Ausgerechnet den?
morgen bis spätestens zehn Uhr im Büro aufzukreuzen, verabschiedete er sich in der Lobby von ihr. Sie war so erleichtert, ohne Schrammen davongekommen zu sein, dass sie bereits den Autoschlüssel in der Hand hielt, den Annette Miles ihr gegeben hatte, als ihr einfiel, dass sie sich ja gar nicht bei Ron für seine Hilfsbereitschaft bedankt hatte.
Außerdem wollte sie seinen Rat in Bezug auf die Kandidaten für den Posten des General-Managers einholen.
Unterwegs zum Gebäudeflügel, in dem das Management der Stars untergebracht war, begegnete sie einem untersetzten Mann, der eine Kameraausrüstung schleppte.
»Entschuldigen Sie, wo finde ich Rons Büro?«
»Ron?« Er blinzelte sie verwirrt an.
»Ron McDermitt.«
»Oh, Sie meinen Ronald. Letzte Tür am Ende des Gangs.«
Sie ging den Korridor entlang, doch als sie die letzte Tür am Ende erreicht hatte, dachte sie, ihn falsch verstanden zu haben, denn auf dem Messingschildchen an der Tür stand »General-Manager«. Verdutzt starrte sie es an.
Und dann beschlich sie jäh eine böse Ahnung. Sie stürzte ins Vorzimmer, in dem ein Schreibtisch und ein paar Stühle standen. Das Telefon klingelte und sämtliche Knöpfe blinkten, aber niemand war da, nirgendwo eine Sekretärin in Sicht. Ein paar Sekunden lang hegte sie die heiße Hoffnung, dass Ron vielleicht nur so etwas wie ein Assistent war, aber diese Hoffnung erstarb, als sie an der Tür zum inneren Büro stand.
Ron saß mit dem Rücken zu ihr an seinem Schreibtisch und starrte aus dem Fenster. Er hatte die Anzugjacke ausgezogen und saß hemdsärmelig da, die Arme auf die Sessellehnen gestützt.
Sie trat vorsichtig ein. »Ron?«
Er drehte sich um. »Hallo, Phoebe.«
Ihr brach fast das Herz, als er ihr nun ein trauriges Dackellächeln schenkte. Obwohl er alles andere als fröhlich wirkte, erlaubte sie sich ein Fünkchen Hoffnung. »Haben Sie – haben Sie schon mit Steve Kovak gesprochen?«
»Sie wollen wissen, ob er mich bereits gefeuert hat? Ja, das hat er.«
Sie betrachtete ihn zutiefst bekümmert. »Ich wusste nicht, dass Sie der General-Manager sind. Warum haben Sie’s mir nicht gesagt?«
»Ich dachte, Sie wüssten es.«
»Wenn das so wäre, dann hätte ich das hier nie zugelassen.« Doch noch während sie die Worte sagte, fiel ihr ihre Absprache mit Dan ein. Zu dieser Absprache gehörte, dass sie den derzeitigen General-Manager feuerte.
»Ist schon gut. Ehrlich. Es wäre früher oder später ohnehin passiert.«
»Aber Ron…«
»Ich habe den Job als
Assistant GM
sowieso nur bekommen, weil mein Vater und Bert gute Freunde waren.
Ihr Vater war nie sonderlich beeindruckt von mir und hätte mich schon nach sechs Monaten wieder gefeuert, wenn Carl Pogue sich nicht für mich eingesetzt hätte.«
Sie sank auf einen Stuhl. »Wenigstens einer, der hinter Ihnen stand.«
»Ich habe schrecklich gern für Carl gearbeitet. Wir haben einander perfekt ergänzt; deshalb wollte Carl auch nicht, dass Bert mich feuert.«
»Was meinen Sie?«
»Carl hat einen guten Instinkt, wenn’s um Football geht, und er ist eine starke Führerpersönlichkeit, wenn auch nicht allzu intelligent. Ich hatte das, was ihm fehlte – Organisationstalent, Geschäftssinn –, aber als Autoritätsperson bin ich eine totale Niete. Carl und ich haben uns dahingehend verständigt, dass ich Planung und Strategie übernehme und er die Sachen dann ausführt.«
»Wollen Sie damit sagen, dass eigentlich Sie die Mannschaft gemanagt haben?«
»O nein. Carl hatte das Sagen.«
»Aber Sie die Ideen.«
»Ja, das stimmt schon.«
Sie rieb sich die Stirn. »Das ist einfach furchtbar.«
»Falls es Ihnen ein Trost ist, mich zu feuern war die richtige Entscheidung. Wenn ein GM in einem Profiteam Erfolg haben will, muss er zumindest ein wenig Furcht verbreiten unter dem Personal ebenso wie unter den Spielern und Trainern. Aber die Männer respektieren mich nicht mal, geschweige denn, dass sie auch nur das kleinste bisschen Bammel vor mir hätten. Ich hab das Hirn für den Job, aber die Persönlichkeit dazu scheint mir zu fehlen. Oder möglicherweise habe ich ja einfach nicht den nötigen Mumm.«
»Ich schon.« Sie richtete sich überrascht in ihrem Stuhl auf, ebenso überrascht wie Ron, denn sie hatte, ohne zu wollen, laut gedacht.
»Wie bitte?«
Ihre Gedanken rasten. Bert wollte, dass sie eine Schachfigur war. Er wollte, dass sie schön brav tagtäglich in seinem alten Büro hockte und die Papiere unterschrieb, die man ihr unter die Nase hielt.
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