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Ausgeliehen

Ausgeliehen

Titel: Ausgeliehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Makkai
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und wartete.

7
    Schlagzeuger
    Am selben Nachmittag rief mich Glenn an, der Pianist, und überredete mich, am nächsten Tag zur Starr Hall zu fahren, die sich als Theater eines Gemeindecolleges herausstellte. Es handelte sich um eine Nachmittagsaufführung – was für eine Premiere vermutlich kein gutes Zeichen war –, und ich erzählte Loraine, mein Vater käme zu Besuch, damit ich freibekam. (»Du erinnerst dich doch noch wegen heute Nachmittag, oder?«, sagte ich, als ich zur Tür ging. »Ich habe bei der Wohltätigkeitsveranstaltung mit dir darüber gesprochen.« Wie so oft setzte ich darauf, dass sie immer so tat, als wüsste sie noch, was sie gesagt hatte, als sie betrunken war. Rocky behauptete, er habe auf diese Art einmal eine Gehaltserhöhung bekommen.)
    Am Schalter war eine Karte für mich hinterlegt, ganz einfach auf den Namen »Lucy«, und ich fand einen abseits stehenden Stuhl hinten im Saal und machte mich daran, das billige, tintenstrahlgedruckte Programm zu lesen. Glenn war im nördlichen Teil des Staates New York geboren worden und hatte im Alter von neun Jahren begonnen zu komponieren. Er beherrschte mehr als fünfundzwanzig Schlaginstrumente. Ich fragte mich, was so schwer daran war, eine Triangel zu beherrschen.
    Ich war überrascht, als Glenn als Dirigent auf der Bühne erschien. Ich hatte das Programm nicht sorgfältig genug gelesen. Zumindest sah er da oben nicht lächerlich aus, nicht wie manche Dirigenten, die mit den Armen herumflattern, als wollten sie fliegen. Er stand aufrecht da, in dem Smoking, den er neulich schon getragen hatte, und bewegte die Arme gemessen. Die Musik war modern und zum Glück erfreulich jazzig. Das Hauptthema kam mir bekannt vor, aber ich konnte es nicht einordnen. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen.
    Ian hatte mir einige Wochen zuvor von seiner Idee für die Ultimative Symphonie erzählt.
    »Am Anfang bringen sie so eine riesige Großvater-Standuhr auf die Bühne, und die sieht ganz normal aus, aber jemand versteckt sich darin, und dann schlägt die Uhr Big Ben und dann fängt das ganze Orchester an zu spielen, und das Hauptthema ist die Melodie von Big Ben. Kennst du sie?«
    »Ja«, sagte ich und summte sie, um es ihm zu beweisen. Er beugte sich über meine Theke, ganz außer Atem, weil er einen großen Stapel Sachbücher zur Rückgabe geschleppt hatte, statt sie einfach in den Rückgabeschlitz zu schieben. Sonja saß auf dem Boden, las ihrer Tochter aus einem Arthur -Buch vor und schaute gelegentlich auf, um sich zu vergewissern, dass Ian noch mit an Bord war.
    »Dann spielen sie eine Viertelstunde, aber wenn sie zu langsam werden, kann der Mann in der Standuhr sie anspornen. Wenn sie mit dem Satz fertig sind, schlägt die Uhr zur Viertelstunde und spielt den Anfang von Big Ben. Dann spielen sie weiter, und jeder Satz ist auf das Schlagen der Uhr abgestimmt. Und am Ende ist die Stunde vorbei, und wenn die Uhr die Melodie bringt, spielt das Orchester sehr laut mit. Es soll aber ritardando sein, und deshalb braucht man den Mann in der Standuhr, damit er das Tempo verringert. Es wird eine sehr traurige Symphonie sein, über den Zweiten Weltkrieg.«
    »Das ist großartig!«, hatte ich gesagt. »Du solltest gleich mit dem Komponieren anfangen.«
    Er verzog das Gesicht. »Das geht nicht. Dienstags habe ich Fußball, montags und mittwochs Französisch und diesen Religionsunterricht jedes Wochenende, und das Wissenschafts-Camp montags nach Französisch, und donnerstags Klavierstunde, und ich kann keine Symphonie komponieren, wenn ich Klavier übe, weil meine Klavierlehrerin sagt, ich müsste vor allem mit der linken Hand üben.«
    »Das ist wirklich tragisch.«
    »Da ist noch etwas mit meiner Symphonie. Alle Klavierparts sind nur für die rechte Hand.«
    Ich machte die Augen auf und versuchte, mich auf Glenns Musik zu konzentrieren. Ich kratzte mit der rechten Hand mein Bein und mit der linken meinen Rücken. Je länger ich kratzte, umso mehr juckte es. Das Xylophon übernahm nun das Hauptthema, die Holzblasinstrumente spielten das Echo, und plötzlich erkannte ich die Melodie. Es war fast exakt der Werbejingle von Meister Proper, den man auswendig kannte, falls man jemals krank war und zu Hause auf dem Sofa die nachmittäglichen Talkshows angesehen hat. Meister Proper putzt so sauber … Ich stützte mein Gesicht auf die Hände, um nicht zu lachen. Als ob mich jemand beobachten würde.
    Danach ging ich durch einen Flur, der aussah, als könnte er hinter

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