Ausgelöscht
Ethikkommission zufrieden zu stellen. Gerade eben ausreichend, aber ausreichend. Eine solche Gelegenheit wird sich mir nie wieder bieten. Es war meine Chance, Geschichte zu schreiben.«
Clevenger war abermals bestürzt, dass Heller Snows Tod tatsächlich als persönlichen Angriff auf sein Erbe betrachtete, von seinem Gott ganz zu schweigen. »Es tut mir Leid« war alles, was ihm als Antwort darauf einfallen wollte.
Diesmal gab Heller Jack selbst das Zeichen zum Nachfüllen. Dann sah er wieder Clevenger an. »Ich habe Ihre Fragen beantwortet, wie wär’s damit, wenn Sie jetzt einige meiner Fragen beantworten?«
»Ich werde es versuchen.«
»Billy hat gesagt, Sie wären in Washington gewesen.«
»Das stimmt.«
»Darf ich fragen, ob diese Reise irgendetwas mit dem Snow-Fall zu tun hatte?«
»Ich habe eine Spur verfolgt«, erklärte Clevenger.
Heller nickte. »Ich habe mit Theresa Snow gesprochen. Sie hat mir von ihrem Verdacht erzählt.«
»Was hat sie gesagt?«
»Sie denkt, dass Collin Coroway ihren Mann umgebracht hat – wegen Vortek und um mit dem Unternehmen an die Börse gehen zu können.«
Snows Witwe versuchte wirklich mit allen Mitteln, ihre Version seines Todes an den Mann zu bringen. »Okay …«, sagte er.
Jack brachte Heller seinen dritten Scotch und Clevenger seine zweite Diät-Cola, dann kehrte er wortlos hinter die Theke zurück.
»Ich habe zwei und zwei zusammengezählt«, fuhr Heller fort. »Vortek und Ihre Fahrt nach Washington. Sind Sie zufällig beim Patentamt gewesen, um sich nach jüngsten Anmeldungen in Snows Namen zu erkundigen?«
»Nein. Aber warum wollen Sie das wissen, wenn ich fragen darf?«, entgegnete Clevenger.
»Als Sie mir erzählt haben, dass John sich wahrscheinlich nicht selbst umgebracht hätte, dachte ich zuerst an ein Verbrechen aus Leidenschaft. Grace Baxter, seine verschmähte Geliebte, außer sich vor Schmerz, tötet meinen Patienten, dann nimmt sie sich selbst das Leben. Schuld und Sühne. Aber Sie kennen sich in diesen Dingen besser aus als ich. Und Sie scheinen von diesem Szenario nicht überzeugt.«
»Ich schließe es nicht aus.«
»Sagt Ihnen Ihr Instinkt, dass Collin Coroway Snow ermordet hat?«
»Mein Instinkt und meine Erfahrung sagen mir beide, dass ich jede Möglichkeit in Betracht ziehen muss.«
Heller trank die Hälfte seines Scotch in einem Zug. »Was sind die anderen Möglichkeiten?«
»Das ist vertraulich«, erwiderte Clevenger.
»Professionelle Höflichkeit, von einem Arzt zum anderen.«
»Helfen Sie mir zu verstehen, warum es Ihnen so wichtig ist, alles über die Ermittlungen zu erfahren.«
Heller fuhr mit einem Finger über den Rand seines Glases. »Sie verstehen es bereits.« Er sah Clevenger in die Augen. »Sie haben Grace Baxter eine Stunde lang erlebt, stimmt’s? Und Sie brennen darauf herauszufinden, wer sie umgebracht hat. Ich weiß, dass es Ihnen nicht nur darum geht, Ihr Gewissen zu beruhigen. Sie tun es, weil Sie finden, dass Sie es ihr schuldig sind, selbst nach nur einer Stunde. Weil sie Ihre
Patientin
war. Das ist eine mystische, unauslotbare Verbindung. Versuchen Sie mal, das jemandem zu erklären, der kein Arzt ist – und noch dazu ein verdammt guter –, und Sie ernten nur Verständnislosigkeit. Habe ich Recht?«
»Ja.«
»Nun, ich habe über ein Jahr mit Snow zusammengearbeitet. Ich habe für ihn meine Karriere aufs Spiel gesetzt. Ich war mehr als nur sein Chirurg. Ich war sein Beichtvater. Und ich war derjenige, der ihn in der Notaufnahme behandelt hat. Ich war derjenige, der die Hand in seine Brust geschoben und sein Herz massiert hat.«
Clevenger sah forschend in Hellers Augen, suchte nach einer Lüge. Doch Heller sah ehrlich erschüttert aus, so als hätte er einen Bruder oder gar einen Sohn verloren. »Was immer ich letztendlich herausfinde, Sie werden nicht abwarten müssen, bis Sie es in der Zeitung lesen«, versprach er ihm. »Ich werde Sie in alles einweihen, sobald ich es kann. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
»Ich vertraue Ihnen«, sagte Heller. »Und bitte denken Sie an mein Angebot: Wenn Sie mehr Geld brauchen, um tiefer nachzuforschen, müssen Sie es mich nur wissen lassen. Ich bin auch bereit, eine Belohnung auszusetzen, wenn Sie meinen, dass das helfen würde.«
»Ich werde daran denken.«
Heller leerte sein Glas. »Drei Drinks sind genug für mich«, sagte er. »Was meinen Sie? Sollen wir uns auf den Heimweg machen?«
»Können Sie noch fahren?«, fragte Clevenger.
Heller stand auf, stellte
Weitere Kostenlose Bücher