Ausgeliefert: Roman (German Edition)
Rechner arbeitete auf der Festplatte, und dann summte der Laserdrucker.
»So ist’s besser«, sagte Milosevic. »Das Kleid stimmt jetzt. Und die Haarfarbe ist auch besser.«
»Okay«, sagte der Techniker. Er speicherte alle Parameter auf der Festplatte. »Dann wollen wir jetzt mal anfangen.«
Das FBI verwendete nie Geräte neuester Bauart. Man geht davon aus, dass es besser ist, im Einsatz bewährtes Gerät zu benutzen. Und deshalb war der Computer des Cheftechnikers tatsächlich ein wenig langsamer, als es die Computer in den Schlafzimmern der reichen jungen Leute am North Shore sind. Aber nicht viel langsamer. Er lieferte McGrath innerhalb von vierzig Minuten fünf Ausdrucke. Vier Fahndungsfotos der vier Kidnapper und eine Nahaufnahme der vorderen Hälfte ihres Wagens. Alles in leuchtenden Farben, alles mit optimiertem Korn. McGrath fand, dass es die besten Bilder waren, die er je zu Gesicht bekommen hatte.
»Danke, Chief«, sagte er. »Die sind großartig. Die beste Arbeit, die ich hier seit langer Zeit zu sehen bekommen habe. Aber kein Wort darüber. Ganz großes Geheimnis, klar?«
Er schlug dem Techniker auf die Schulter, und als er hinausging, fühlte sich dieser, als wäre er der wichtigste Mann im ganzen Gebäude.
Die sechs Frauen arbeiteten mit vollem Einsatz und wurden tatsächlich kurz vor Ablauf ihrer zwei Stunden fertig. Ihr größtes Problem waren die winzigen Ritzen zwischen den Brettern. Die Ritzen waren ganz schmal, aber nicht schmal genug, dass kein Blut hineingesickert wäre. Leider waren sie zu eng, um mit einer Bürste hineinzukommen. Sie mussten sie
mehrfach mit Wasser überspülen und dann mit Lappen trocken reiben. Die Bretter fingen bereits an, sich infolge der vielen Feuchtigkeit bräunlich zu färben. Die Frauen beteten darum, dass sie sich beim Trocknen nicht werfen würden. Zwei von ihnen übergaben sich. Das führte dazu, dass sie noch mehr Arbeit bekamen. Aber sie wurden so pünktlich fertig, dass der Kommandant seine Inspektion rechtzeitig durchführen konnte. Starr wie auf dem Exerzierplatz standen die Frauen auf den feuchten Bodenbrettern und warteten. Er sah überall nach, und die feuchten Bretter ächzten unter seinem Gewicht. Aber er war mit ihrer Arbeit zufrieden und gab ihnen weitere zwei Stunden, um die Schmierer im Korridor und im Treppenhaus zu beseitigen, die entstanden waren, als man die Leiche weggeschleppt hatte.
Den Wagen zu identifizieren war ein Kinderspiel. Ein Lexus, viertüriges Modell neuester Bauart. Man konnte das ganz eindeutig an der Form der Alufelgen erkennen. Farbe entweder schwarz oder dunkelgrau. Das ließ sich nicht mit Gewissheit feststellen. Der Computerprozess war gut, aber nicht gut genug, um eine eindeutige Aussage über dunklen Autolack im hellen Sonnenschein zu erlauben.
»Gestohlen?«, fragte Milosevic.
McGrath nickte.
»Da bin ich fast sicher«, sagte er. »Überprüfen Sie das, ja?«
Die Schwankungen im Yen-Kurs hatten den Listenpreis eines neuen viertürigen Lexus etwa auf die Höhe von Milosevic’ Jahresgehalt ansteigen lassen, und deshalb wusste er, in welchen Zuständigkeitsbereichen es sich lohnte nachzufragen, und in welchen nicht. Der ganze Bereich südlich des Loop fiel damit aus. Er rief die Polizeireviere in Chicago und anschließend sämtliche Stationen am North Shore bis hinauf nach Lake Forest an.
Kurz vor Mittag wurde er fündig. Nicht genau das, wonach er gesucht hatte. Kein gestohlener Lexus. Aber ein verschwundener Lexus. Das Polizeirevier in Wilmette rief zurück und ließ ihn wissen, dass ein Zahnarzt dort am Montag vor sieben Uhr früh mit seinem nagelneuen Lexus zur Arbeit
gefahren sei und den Wagen dann auf dem Parkplatz hinter seiner Praxis abgestellt habe. Ein Orthopäde aus der Praxis nebenan hatte gesehen, wie der Wagen auf den Parkplatz gefahren war; allerdings hatte der Zahnarzt das Gebäude an jenem Tag überhaupt nicht betreten. Seine Assistentin hatte bei ihm zu Hause angerufen, und daraufhin hatte sich seine Frau mit der Polizei in Wilmette in Verbindung gesetzt. Die Polizisten hatten den Bericht entgegengenommen, aber zunächst einmal liegen gelassen. Das war nicht der erste verschwundene Ehemann in ihrem Bereich. Sie informierten Milosevic, dass der Mann Rubin heiße und dass die Wagenfarbe jenes neue Schwarz mit irisierenden Farbpartikeln sei. Anstelle einer normalen Zulassungsnummer hatte der Zahnarzt sich spezielle Nummernschilder beschafft, auf denen DENT 1 stand.
Kaum hatte
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