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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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Basisgeltung. Er hat ein wenig davon gehabt, so lange er davon überzeugt war, Musiker zu werden. Aber er hat sie verloren, und plötzlich ahnt er wieder die Gegenwart des schwarzen Lochs.
    Jeder hat sein schwarzes Loch. Monatelang ist er um seines herum getänzelt. Nun ist es rutschig geworden am Rand.
    Er sieht sich um, mit angestrengten Augen. Da steht sie, mit ihrem Chef. So schön.
    Schöner als jede der zweifelsohne schönen Hostessen.
    Er hat Glück empfunden, die letzten Wochen und Monate. Hat Glück empfunden, wenn ihm von der Arbeit im Laden abends die Oberarme schmerzten, wenn er die verzogene Tür seines Ladens anhob, um sie gut zu verschließen, wenn Jana mit einer Tüte Äpfel oder Orangen vorbeikam. Er hat Glück empfunden.
    Aber davon weiß er jetzt nichts.
    Linus verlässt die Loge, holt sich von irgendwo her ein weiteres Bier und läuft den langen Gang entlang, an den kleinen Logen vorbei, bis er ans Ende kommt und vor einer schmalen Glastür steht. Er zieht daran. Sie ist offen.
    Er gelangt hinaus auf einen kleinen Balkon, setzt sich auf betonierte Stufen und lauscht dem Stadion.
    Das Spielfeld kann man von hier aus nicht sehen, aber man kann alles hören.
    Er greift nach seinem Handy. Er ruft Holger an. Er lässt es sehr lange klingeln. Holger nimmt nicht ab.
    Er legt das Telefon zwischen seine Beine auf den Asphalt. Er trinkt das Bier.
    Am Osterdeich, vor vielen Wochen, da hat er sich noch gewünscht, einmal hier im Stadion dabei zu sein.
    Nun ist er hier, mittendrin, hört den Jubel der Fans.
    Er hat Janas Welt betreten, und es tut weh. Also verlässt er die Bühne.
    Verdammt, er hätte nichts trinken dürfen. Trinken aktiviert emotionale Synapsen, die ihn mittlerweile ausschließlich in eine Richtung steuern. Nach unten.
    So eine Scheiße, denkt er. Warum denkst du nur so eine Scheiße?
    Aber die Zweifel an der Richtung, die er gedanklich eingeschlagen hatte, sind sehr flüchtig.
    Er gibt sich Mühe, sich an Natascha zu erinnern. An die Silvesterfeier, damals. Manchmal hilft das. Manchmal ist es heilsam, sich diese Nacht in Erinnerung zu rufen, um den Fehler nicht immer und immer wieder zu machen.
    Natascha. Er kann sie sehen. Ihr Erstaunen, ihren ungläubigen Blick. Sie weiß nicht, was sie falsch gemacht hat. Er macht ihr eine Szene, fragt immer wieder, warum sie das tue, warum sie ihn nicht beachte, warum Bernd, warum alle anderen, nur nicht ihn, aber sie hat keine Ahnung, was er meint. Und sie weiß nicht, was sie sagen soll, ist auf so etwas nicht vorbereitet.
    Aber er macht weiter, erhebt Anklage, draußen vor der Halle, in der kalten Silvesternacht, unter Tränen, bis auch sie endlich weint. Dann tröstet er sie, hör auf, nicht weinen, flüstert er, doch sie beruhigt sich nicht so schnell, wie er es sich gewünscht hat. Sie weint, wegen ihm, und das macht alles noch viel schlimmer. Später schläft sie in seinen Armen ein.
    Aber das Erste, was sie am Morgen des neuen Jahres tut, ist deutlich. Sie dreht ihm den Rücken zu, um das, was geschehen war, Revue passieren zu lassen. Ohne ihn.
    Der Schlusspfiff dringt in sein Bewusstsein. Dann Jubeln und Applaudieren. Das Spiel ist vorbei.
    Das Spiel ist vorbei.
    Er bleibt in der Ecke sitzen, schabt mit dem Fuß über den Beton und vergräbt sein Gesicht in den Händen. Irgendwann spürt er einen Windzug in seinem Rücken. Die Tür.
    Als er sich umdreht, blickt Linus in das misstrauische Gesicht eines Angestellten des Sicherheitsdiensts. Er zeigt dem Mann die Einladung der Bank, damit er sich beruhigt. Er habe hier trotzdem nichts zu suchen, sagt der Mann und schickt Linus zurück zu den Buffets.
    Jana steht in der Nähe der Treppen zur Tiefgarage. Sie hat ihn bereits im Visier, als er sie erblickt.
    »Wo warst du denn?« Ihre Stimme klingt ungewohnt scharf. »Die anderen sind alle schon weg. Mein Chef wartet unten auf uns.«
    »Ich war mir die anderen Logen ansehen«, lallt er.
    »Find ich nicht gut. Haust einfach ab und sagst nichts.«
    »Du warst doch gut beschäftigt.«
    Jetzt kommt sie näher, zischt und flüstert zugleich. »Das waren teilweise Geschäftspartner. Die kann ich ja wohl schlecht einfach stehen lassen.«
    »Aber mich. Mich kannst du einfach stehenlassen.«
    »Ach, Linus.«
    »Was, ach Linus? Ich hätte halt auch gerne Zeit mit dir verbracht. Ich meine, deinen Chef siehst du jeden Tag, oder? Fünf mal die Woche, acht Stunden. Wir sehen uns gerade noch zweimal die Woche.«
    »Ja, und? Soll ich kündigen?«
    »Nein. Aber hier is

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