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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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wartete, dass jemand vorbeikam.
    »Linus, wir müssen jetzt los!«, rief Hannah und er drehte sich um und sah Hannah zu, wie sie ihr Handtuch ausschüttelte. Und dann sah er erschrocken Mark an, der wie verrückt auf seiner Burg herumhüpfte, sie damit zerstörte. Und Linus fragte ihn, warum er das tue und Mark antwortete: »Weil es meine ist.«
    Hannah rief wieder nach ihnen und Mark lief zu ihr, ohne sich noch einmal umzusehen. Linus winkte ihr. Sie sollte sich seine Burg ansehen, doch sie rief, er solle endlich kommen, sie würden sonst nichts mehr zu essen kriegen.
    »Nur ganz kurz!«, schrie Linus, aber Hannah und Mark stapften schon durch den Sand zur Promenade und Linus stand unentschlossen neben seiner Burg und wusste nicht, ob er sie auch zerstören sollte, aber er brachte es nicht fertig, weil niemand außer ihm sie gesehen hatte.
    Er lief los, blieb immer wieder stehen und drehte sich um und sah zu seiner Burg zurück, und er sah Leute am Wasser entlanglaufen, die seine Burg bald bemerken würden. Hannah und Mark waren schon auf der Treppe zur Promenade, Linus fischte im Laufen seine Sandalen aus dem Sand, rannte ihnen hinterher und drehte sich wieder um, damit er es sehen konnte, wenn die Leute an seiner Burg stehenblieben. Er war schon an der Treppe und sah sich wieder um, doch da waren sie schon an der Burg vorbei. Der höchste Turm war zusammengefallen und Linus wusste nicht, ob das Wasser ihn zerstört hatte oder ob die Leute einfach drübergelaufen waren.
    Er lief hoch zu Hannah und Mark und erzählte Hannah von seiner Burg, und dass sie morgen wiederkommen mussten, um sie sich anzusehen, oder was davon noch übrig war.
    Und dann, als sie durch die Einkaufsstraße zum Hotel gingen, fing Hannah plötzlich an zu lachen, weil Mark seinen Kopf durch den Ärmel gestülpt hatte, sodass er aussah wie ein Alien oder Geist, weil nur seine vom engen Stoff heruntergezogenen Augen zu sehen waren. Und Linus lachte mit, weil es wirklich komisch aussah und dann zog er seinen linken Arm aus dem T-Shirt und steckte seinen Kopf hindurch, bis es genauso aussah wie bei Mark und er taumelte hinter ihnen her, wie Mark es getan hatte. Und Hannah sagte: »Jetzt haben wir also zwei Geister«, und er grinste, was Hannah aber nicht sehen konnte, weil sein Mund unterm T-Shirt versteckt war und sie sowieso nicht mehr guckte.
    Mark hatte sein T-Shirt wieder gerade gezogen und der Kopf guckte wieder aus dem großen Loch in der Mitte, wie es sich gehörte. Er nahm Hannah die Handtasche ab und sagte, er würde gerne Pommes essen und Hannah sagte, für große Burgenbauer gäbe es im Hotel bestimmt auch Pommes.
    Und Linus taumelte hinter ihnen her, wie ein Alien, und er prallte aus Versehen gegen einen dicken Mann, der ihn an den Schultern festhielt, ihm fest in die Augen sah und ihn dann zur Seite schob, damit er weitergehen konnte.
    Linus rückte sein T-Shirt wieder gerade, lief zu Hannah und wollte ihr den Bastkorb mit den Handtüchern und der Sonnencreme abnehmen, doch sie trug ihn lieber selbst. Linus sagte, er wolle auch Pommes für Burgenbauer und Hannah seufzte: »Kriegst du, Linus, kriegst du.«

Bereits in den ersten Tagen entwickelte sich eine gewisse Routine, zwangsläufig.
    Linus kam morgens um neun Uhr in den Laden, schaltete den Kaffeeautomaten ein und ließ sich von der Maschine ein Getränk machen, während er eine erste Auswahl an Musik für den Tag traf.
    Nebenbei verfolgte er die Nachrichten im Radio oder sah sich auf dem kleinen Fernseher über dem Eingang das Programm von Deluxe Music an.
    Er versuchte, nicht zu viel nachzudenken. Seine Autofahrt quer durch Norddeutschland hatte einen emotionalen Tiefpunkt markiert. Es war Zeit für Pragmatismus.
    Er würde den Laden ein paar Wochen betreiben, würde aufrecht hinter dem Tresen stehen und den Dingen ihren Lauf lassen. Niemand könnte ihm dann vorwerfen, dass er es nicht versucht hätte.
    So viele nette kleine Geschäfte, so viele gut gemeinte Ideen, aber in Bremen hatte vieles einfach keinen Bestand. Man konnte diese Stadt fast wöchentlich mit der Gewissheit durchstreifen, dass sich in der Einkaufswelt irgendetwas verändert hatte.
    Entweder war die kreative Schneiderin mit den Dumpingpreisen aus dem Bahnhofsviertel verschwunden oder die kleine Eckkneipe im Viertel nicht mehr mit »Hugo’s«, sondern mit »Demnächst Neueröffnung« bezeichnet. Wo gestern noch ein traditionelles Lederwarengeschäft war, eröffnete im nächsten Monat eine neue Subway-Filiale. Und

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