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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Traubengelee. Und Kaffee, aber stärker als die Brühe gestern abend, okay? Guter Kaffee ist für mich sehr wichtig. Das müssen Sie begreifen. Und dann legen Sie zwei Matratzen in den Lieferwagen. Eine mittelgroße und eine große. Machen Sie uns ein Sofa daraus. Dann steigen wir ein.«
    Totales Schweigen. Hollys Blick wanderte zwischen den beiden Männern hin und her. Reacher fixierte den Anführer völlig ausdruckslos vom Boden aus. Seine blauen Augen zuckten kein einziges Mal. Der Anführer starrte zu ihm hinunter. Man konnte die Spannung, die in der Luft lag, förmlich greifen. Der Fahrer hatte seinen gierigen Blick von ihr losgerissen und sah Reacher an. Man erkannte die Wut in seinen Augen. Dann fuhr der Anführer herum und bedeutete den beiden anderen mit einer Kopfbewegung, dass sie ihm nach draußen folgen sollten. Holly hörte, wie die Tür hinter ihnen abgesperrt wurde.
    »Sie mögen doch Toast?«, sagte Reacher zu ihr.
    Sie war zu verdutzt, um antworten zu können.
    »Wenn sie welchen bringen, schicken Sie ihn zurück«, sagte er. »Die sollen ihn neu rösten. Sagen Sie, er sei zu hell oder zu verbrannt oder so etwas.«
    »Was zum Teufel machen Sie da?«, fragte sie.
    »Psychologie«, sagte Reacher. »Wir müssen anfangen, ein wenig dominant aufzutreten. In einer solchen Situation ist das sehr wichtig.«
    Sie starrte ihn an.
    »Also tun Sie es einfach, okay?«, sagte er ruhig.
     
    Und sie tat es. Der nervöse Typ brachte den Toast. Er war eigentlich perfekt, aber sie lehnte ihn ab. Sah ihn mit dem leicht angeekelten Blick an, mit dem sie sonst eine schlampige Bilanz abwies, und sagte, er sei zu weich. Sie stand da, ihr ganzes Gewicht auf einen Fuß gestützt, und sah verheerend aus, mit Kuhdung überall auf ihrem pfirsichfarbenen Armani-Outfit, aber sie brachte genug hochmütige Verachtung auf, um den Mann einzuschüchtern. Er ging in die Küche des Farmhauses zurück und machte frischen Toast.
    Dazu brachte man ihnen eine Kanne starken Kaffee, und Holly und Reacher frühstückten separat mit klappernden Ketten, sechs Meter voneinander entfernt, während die beiden anderen Typen Matratzen in die Scheune schleppten. Eine mittelgroß und eine etwas kleiner. Sie brachten sie in den Laderaum des Lieferwagens, legten die mittelgroße auf den Boden und lehnten die kleinere im rechten Winkel dazu an die Wand, an die Hinterseite der Fahrerkabine. Holly sah ihnen dabei zu und fühlte sich jetzt wesentlich wohler. Dann wurde ihr plötzlich bewusst, worauf Reachers Psychologie in Wirklichkeit abgezielt hatte. Nicht nur auf die drei Entführer. Auch auf sie. Er wollte nicht, dass sie es zu Tätlichkeiten kommen ließ. Weil sie dabei den Kürzeren ziehen würde. Er war dieses Risiko eingegangen, um aus einer hoffnungslosen Konfrontation den Dampf herauszulassen. Sie war verblüfft. Völlig verblüfft. Um Himmels willen, dachte sie, dieser Kerl dreht ja alles um. Er versucht für mich zu sorgen.
    »Wollen Sie uns Ihre Namen sagen?«, fragte Reacher den Anführer ruhig. »Wir verbringen einige Zeit miteinander, also
können wir das doch auch ein wenig zivilisierter angehen, oder nicht?«
    Holly sah, wie der Kerl Reacher anschaute. Aber er sagte nichts.
    »Wir haben Ihre Gesichter gesehen«, sagte Reacher. »Wenn Sie uns Ihre Namen sagen, schadet Ihnen das gar nichts. Und wir könnten ja auch versuchen, miteinander auszukommen.«
    Der Mann dachte darüber nach.
    »Loder«, sagte er.
    Der kleine, nervöse Typ trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Stevie«, sagte er.
    Reacher nickte. Dann wurde dem hässlichen Fahrer bewusst, dass alle vier ihn ansahen. Er zog den Kopf ein.
    »Ich sag euch meinen Namen nicht«, erklärte er. »Zum Teufel, warum sollte ich das eigentlich?«
    »Und damit das ganz klar bleibt«, sagte der Mann, der Loder hieß, »zivilisiert ist nicht dasselbe wie freundlich, ist das klar?«
    Holly sah, wie er mit seiner Glock auf Reachers Kopf zielte und die Waffe eine Weile so hielt. Keine Regung in seinem Gesicht. Keine freundliche. Reacher nickte. Eine kleine, vorsichtige Bewegung. Sie ließen ihre Kaffeebecher und ihre Teller, auf denen der Toast gelegen hatte, auf dem Stroh zurück, und der Mann, der Loder hieß, schloss ihre Ketten auf. Alle zusammen gingen sie auf die Betonfläche in der Mitte. Zwei Glocks und eine Schrotflinte zielten auf sie. Der hässliche Fahrer feixte bösartig. Reacher sah ihm in die Augen, beugte sich vor und hob Holly auf, als ob sie überhaupt nichts wiegen würde. Trug

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