Ausgerechnet den?
er eine Hank-Jr.-Musikkassette ins Deck und drehte voll auf. Wenn er sich so fühlte wie in diesem Moment, dann war ein anderer wilder Hund wie Hank die einzige Gesellschaft, die er ertragen konnte.
Das
preseason game
am Sonntagnachmittag gegen die
Jets
wurde ein einziges Desaster. Wenn sie wenigstens mit einem halbwegs anständigen Team antreten hätten können, dann wäre der Reinfall nicht gar so blamabel ausgefallen.
Fünfundzwanzig zu zehn und das gegen diese Weichärsche
von Jets.
Das war selbst in der Vorsaison mehr, als Dan ertragen konnte, besonders wenn er sich vorstellte, wie sich drei seiner besten, aber vertraglosen Spieler zu Hause in ihren großen Jacuzzis aalten und sich auf ihren Großbildfernsehern das Spiel ansahen.
Jim Biederot, der eigentliche
quarterback
der
Stars,
hatte sich beim letzten Training verletzt und sein Ersatzmann hatte sich in der Woche davor einen Lendenmuskel gezerrt, sodass Dan gezwungen war, C. J. Brown aufs Feld zu schicken, einen alten Haudegen, der schon fünfzehn Jahre auf dem Buckel hatte und dessen Knie nur noch mit Flugzeugkleber zusammengehalten wurden. Wenn wenigstens Bobby Tom hätte spielen können, dann hätte C. J. ihm ein paar Pässe rüberschicken können, denn Bobby Tom gelang es gewöhnlich, seinen Mann abzuschütteln und das Spiel zu machen. Aber Bobby Tom konnte ja nicht antreten.
Und der Gipfel war, dass die neue Besitzerin der
Stars
anscheinend aus dem Urlaub zurückgekehrt war, sich jedoch weigerte, irgendwelche Anrufe entgegenzunehmen.
Dan trat ein Loch in die Wand der Besucherumkleide, als Ronald McDermitt ihm dieses spezielle Informationshäppchen verfütterte, doch das half auch nichts. Er hätte sich nie vorstellen können, dass er einmal etwas mehr hassen würde, als Footballspiele zu verlieren, aber das war, bevor Phoebe Somerville in sein Leben getreten war.
Die ganze Woche war eigentlich eine Katastrophe gewesen. Ray Hardesty, der frühere
defensive end
der
Stars,
den Dan Anfang August hatte raussetzen müssen, war einmal zu oft betrunken am Steuer gesessen und durch eine Leitplanke auf dem Calumet Expressway gerast. Er war sofort tot gewesen, ebenso wie seine achtzehnjährige Begleiterin. Die ganze Zeit während der Beerdigung hatte Dan in die gramverzerrten Gesichter seiner Eltern geblickt und sich gefragt, ob er nicht mehr hätte tun können. Vom Verstand her wusste er, dass er alles versucht hatte, aber es war trotzdem eine schreckliche Tragödie.
Der einzige Lichtblick in dieser schlimmen Woche hatte sich während Werbeaufnahmen ereignet, die er für United Way in einem Kindergarten ein wenig außerhalb von Chicago gemacht hatte. Als er hereinkam, war das Erste, was ihm ins Auge gefallen war, das elfenhafte Gesicht einer kleinen rothaarigen Kindergärtnerin gewesen, die im Schneidersitz auf dem Boden saß und einer Gruppe von Vierjährigen eine Geschichte vorlas. Etwas in ihm war bei diesem Anblick dahingeschmolzen, und sein Blick hatte hingerissen an ihrem sommersprossigen Gesicht gehangen. Auch der Fleck grüner Fingerfarbe auf ihrer Jeans-latzhose war ihm nicht entgangen.
Als die Dreharbeiten abgeschlossen waren, hatte er sie auf eine Tasse Kaffee eingeladen. Sie hieß Sharon Anderson und war ein scheues, verlegenes kleines Ding, was er als wohltuend empfand, hatte er es doch gewöhnlich eher mit dem männermordenden Frauentyp zu tun. Es war noch zu früh für Spekulationen, doch er konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob er möglicherweise sein Heimchen am Herd gefunden hatte.
Doch die Freude über seine Begegnung mit Sharon war ihm spätestens am Tag des Spiels gegen die
Jets
vergangen, und auch während des üblichen Presserummels nach dem Spiel hatte er noch vor Wut gekocht. Aber zum Ausbruch kam es erst, als er auf der Flugpiste vor dem Charterflugzeug stand, das sie nach Chicago zurückbringen sollte.
»Gottverfluchte Scheiße noch mal!«
Er fuhr so heftig herum, dass er Ronald McDermitt, den amtierenden General-Manager, umrannte und dieser prompt sein Buch fallen ließ. Nun, er ist sowieso ein Waschlappen und hat’s nicht besser verdient, dachte Dan mitleidlos. Ronald war nicht allzu groß, nur etwa eins siebenundsiebzig, sah jedoch gut aus, war aber einfach zu ordentlich, zu schnieke, zu höflich und zu jung, um die
Chicago Stars
zu managen.
In Profiteams war der General-Manager, oder kurz »GM« genannt, auch für die Anstellung oder Entlassung der Trainer verantwortlich, sodass Ronald, theoretisch, Dans Boss war. Aber
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