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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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hatte Linus nichts mehr von den Kellers aus Vermont gehört und versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass es der natürliche Gang der Dinge war. Schließlich waren sie ja nicht einmal blutsverwandt.
    Er nahm sich einen Fünfziger, raffte das restliche Geld zusammen und steckte es in die Tüte, die er wieder unter dem Küchenschrank versteckte.
    Danach holte er eine Pizza aus dem Gefrierfach und riss die Kante der Verpackung auf. Als er die gefrorene bunte Teigplatte hervorzog, klingelte das Telefon.
    Die Verbindung war nicht sehr gut, Holgers Stimme kam zerstückelt an. Aber Linus verstand die Worte »wichtig« und »Revolution«. Er solle schnell auf den Marktplatz kommen.
    Linus war nicht danach, schon wieder seine Wohnung zu verlassen. Er hatte gerade begonnen, sich wohlzufühlen, und er wusste das zu schätzen. Mit sich selbst eine Weile zufrieden sein zu können, das war ein seltener Zustand geworden. Doch Holger beschwor ihn, es sei dringend und unheimlich wichtig.
    Linus glaubte ihm, drehte den Ofen aus und legte die Pizza mitsamt ihrer Verpackung zurück in das Gefrierfach.
    Eine halbe Stunde später stand er in der Mitte des Hanseatenkreuzes, dem markanten großflächigen Bodensymbol auf dem Bremer Marktplatz. Dort drehte er sich langsam im Kreis, ließ seinen Blick vom Rathaus auf der Nordseite über die Südostseite, wo sich die Bremische Bürgerschaft befand, zur Südwestseite gleiten. Er inspizierte den Bereich vor dem Haus Schütting, einem imposanten Renaissance-Gebäude.
    Linus konnte Holger weder auf der einen noch auf der anderen Seite entdecken.
    Er ging ein paar Schritte Richtung Baumwollbörse, einem hohen Eckgebäude, das sich zwischen Bürgerschaft und Schütting befand. Von dort versuchte er erneut, sich einen Überblick über den Platz zu verschaffen.
    Ganz in der Nähe des alten Rathauses erblickte er eine kleine Menschenansammlung. Ein bunter Haufen von Personen, von denen einige Parolen ausriefen, die Linus nicht verstehen konnte. Andere hielten Schilder hoch, die er nicht lesen konnte. Die meisten aber saßen auf dem Boden, tranken Bier und hörten Musik aus einem Ghettoblaster.
    Es war nichts Besonderes. Solche Demonstrationen gehörten auf den Bremer Markt wie das Denkmal des Rolands und die Stadtmusikanten.
    Linus fand, dass Demonstrationen in den meisten Fällen zu Lärmschlägerei verkommen waren und nichts mehr bewirken konnten, weil sich der Staat und auch die Städte kaum noch um Randgruppen scherten.
    Eine junge Frau, bepackt mit vielen Einkaufstüten, streifte Linus am Oberarm. Jetzt kann man nicht einmal mehr irgendwo stehen, ohne umgerissen zu werden. Shopping-Zombie, dachte er bitter. Shopping-Zombie.
    Trotzig steckte er die Hände in die Hosentaschen und legte seinen Kopf in den Nacken. So trottete er ein paar Meter zurück zum Mittelpunkt des Platzes und sah hinauf zum Dom, um in dieser Hektik Gelassenheit zu demonstrieren.
    In sicherer Entfernung zu den Demonstranten lief er zur Nordwestseite des Platzes, stellte sich vor eine Reihe Giebelhäuser und überlegte, ob Holger vielleicht in einem der Cafés im Erdgeschoss saß.
    Allerdings hatte Holger am Telefon nicht so geklungen, als sitze er entspannt in einem Café. Eher hatte es sich angehört, als steckte er mitten in einem Trubel. Mehrere laute Stimmen waren zu hören gewesen. Und Musik.
    Trubel. Stimmen. Musik. Die Worte schwirrten in Linus’ Kopf umher, und noch bevor sie sich vage zu etwas Bildlichem entwickeln konnten, erfasste er bereits den Zusammenhang. Der Trubel. Und Holger mittendrin.
    Holger stürzte aus der Mitte der Demonstranten am Denkmal heraus. Er hatte Linus entdeckt und steuerte geradewegs auf ihn zu.
    Er trug einen langärmeligen gelben Pullover mit einer schwarzen Aufschrift. Je näher er kam, desto besser konnte Linus die kunstvoll mit Edding gemalten Buchstaben auf Holgers Pulli entziffern. MUSIK LEBT.
    »Geil, Alter. Gut, dass du gekommen bist!«, rief Holger, als er noch meterweit entfernt war. »Wir können hier dringend Verstärkung gebrauchen.«
    Er wedelte mit einem provisorischen Schild aus Pappe herum, auf dem etwas stand, das seinem Pullover-Credo nicht gerade entsprach. MUSIK IST TOT.
    »Was wird das denn?«, fragte Linus.
    Statt zu antworten, drückte Holger ihm sein Schild in die Hände und zog ihn Richtung Roland.
    Sollte Linus sich etwa in die solidarische Mitte der Demonstranten begeben? Er riss sich los und hielt Holger das Schild hin. »Moment, Alter. Was soll

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