Ausgerechnet den?
»Das tut mir Leid.«
»Wieso sollte es? Du kannst mich doch nicht ausstehen, schon vergessen?« Sie wusste, dass es unfair war, ihren Kummer an Molly auszulassen, aber das war ihr im Moment egal. Pooh stupste sie am Fuß, als wolle sie sie rügen.
»Das stimmt nicht, Phoebe.«
Frische Tränen schössen ihr in die Augen. »Ich will nur allein sein, okay?«
»Du weinst ja.«
»Bloß eine vorübergehende Schwäche. Ich werd’s überleben.«
»Wein doch nicht. Dan würde sich sicher ganz schlecht fühlen, wenn er wüsste, dass er dich so traurig gemacht hat.«
»Das bezweifle ich ernsthaft.«
»Ich glaube, du hast dich in ihn verliebt.«
Sie schluckte hart, während ihr die Tränen in Strömen von den Wangen liefen. »Auch darüber werde ich wegkommen.«
Sie spürte eine sanfte Hand auf ihrem Arm. Ihr Hals schnürte sich zu, und etwas in ihr schien zu zerbrechen.
Sie wusste nicht wie, aber plötzlich lag sie in Mollys Armen.
Molly tätschelte ihren Arm und streichelte ihren Rücken. »Nicht weinen, Phoebe. Bitte nicht weinen. Es wird schon wieder. Ehrlich. Weine nicht.« Molly sprach genauso sanft mit ihr, wie sie immer mit Pooh sprach. Da sie um einiges kleiner als Phoebe war, war ihre Position ein wenig unbequem, aber sie hielten einander trotzdem fest umschlungen.
Phoebe hatte keine Ahnung, wie lange sie so dastanden, aber nichts auf der Welt hätte sie dazu bringen können, ihre Schwester loszulassen. Als sie sich schließlich ausgeweint hatte, machte sich Molly von ihr los, nur um kurz darauf mit einer Schachtel Kosmetiktücher aus dem Bad zurückzukommen.
Phoebe setzte sich auf den Bettrand und schnäuzte sich. »Morgen geht’s mir sicher schon wieder besser. Ist lediglich ein Anfall von Selbstmitleid, das geht vorbei.«
Die Matratze sank ein, als Molly neben ihr Platz nahm.
Einen Moment lang war es still. »Bist du schwanger?«, fragte sie schließlich.
Phoebe blickte sie überrascht an. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ein Mädchen in meinem Frühgeschichte-Kurs ist schwanger. Ich weiß, dass das passieren kann, selbst Erwachsenen, die doch über Verhütung und so Bescheid wissen sollten. Falls du’s bist, bin ich sicher, dass Dan dich heiraten würde, aber falls nicht – wir beide –«, sie verhaspelte sich fast in ihrem Eifer, »ich würde dir helfen, das Baby aufzuziehen. Du müsstest keine Abtreibung machen oder es weggeben oder allein großziehen oder so was.«
Als Phoebe den tiefernsten Ausdruck in den Augen ihrer Schwester sah, verflog etwas von ihrer Betäubung, und sie schenkte ihr ein wässriges Lächeln. »Ich bin nicht schwanger. Aber danke. Ehrlich, ich danke dir von Herzen.«
»Du fängst doch nicht wieder zu heulen an, oder?«
Phoebe nickte und schnäuzte sich erneut. »Ich kann nicht anders. Das war das netteste Angebot, das ich je bekommen habe.« Sie schluchzte kurz auf. »Ich liebe dich, Mol. Ehrlich.«
»Ehrlich?«
»Ja.« Phoebe wischte sich die Tränen ab.
»Obwohl ich so ein Mistvieh war?«
Phoebe lächelte. »Das warst du wirklich.«
»Niemand hat mich bis jetzt geliebt.«
»Deine Mutter schon.«
»Echt?«
»Sehr sogar.«
»Ich kann mich überhaupt nicht an sie erinnern. Bert hat gesagt, sie war ein Bimbo gewesen.«
Phoebe stieß ein ersticktes Lachen aus. »Das war sie auch. So wie meine Mutter. Das war der einzige Typ Frau, den Bert geheiratet hat. Er mochte sie blond, sexy und dumm. Wir haben unseren Grips von ihm geerbt, Mol, nicht von unseren Müttern.« Sie knetete das Papiertaschentuch. »Aber deine Mutter war einer der liebenswertesten Menschen, die ich je kennen gelernt hab, und sie hat dich so geliebt. Ich bin von zu Hause ausgerissen, als du noch ganz klein warst, aber ich erinnere mich noch gut, dass sie dich stundenlang gehalten hat, selbst wenn du schliefst, nur weil sie nicht fassen konnte, dass sie dich bekommen hatte.«
»Ich wünschte, ich würd mich an sie erinnern.«
»Sie war total nett. Sie hat mir immer Geschichten über ihre Zeit als Showgirl erzählt. Cooki auch, Berts zweite Frau. Sie waren beide richtig lieb.«
Molly hing förmlich an ihren Lippen. »Erzähl mir mehr über sie.«
Sie schnüffelte und betupfte ihre Nase. »Nun ja, Bert hat alle seine drei Ehefrauen in Las Vegas aufgegabelt. Ihr einziges Kapital waren ein hübsches Gesicht und eine tolle Figur, trotzdem waren es ganz außergewöhnliche Frauen.
Manchmal denke ich, dass der Ausdruck ›Bimbo‹ nur von Männern erfunden wurde, damit sie sich Frauen, die weit
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