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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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seine Schwester Katti.
    Katti war genauso dünn wie Lennard, aber wesentlich kleiner. Linus hatte sie einmal im Proberaum kennengelernt. Sie hatte dagesessen, Wasser getrunken und verträumt den Songs der Planes gelauscht.
    Während seine Schwester unschlüssig im Eingang stehen blieb und die Hände tief in die Hosentaschen grub, sah Lennard sich staunend um. Er schob die Unterlippe vor und nickte bedächtig.
    »Übertreib’s nicht, sonst wird es unglaubwürdig«, sagte Linus.
    Brunssen lachte.
    »Katti hat Lust zu zapfen.« Lennard zeigte auf seine Schwester, und die nickte.
    Linus ging zu ihr und gab ihr die Hand. »Danke. Aber ich habe keinen Zapfhahn.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Dann mach ich eben Flaschen auf.«
    »Das würde mir ein bisschen Luft verschaffen. Danke, Katti.«
    Katti nickte zufrieden. Viel mehr noch als durch den schmächtigen Körperbau oder die leicht fettigen Haare erkannte man ihre Verwandtschaft zu Lennard durch eine Einfachheit, die nicht dumm wirkte, sondern auf das Wesentliche konzentriert.
    Linus wollte Katti gerade den Tresen zeigen, als die Tür aufgestoßen wurde und Joscha Drink mit seiner Band samt hochtönig schnatternder Freundinnen hereinstürmte.
    Linus war dankbar und erleichtert. Der Laden bekam eine gewisse Menschendichte.
    Um neunzehn Uhr war der Andrang überwältigend.
    Das war möglicherweise einem kleinen, aber wirksamen Werbefeldzug zu verdanken, den Jana sich ausgedacht hatte.
    Sie hatte knallrote Karten drucken lassen. Es gab sechs verschiedene Sorten. Auf jeder Karte befand sich eine andere Botschaft. Aber alle glichen sich im Layout, sodass der Betrachter sie unbewusst miteinander in Verbindung brachte.
    Auf drei Kartenvarianten standen die Botschaften MUSIK BALD, RHYTHMUS IM KAFFEE, UMDREHEN JETZT. Außerdem gab es eine Kartenvariante mit einem Datum und eine mit einer unvollständigen Adresse.
    Das Unkonkrete, das Vage war nach Janas Auffassung genau der Clou. Man habe dieses Konzept unter anderem schon für neue Internetseiten angewandt.
    Zunächst weckte man Neugier, warf Fragen auf. Denn wenn man nicht wusste, wofür geworben wurde, begann man aktiv darüber nachzudenken. Es war erwiesen, dass Botschaften, die mit Fragestellungen verknüpft waren, nachhaltiger von den Menschen aufgenommen wurden.
    Jana musste es wissen. Es war ihr Beruf.
    Auf einer sechsten Karte stand schließlich des Rätsels Lösung, jedoch so unkonkret, dass es wiederum Neugier weckte: MUSIK BALD, RHYTHMUS IM KAFFEE: 30.10. BREMEN, FRIEDRICH-EBERT-STRASSE, DASEIN OHNE GRUND.
    Linus und Lennard hatten insgesamt eintausend solcher Karten in der Stadt verteilt.
    Dass neben Brunssen, Ina, Lennard, Katti und Joscha mit seinen Leuten um die vierzig weitere Gäste gekommen waren, die Linus nicht kannte, war vermutlich also Janas Verdienst. Ein großer Erfolg, wenn man bedachte, dass es nicht einmal ein Eröffnungskonzert gab.
    Die Jungs von den Grobians musterten den Laden allerdings, als überlegten sie, wo sie die Instrumente für ihren ersten öffentlichen Gig aufstellen sollten.
    Linus stand bis kurz vor neun die meiste Zeit am Tresen. Er unterstüzte Lennard und Katti dabei, Getränke auszugeben.
    Die Leute fanden sich schnell im Laden zurecht. Den Teil mit dem CD-Verkauf hatte Linus mit selbstgebasteltem Polizeiband abgesperrt. Da der Raum dadurch etwas kleiner wurde, war die gefühlte Gästeanzahl umso größer.
    Ein paar Leute standen auf der Terrasse an der Hinterseite, um frische Luft zu schnappen oder zu rauchen.
    Dean Martin und klassische Bar-Piano-Musik schafften eine entspannte Atmosphäre. Die Lautstärke war so gewählt, dass man sich gut unterhalten konnte.
    Jana kam um neun. Linus sah, wie sie sich staunend durch die Leute schlängelte und immerzu nickte. Sie sah zufrieden aus.
    »Was ist hier denn los?«, fragte sie in einem Ton, als hätte sie nicht damit gerechnet, hier überhaupt jemanden anzutreffen.
    Er nahm sie in den Arm, drückte sie, einen Moment zu lange, denn sie wand sich aus seiner Umarmung und entfernte sich einen Schritt.
    »Das ist bestimmt dein Verdienst«, sagte er.
    »Ach was.« Sie übte sich in Bescheidenheit, wenig überzeugend.
    Er lachte. Sie verzog das Gesicht.
    »Alles okay?«, fragte er.
    »Alles okay«, sagte sie mit der üblichen Unterkühlung in der Stimme. Dann wies sie mit einem Finger zur Theke. »Ich glaube, da braucht dich jemand.«
    Lennard winkte.
    »Ich bin gleich wieder da.«
    »Lass dir Zeit. Du musst mich heute ja nicht

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