Ausgerechnet den?
Schlachtfelder voller Leichen, wenn’s vorbei ist. Ich habe alles gemacht, bloß nicht selbst gespielt. Ich war zu klein, zu ungeschickt. Vielleicht wollte ich’s ja zu sehr, vielleicht ist mir deshalb dauernd der Ball durch die Finger gerutscht.«
Er schob eine Hand in seine Hosentasche. »In meinem Abschlussjahr auf der Highschool habe ich den
National Merit Award
als Bester meines Jahrgangs bekommen und bin in Yale akzeptiert worden. Aber auf das alles hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken verzichtet, wenn ich bloß in die Mannschaft hätte reinkommen können. Wenn ich nur einmal den Ball in die Endzone hätte tragen können.«
Sie verstand seine Sehnsucht, wenn auch nicht seine Leidenschaft für Football. Wie konnte dieser liebenswerte, sanfte Mann nur einer solch ungesunden Obsession nachhängen?
Sie wies mit einem Kopfnicken auf die Papiere in seiner Hand. »Sie wollen, dass ich die da unterschreibe, nicht?«
Auf einmal leuchteten seine Augen, und er trat eifrig auf sie zu. »Alles, was ich tun kann, ist, Ihnen raten, aber ich glaube, diese Mannschaft hat eine glänzende Zukunft. Dan ist ziemlich aufbrausend und fordert den Spielern eine Menge ab. Manchmal ist er auch ein bisschen zu hart, aber er ist trotzdem ein großartiger Coach, und wir haben eine Menge junger Talente. Ich weiß, dass in diesen Verträgen eine Menge Geld steckt, aber im Football kommt das Geld erst wieder rein, sobald man Meisterschaften gewinnt. Ich halte diese Spieler für eine gute Langzeitinvestition.«
Sie nahm ihm die Papiere aus der Hand und kritzelte rasch ihren Namen an die Stellen, die er ihr bedeutete. Als sie fertig war, war ihr richtig schwindlig. Wenn sie bedachte, welche Unsummen sie gerade ausgegeben hatte!
Trotzdem, das Ganze war am Ende doch nur Reeds Problem, wieso machte sie sich also überhaupt Gedanken?
Die Tür ging auf, und Dan trat ein. Er sah den Kuli in ihrer Hand und dass sie die Papiere an Ron zurückgab; der nickte ihm zu.
Dan entspannte sich sichtlich. »Warum bringen Sie die nicht gleich zu Steve zurück, Ronald?«
Ron nickte und ging, bevor sie ihn aufhalten konnte.
Nun, da sie allein waren, kam ihr das Büro auf einmal merklich enger vor. Mit Ron im Raum hatte sie sich sicher gefühlt, doch nun schien etwas Gefährliches in der Luft zu liegen.
Als Dan hinter den Schreibtisch trat und sich setzte, wurde ihr klar, dass dies sein Büro sein musste. Hier hingen, wie sie positiv vermerkte, keine eitlen Fotos oder protzigen Urkunden. An einer Wand standen schlichte Stahlregale und Aktenschränke, an der gegenüberliegenden eine alte, durchgesessene Couch. Schreibtisch und dahinter stehende Ablage waren voller Papierstapel, doch wirkte alles irgendwie ordentlich und organisiert. In einer Ecke standen ein Fernseher und ein Videorecorder. Sie wandte rasch den Blick von einem hässlichen Loch in der Wand ab, das aussah, als hätte es dort jemand mit der Faust hingedonnert.
Halb und halb erwartete sie, dass er gleich leere Bierdosen aus seinen Schubladen holen und sie mit bloßen Händen zerquetschen würde, doch er wies stattdessen mit einem Kopfnicken auf einen mit einem königsblauen Sitzkissen gepolsterten Chromstuhl. Sie nahm jedoch lieber die Couch, weil die weiter von ihm entfernt stand.
Sein Stuhl quietschte, als er sich zurücklehnte. »Sie brauchen nicht so ängstlich zu gucken. Ich hab heute schon gefrühstückt.«
Sie reckte das Kinn und schenkte ihm ein sinnliches Lächeln. »Zu schade, Coach. Und ich hatte so gehofft, Sie wären vielleicht hungrig.«
Er lächelte. »Bin froh, dass ich Ihnen mit siebenunddreißig begegnet bin und nicht mit siebzehn.«
»Wieso das?«
»Weil ich jetzt um einiges klüger bin als damals. Sie sind nämlich genau die Art Frau, vor der mich meine Mama immer gewarnt hat.«
»Kluge Mama.«
»Haben Sie die Männer eigentlich schon von klein auf reihenweise erlegt oder erst seit kurzem?«
»Hatte den ersten schon im Sack, da war ich erst acht.
Ein Pfadfinder namens Kenny.«
»Acht Jahre.« Er pfiff anerkennend durch die Zähne.
»Will gar nicht erst dran denken, was Sie mit der männlichen Bevölkerung angestellt haben, als Sie siebzehn wurden.«
»War kein hübscher Anblick, so viel kann ich Ihnen versichern.« Mit diesem Mann zu flirten war nervenzerfetzend, und sie zermarterte sich fieberhaft das Hirn nach einem weniger aufregenden Thema. Da fielen ihr wieder die leeren Trainingsplätze ein, und sie wies mit einer Kopfbewegung in Richtung
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