Ausgerechnet den?
was anderes, nichts weiter.«
So anders nun auch wieder nicht, dachte er. Alle sexuellen Fantasien von Valerie liefen auf die eine oder andere Weise ständig auf männliche Dominanz in irgendeiner Form hinaus. Ganz schön komisch bei einer Frau, die sich aufs Eierzerquetschen spezialisiert hatte.
Unglücklicherweise war die Einzige, mit der er diesen Witz teilen konnte, Valerie, und die lachte bestimmt nicht. Im Übrigen regte sie sich immer gleich so auf, wenn er es wagte, ihre bekloppten Inszenierungen zu kritisieren, und sie hatten so schon genug Streit.
Ihre Hand kroch unauffällig zu ihrem malträtierten Hinterteil und rieb es durch den hauchzarten Seidenstoff.
Sie funkelte ihn böse an. »Du hättest nicht so hart zuhauen müssen.«
»Schätzchen, ich hab mich noch zurückgehalten.«
Er konnte sehen, dass sie überlegte, ob sie ihm die Augen auskratzen sollte oder nicht. Offenbar nicht, denn sie ging zu einem kleinen Küchentisch, auf dem ihr Filofax lag, und begann es durchzublättern. »Ich muss erst in ein paar Wochen wieder in Washington sein. Wie sieht’s bei dir dieses Wochenende aus?«
»Muss nach New York. Wir spielen in den Meadowlands gegen
die Jets.«
Er stieß sich vom Kühlschrank ab, ging zu einer rostfreien Stahlschüssel voller Obst, die aussah wie der Terminal im Dulles Airport, und fischte sich eine Banane heraus.
Sie nahm ihre Lesebrille mit den Halbgläsern vom Küchentisch, setzte sie auf und legte ihre Zigarette in einem schweren schwarzen Glasaschenbecher ab. »Wie war’s mit Donnerstagabend, bevor du fliegst?«
»Meeting. Aber Freitag ginge.«
»Da kommt der Vizepräsident, und ich muss auf einen Empfang.«
»Mittwoch kann ich, aber erst ab Mitternacht.«
»Ja, das könnte klappen. Nur –« Sie schlug ungehalten ihr Büchlein zu. »Da kriege ich meine Periode.« Dann nahm sie einen Zug aus ihrer Zigarette und meinte forsch:
»Nun ja, was soll’s. Wir brauchen uns ja nicht drum zu kümmern. Wäre ja nichts Neues.«
»Wir sind jetzt schon fast ein Jahr lang geschieden, Val. Findest du nicht, es wäre an der Zeit, endlich Schluss zu machen?«
»Dazu besteht kein Grund. Wir sind übereingekommen, dass dies die beste Lösung für uns ist, solange keiner von uns einen ändern Partner gefunden hat.«
»Und solange wir uns nicht gegenseitig umbringen, je nachdem, was als Erstes kommt.«
Sie ignorierte seinen Sparwitz und zeigte stattdessen jene rare Verletzlichkeit, auf die er stets wieder hereinfiel.
»Ich weiß nicht – ich weiß einfach nicht, wie ich’s anstellen sollte. Ich habe nun mal eine Schwäche für dominante Männer. Wie soll ich so einem Mann sagen, dass ich erst mit ihm ins Bett gehe, wenn ich ein komplettes Blutbild samt Gesundheitszeugnis von ihm gesehen habe?«
Er warf die Bananenschale ins Spülbecken. »Sex in den Neunzigern. Man lässt sich auf die komischsten Beziehungen ein.«
»Niemand sollte seinen Ex bumsen müssen, bloß weil dieser Ex zufällig HIV negativ ist.« Sie drückte ungehalten die Zigarette im Aschenbecher aus.
»Amen.« Ihm missfiel ihr Arrangement noch weit mehr als ihr, aber immer wenn er versuchte, das Thema aufs Tapet zu bringen, schaffte sie es, dass er sich wie ein Schuft vorkam. Nun, sobald er sein Heimchen gefunden hatte, konnte sie ihm den Buckel runterrutschen.
»Wir sind beide zu intelligent, um sexuelles Roulette zu spielen«, sagte sie.
»Und du bist ganz verrückt nach meinem Körper.«
Sie hatte in letzter Zeit noch weniger Sinn für Humor als sonst, und seine Bemerkung brachte sie prompt auf die Palme. Ihre Nasenflügel bebten, und bevor er wusste, wie ihm geschah, warf sie ihm vor, ein grober, unsensibler Klotz zu sein, ein Choleriker, den nichts weiter im Leben scherte, als blöde Footballspiele zu gewinnen. Ach ja, und ein kalter Fisch war er außerdem, emotional total blockiert und unfähig, seine Gefühle zu zeigen.
Da sie damit so ziemlich ins Schwarze traf, schaltete er einfach ab und mampfte gemütlich eine weitere Banane.
Sie mochte ja Recht haben, was ihn betraf, doch waren ihre Probleme in Wahrheit noch viel größer als die seinen.
Und die Tatsache, dass sie ihm im Grunde Leid tat, war einer der Gründe, warum er bei diesem kranken Arrangement mitmachte. Als weibliches Mitglied des Repräsentantenhauses unterlag sie einem strikteren Moralkodex als ihre männlichen Kollegen. Die Wähler mochten ihren männlichen Kongressabgeordneten ein wenig Herumhurerei ja durchgehen lassen, einer weiblichen
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