stand auf und griff wieder zum Handtuch. »Es hat zwei Jahre gedauert, dann wollte er eine Pause, angeblich, weil
     es mir immer schlechter ging. Ich hatte keine Kraft mehr, um ihn zu kämpfen, es lief dann so aus.«
    Ich stellte mich neben sie und spülte die letzten beiden Gläser. »Was macht Hannes jetzt?«
    |187| Franziska lächelte bitter. »Er arbeitet wieder in der Münchner Zentrale. Und ist vermutlich Ehemann und Vater mit reinem Gewissen.«
    Mein Blick fiel auf ihren Ehering. »Und wann hast du Stefan kennen gelernt?«
    »Ich kannte ihn schon vorher, er war ein Kollege meines Bruders. Wir haben Silvester zusammen gefeiert, um Mitternacht bekam
     ich in meinem betrunkenen Kopf einen Heulkrampf wegen Hannes und Stefan hat mich gerettet. Er hat sich danach rührend um mich
     gekümmert, dabei ist es dann passiert. Er ist ganz anders als Hannes, aber er war für mich da. Es klingt albern, aber du kannst
     dir nicht vorstellen, wie ich es genossen habe, mit ihm zusammen in einen Supermarkt zu gehen. Es war plötzlich alles erlaubt
     und einfach.«
    Ich fand ihre Geschichte furchtbar traurig. »Wie lange ist das jetzt her?«
    Ihre Antwort kam prompt. »Fünf Jahre. Kurz danach fing es mit Stefan an, vor drei Jahren haben wir geheiratet.«
    »Denkst du noch oft an Hannes?«
    Franziska überlegte kurz. »Manchmal, bei bestimmter Musik oder anderen Erinnerungen. Aber es ist immer ein trauriges Gefühl.
     Dann sehe ich Stefan an und habe das Gefühl, dass jetzt alles sicher und berechtigt ist. Dann fühle ich mich beruhigt.«
    Ich fühlte eine Sehnsucht in mir aufsteigen. Und gleichzeitig spürte ich Charlottes Ängste.
    Bevor eine von uns etwas sagen konnte, wurde die Tür von Dorothea aufgerissen.
    »Legt ihr die Schränke mit Schrankpapier aus oder wieso dauert das alles so lange?«
    Franziska lachte. »Das ist überhaupt eine Idee. Schrankpapier. Gibt es das überhaupt noch? Wir sind fertig.«
    Sie schob mich aus der Küche und flüsterte. »Ich hoffe, du verstehst das nicht falsch. Ich habe damals nur sehr gelitten,
     das würde ich dir gern ersparen. Aber höre im Zweifelsfall nicht auf das verbitterte Gebrabbel einer mittelalten Frau.«
    |188| Ich ließ sie vorbei und sah ihr nach. In diesem Moment klingelte mein Handy. Mein Herz klopfte, als ich den Namen im Display
     sah. Richard. Ich nahm das Gespräch an und ging zurück in die Küche.
    »Christine, ich wollte dir wenigstens selbst noch mal gratulieren. Alles Gute und Glück zum Geburtstag. Ich küsse und umarme
     dich.«
    Im Hintergrund waren seltsame Geräusche.
    »Ich danke dir, ich küsse dich auch. Wo bist du denn?«
    Es schepperte und klapperte, ich konnte kaum etwas verstehen.
    »Ich bringe gerade Altglas zum Container. Die machen hier alle so einen Krach.«
    Edith flüsterte:
»Verstohlene Gespräche.«
    Ich schluckte. Dann hörte ich wieder seine Stimme, die mir direkt ins Herz ging.
    »Hast du denn einen schönen Tag?«
    »Ines und Dorothea haben jede Menge Gäste eingeladen. Es ist schön, aber du fehlst.«
    Richards Stimme kam zögernd. »Ja, ich weiß, aber es geht eben nicht. Ich muss jetzt aufhören. Bleibt es bei Mittwoch?«
    Ich antwortete schnell. »Natürlich, um 19   Uhr bei dir. Ich freue mich sehr.«
    Richards Stimme war jetzt zärtlich. »Ich freue mich auch. Und wir feiern richtig toll deinen Geburtstag nach. Bis bald, hab
     noch einen schönen Tag.«
    Wir legten auf.
    Ich holte tief Luft und ging wieder zu meinen Geburtstagsgästen.
    Wir saßen noch einige Stunden

Weitere Kostenlose Bücher