Ausgerechnet den?
mehrere Minuten vergingen, ehe er einen Blick neben sich warf. Als er das tat, erkannte er nicht gleich, wer es wagte, sich während der Arbeit an ihn ranzumachen. Er wollte den Delinquenten schon mit einem gehörigen Anpfiff vom Feld jagen, als ihm erst klar wurde, wen er da vor sich hatte.
»Ronald?«
»Coach.«
Der Junge sah einfach nicht aus wie er selbst; er sah aus wie ein südamerikanischer Gigolo. In die Haare hatte er sich pfundweise Gel geschmiert und sie straff zurückgekämmt; dazu trug er eine dunkle Gangsterbrille, ein schwarzes T-Shirt, schlabbrige Hosen und eins von diesen bauschigen europäischen Blousons, den Kragen hochgestellt, die Ärmel bis zum Ellbogen zurück geschoben.
»Herrgott, Ronald, was haben Sie mit sich angestellt?«
»Ich bin arbeitslos. Ich muss mich jetzt nicht mehr wie ein Spießer anziehen.«
Dan sah, dass der Junge eine Zigarette in der Hand hielt.
»Seit wann rauchen Sie denn?«
»Och, hin und wieder. Hab mich bisher bloß wegen der Männer beherrscht. Man will schließlich ein Vorbild sein.« Er steckte sich die Zigarette in den Mundwinkel und wies mit einer lässigen Kopfbewegung aufs Spielfeld. »Wie ich sehe, probieren Sie’s mit dem neuen
tailback sweep.«
»Ja, das heißt, wenn Fenster lernen kann, links und rechts auseinander zu halten.«
»Bucker sieht nicht schlecht aus.«
Dan war noch immer ein wenig verwirrt wegen Ronalds überraschender Typveränderung, und das betraf nicht nur’ sein Äußeres, sondern auch sein ungewöhnlich selbstsicheres Auftreten. »Er macht sich.«
»Also, hat Phoebe sich schon für einen neuen GM entschieden?«, erkundigte sich Ronald beiläufig.
»Teufel noch mal, nein.«
»Hab ich mir doch gedacht.«
Dan stieß ein verächtliches Schnauben aus. Phoebe hatte die Kandidatenliste schon seit über einer Woche, seit sie hier angekommen war, aber anstatt sich einen rauszusuchen, sagte sie, sie wolle Ronald wiederhaben. Er hatte sie daraufhin an ihre Abmachung erinnert und ihr gesagt, dass sie sich verdammt noch mal besser dran hielt, wenn sie ihren
head coach
nicht auch noch verlieren wollte. Als sie merkte, dass es ihm bitterernst war, hörte sie auf zu meckern. Aber sie hatten letzte Woche ihr zweites Vorsaisonspiel verloren, am Sonntag stand das Saisoneröffnungsspiel gegen die
Broncos
an, und sie hatte noch immer keinen einzigen Kandidaten zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Anstatt sich nützlich zu machen, hockte sie am Schreibtisch in Ronalds altem Büro herum und blätterte in Modezeitschriften. Berts Büro wollte sie nicht benutzen, weil ihr die »Dekoration« nicht gefiel. Wenn man ihr das einfachste Formular unter die Nase hielt, zog sie die Stirn kraus und sagte, sie würde sich später drum kümmern. Was sie nie tat. Am Montag war er ihr ordentlich aufs Dach gestiegen, weil sie’s irgendwie geschafft hatte, die wöchentlichen Gehaltsschecks zu verbummeln. Als er reingestürmt war, hatte sie doch tatsächlich dagesessen und sich die gottverdammten Fingernägel lackiert! Da war er richtig ausgerastet, aber er hatte kaum mit Brüllen angefangen, als ihre Unterlippe auch schon zu zittern begann und sie quengelte, er dürfe nicht so mit ihr reden, weil sie ihre Periode habe. Ihre Periode!
Irgendwann im Laufe dieser Woche hatte Phoebe es geschafft, ihm noch mehr auf die Nerven zu gehen als selbst Valerie, und das wollte wahrhaftig etwas heißen. NFL Team-Besitzer sollten Respekt und Ehrfurcht und auch ein wenig Angst wecken. Selbst alte Trainerhaudegen gingen bei einem Mann wie AI Davis, dem willensstarken Besitzer der
Raiders,
auf Zehenspitzen. Dan wusste, er würde seinen Kopf nie wieder hochhalten können, wenn man herausfinden sollte, dass die Besitzerin seines Teams kein Gebrüll ertragen konnte, wenn sie ihre Periode hatte!
Sie war zweifellos die dümmste, albernste, winseligste Person, die ihm je im Leben untergekommen war. Zuerst hatte er sich gefragt, ob sie nicht vielleicht mehr Grips hatte, als sie sich anmerken ließ, doch nun wusste er, dass sie noch viel weniger besaß! Sie war eine vollkommen hirnlose Sexbombe, ein Weltklasse-Bimbo, und sie ruinierte sein Footballteam!
Wenn sie bloß nicht diesen Killer-Body hätte. Es war schwer, ihn zu ignorieren, selbst für jemanden wie ihn, der schon mit zwanzig so ziemlich alles gesehen hatte, was eine Frau zu bieten hatte. Er wusste, dass die Leute allgemein dachten, das Privatleben von Footballspielern wäre eine einzige große Orgie, und damit hatten sie
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