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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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-Vergewaltigung und Mord - suchte er nach irgendetwas, um seine Gier zu stillen.
    Unvermittelt beugte er sich nach vorn und starrte mit hungrigen Blicken, ohne jede Zurückhaltung, auf die Narben in meinem Gesicht.
    »Haben Sie geschrien, als er Sie geschnitten hat, Agentin Barrett?«, fragte er.
    Ich verkniff mir einen Seufzer. Genau das hatte ich erwartet. Ich war nicht angewidert oder wütend. Eigentlich empfand ich gar nichts. Es war ein Spiel, und er spielte seine Rolle. Er hielt sich für originell, dieser arme kranke Irre, dabei war er so berechenbar wie sonst was.
    »Ja«, sagte ich. »Natürlich.«
    Seine Augen wurden groß. »Hat es ihm gefallen, als Sie geschrien haben?« »Ja.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Ich wollte ihm die Antwort verweigern, doch Scham würde ihn nur noch mehr antörnen. Das war nun mal der Preis für seine Informationen. Natürlich hätte ich mich weigern können, aber ich wollte unbedingt wissen, warum die verdammten Schreie so wichtig für ihn waren. Also hielt ich seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Sein Glied wuchs in mir, als ich geschrien habe.« Ich sagte es mit derselben sachlichen Distanz, die ein Mediziner an den Tag legen würde. »Er wurde mit jedem Schrei härter. Ich konnte es fühlen.«
    Für Bill Keats war das nicht mehr wichtig. Er konnte seine Reaktion nicht verbergen. Er atmete keuchend und schlug unwillkürlich die Beine übereinander. Ein Auge zuckte. Es war ekelhaft.
    »Jetzt sind Sie dran, Mr. Keats«, sagte ich.
    Er blinzelte ein paar Mal und kehrte von dem dunklen Meer zurück, auf dem er sich hatte treiben lassen. Ich konnte beinahe zusehen, wie er mein Bild, das er vor seinem geistigen Auge hatte erstehen lassen, zwecks späterer Benutzung in einen Winkel seines kranken Hirns schob. Er nickte, lehnte sich zurück und legte die Hände auf seinen fetten Wanst.
    »Und?«, fragte ich ungeduldig. »Wann sind Sie bei den Schreien auf den Geschmack gekommen?«
    »Bei der ersten Frau, die ich vergewaltigt habe«, sagte er. »Ich wollte sie penetrieren, aber...«
    »Aber?«
    »Sie wusste, was ich tun würde, und schrie. Es war das Wunderbarste, was ich je gehört habe. Sie wusste, was ich wollte, und dass sie nichts dagegen tun kann. Die Empfindungen, die ich in ihrem Schrei gehört habe ... mein Gott, es war perfekt. Ich habe abgespritzt, noch bevor ich in ihr drin war.« Sein Blick wurde verträumt. »Sie hat nie wieder geschrien. Nicht mal, als ich sie stranguliert habe. Mit ihrem letzten Schrei war sie zerbrochen.« Sein Blick suchte meinen, und sein widerwärtiges Lächeln kehrte zurück. Es kam mir jetzt irgendwie persönlicher vor, wissender, beinahe intim. Ich hatte mit einem Mal das Gefühl, als würde der bloße Blick dieses Wahnsinnigen mich besudeln. »Seitdem war ich auf den Klang dieses einen Schreies aus«, sagte er. »Ich habe ihn nicht auf Band, wissen Sie. Ich war nicht darauf vorbereitet.«
    »Und?«, fragte ich. »Haben Sie den Klang noch mal gehört?«
    Wehmütig schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Manchmal war ich nahe dran. Aber es war nie der Schrei, den ich gesucht habe.«
    Es dauerte noch zehn Minuten, bis ich mit der Vernehmung fertig war. Danach war ich sehr, sehr erleichtert. Ich hatte bekommen, was ich wollte. Ich konnte von dort weggehen, während Bill Keats mit seiner dicken Wampe und der Hornbrille und dem dreckigen Lächeln dableiben musste. Er würde in einem Käfig sterben. Das war bei Weitem nicht genug, aber mehr war nun mal nicht drin.
    »He«, sagte er plötzlich, als ich auf dem Weg zur Tür war. »Erzählen Sie mir etwas über mich.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    Er zuckte die Achseln. »Sie haben alles über mich gelesen. Ich habe jede Ihrer Fragen beantwortet und sämtliche Fragebögen ausgefüllt. Also, Sie sind die Expertin. Was können Sie mir über mich sagen?«
    Ich sah den aufrichtigen Wunsch in seinen Augen, wie schon bei anderen zuvor. Es war ein kurzes Aufflackern von Menschlichkeit, ein Grauton, wo man lieber Schwarz und Weiß sehen würde. Das größte Geheimnis für Menschen wie Keats war das eigene Elend. Warum bin ich, wie ich bin?, wollen sie wissen.
    Ich wollte ihn mit meiner Antwort verletzen. Etwas Tiefschürfendes sagen. Das Problem war, dass es an Bill Keats nichts Tiefschürfendes gab. Er war bloß ein großer Haufen Dreck.
    Also beließ ich es bei der Antwort: »Sie sind ein fettbäuchiges, perverses armes Arschloch.«
    Für einen Moment zog er den Kopf zwischen

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