Ausgeloescht
eingerichtet, mit dem du dich in unseren Computer einloggen kannst«, sagt Leo. »Dann kannst du uns zuschauen, als wärst du der User. Auf diese Weise kannst du die Chats verfolgen. Ich habe auch eine Webcam, und wir können über das Mikrofon miteinander sprechen.«
Leo und Alan haben ihre Plätze in »Robert Longs« Wohnung eingenommen. Marjorie hat sich im Haus als »Cynthia« eingerichtet.
»Cynthia arbeitet noch nicht«, hat Callie uns eingewiesen. »Da es schnell gehen musste mit der Legende, habe ich beschlossen, dass wir mit der ehemaligen Mrs. Long eine ähnliche Richtung einschlagen wie bei Robert. Sie versucht zu entscheiden, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Bis dahin geht sie ins Fitnessstudio, lässt sich das Haar machen, liest viel... das Übliche für eine Frau, die von Unterhaltszahlungen lebt.«
Ich blickte auf den Monitor. »Es ist wirklich so, als wäre ich dort«, sage ich beeindruckt.
»Diese Technik ist schon ziemlich weit«, sagt Leo. »Ich werde zusätzlich Logs anlegen. Dann kannst du dir alles anschauen, was du verpasst hast, falls du es brauchst.«
»Hast du dich schon registriert?«, frage ich.
Alans Stimme kommt aus dem Kopfhörer. »Ja. Als >Hurting2105<.« »Dann los.«
Undercoverarbeit ist nicht besonders aufregend, es sei denn, man ist beim Rauschgiftdezernat. Meist geht es nicht um den Augenblick, in dem das Verbrechen begangen wird, sondern um das Alltagsleben, das eine Tarnexistenz umgibt. Man muss essen und schlafen, Überweisungen abgeben und Rechnungen bezahlen. Man muss sich Filme anschauen und sich zwischen Popcorn und Lakritz entscheiden.
Man muss Toilettenpapier kaufen. Alles wird unter der Voraussetzung getan, dass man bei jeder Bewegung beobachtet wird. Man spielt seine Rolle und hofft auf den Augenblick zum Losschlagen.
Ich beobachte, wie Leo auf die Be-A-Man-Again-Site surft.
»Soll ich mich beim Chat einloggen?«, fragt er.
»Geh es langsam an«, rät ihm Alan. »Sehen wir erst mal nach, was im Forum los ist. Was ist heute Thema Nummer eins?«
Leo surft zum Teil für »Allgemeine Diskussionen« des Forums. »Da ist etwas Neues«, sagt er.
Ich beuge mich vor, um lesen zu können, wovon er spricht.
»Du musst das Verbindungsprogramm benutzen, wenn du den Chat verfolgen möchtest«, sagt Leo. »Aber das Forum solltest du alleine lesen, mit deinem eigenen Browser, denn jeder liest mit einer anderen Geschwindigkeit.«
»In Ordnung.«
Ich öffne ein neues Browserfenster, gehe auf die Website und navigiere zum Forum. Der oberste Post, den Leo meinte, heißt: »Mehr Hausarbeit, besserer Sex?« »Hört sich interessant an«, murmele ich. Ich klicke auf das Thema und beginne zu lesen.
Eine neue Studie kam zu dem Schluss, dass Mann und Frau ein besseres Sexualleben haben, wenn das Paar der Meinung ist, die Hausarbeit wäre gleichmäßig aufgeteilt. In der Studie wird darauf hingewiesen, dass es nicht wichtig ist, ob die Hausarbeit tatsächlich gleichmäßig aufgeteilt ist. Es kommt nur darauf an, dass die Beteiligten das Gefühl hatten, es wäre so. Was meint ihr dazu?
Der nächste Post:
Also wirklich! Wer hat die Studie gemacht? Eine Frau, nicht wahr? LOL.
Der nächste Eintrag stammte wieder von dem Poster, der den Thread begonnen hatte:
Haha. Ich dachte das Gleiche, aber wie sich herausstellt, hat ein Mann die Studie gemacht.
Die Antworten gehen weiter.
Na, was soll's, ich schwinge den Staubsauger, wenn ich dafür einen geblasen bekomme. Ist doch kein hoher Preis.
Schön, witzelt einer, aber wenn ich Fenster putzen soll, muss sie mir die Rosette polieren.
Igitt. Such dir ein Tuntenforum, Kumpel.
Der Originalposter mischt sich wieder ein und versucht zu vermitteln.
Jungs, wir sollten diese Site nicht benutzen, um miteinander zu streiten. Zurück zum Thema.
Ich lese den Thread von Anfang bis Ende. Vieles sind harmlose Frotzeleien, anderes ist tiefgründiger. Nur gelegentlich findet man eine giftige Bemerkung.
Die Nutte, mit der ich zusammenlebe, würde mich nicht mal vögeln, wenn ich ein Hausmädchen anstelle, das Tag und Nacht bei uns wohnt. Und vielleicht am bestürzendsten:
Ich weiß nur, dass sie keinen Sex mit mir haben will, und das geht schon vier Jahre so. Ich habe alles probiert. Am Ende hatte ich genug von ihrem Blödsinn. Neulich habe ich in ihre Shampooflasche gewichst. Dann habe ich ihr einen Hamburger geholt und ein bisschen eigene Mayonnaise draufgetan. Ich hätte mich fast kaputtgelacht, als ich sie fragte, wie er war, und sie
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