Ausgerechnet den?
Verhalten in ihrer Kindheit heimzuzahlen.
Ihr Blick fiel auf den Computer, der nutzlos in einer Ecke ihres Schreibtisches stand. »Könntest du mir jemanden schicken, der mir erklärt, wie man mit dem Ding da umgeht?«
»Du willst lernen, wie man einen Computer bedient?«
»Wieso nicht? Ich bin bereit, alles zu versuchen, was nicht dick macht. Außerdem könnte es lustig werden, mal wieder mein Gehirn zu benutzen.«
»Ich werde jemanden rüberschicken.« Ron erhob sich. »Phoebe, bist du sicher, dass du nicht wieder selbst in Berts Büro ziehen willst? Ich habe Gewissensbisse, das riesige Büro für mich allein zu haben.«
»Du brauchst den Platz mehr als ich.«
Nachdem Ron gegangen war, schweifte ihr Blick über die blaugrauen Wände, den modernen Chromschreibtisch, das Football-Andachtsgehänge. Sie war zu der Ansicht gelangt, dass es sich für die kurze Zeit nicht lohnte, das Büro umdekorieren zu lassen und ein paar eigene Sachen in Rons früherem Reich aufzuhängen. Die nüchtern-zweckmäßige Möblierung stand in krassem Gegensatz zu dem luxuriösen neuen Domizil, in das sie und Molly heute ziehen würden. Eine von Berts Tussies hatte offenbar einen guten Geschmack gehabt, was Wohnungseinrichtungen betraf, wenn auch nicht gerade in Bezug auf Männer.
Peg Kowalski, Berts frühere Haushälterin, wollte die Übersiedlung von Phoebes und Mollys Sachen überwachen. Peg, bereits Ende fünfzig, war es leid, einen großen Haushalt zu führen, und hatte sofort zugesagt, mit den beiden jungen Frauen überzusiedeln. Sie würde im neuen Heim mit der Wäsche helfen, beim Putzen und auch mit dem Einkauf.
Außerdem war sie bereit, über Nacht bei Molly zu bleiben, wenn Phoebe einmal fort musste.
Molly hatte nur wenig Interesse am Umzug gezeigt.
Auch hatte sie Phoebes Anerbieten, ein wenig shoppen zu gehen, um ihre schrecklich altjüngferliche Garderobe ein wenig aufzupeppen, bevor sie am Mittwoch in ihre neue Schule ging, abgelehnt. Phoebe hatte entschieden, dass es keinen Zweck hatte, Molly mit den Lügen zu konfrontieren, die sie Dan aufgetischt hatte. Es hätte die ohnehin angespannte Situation nur noch verschlimmert.
Sie musste Papiere durchlesen, Rückrufe erledigen, aber anstatt sich an die Arbeit zu machen, drehte sie sich erneut mit ihrem Stuhl zum Fenster um. Sie spielte schon solange Katz und Maus mit den Männern, dass sie gar nicht mehr wusste, wie man es anstellte, einen Mann wissen zu lassen, dass man ihn attraktiv fand. Sie empfand Kummer und Scham, wenn sie an gestern dachte, aber auch Bedauern. Wäre sie doch nur mutig genug gewesen, mit Dan zu schlafen. Vielleicht wäre sie dann jetzt geheilt.
Dan bemerkte sofort Valeries argwöhnischen Blick, als er ihr Büro in einem der schicken gläsernen Büropaläste im Chicagoer Stadtviertel Oak Brook betrat. Sie lud ihn mit einer Handbewegung ein, auf einem der rosefarbenen Stühle, die sich um einen kleinen Konferenztisch scharten, Platz zu nehmen.
»Kaffee?«
»Nein, danke.«
Er setzte sich und schob den auf Rollen befestigten Stuhl zurück, um seine langen Tentakel ausstrecken zu können. Als sie sich von ihrem Schreibtisch erhob und zu ihm ging, glitt sein Blick über ihr konservatives, marineblaues Kostüm mit der weißen, bis zum Hals zugeknöpften Seidenbluse. Wie er Valerie kannte, hatte sie wahrscheinlich sexy Strapse unter dem Rock an.
»Ich habe gehört, ihr habt am Sonntag schon wieder verloren«, sagte sie, während sie sich zu ihm setzte. »Tut mir Leid.«
»So was passiert eben.« Er wollte es richtig machen, also hatte er sie gebeten, sich mit ihm im Gordon zum Dinner zu treffen, ihrem Lieblingsrestaurant. Doch sie hatte abgelehnt und stattdessen verlangt, dass er zu ihr ins Büro kam. Also vermutete er, dass ihr schwante, was er vorhatte und dass sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
Sie nahm das Päckchen Zigaretten, das auf dem Tisch lag. »Der Vorfall neulich bei dir zu Hause war der Gipfel der Peinlichkeit. Ich hoffe bloß, dass sie den Mund hält.«
»Wird sie wohl.«
Valerie stieß ein zynisches Lachen aus. »Als ich merkte, was los war, ist mein ganzes Leben in Sekundenschnelle an mir vorbeigerast.«
»War bei ihr wohl nicht anders, als ich sie ins Gebüsch zerrte. Aber im Gegensatz zu dir wusste sie nicht, dass ich ihr nicht wirklich was tun würde.«
»Konntest du sie beruhigen?«
»Wir haben geredet, ja.«
Sie sog tief an ihrer soeben angezündeten Zigarette und machte eine erste, nicht allzu
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