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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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töten. Das macht einen schlechten Eindruck.
    Man braucht Regeln. Regeln darüber, wo und wie man sich Blut beschafft. Von wem. Wie oft man sich das erlauben kann. Wir hatten die strikte Anweisung, niemanden zu infizieren. Man will ja nicht im Ruf stehen, Krankheiten oder so zu verbreiten. Diese Auffassung steht allerdings in krassem Gegensatz zur Philosophie der Koalition, die besagt, dass alles, was auch nur entfernt mit dem Vyrus zu tun hat, für immer und ewig unter Verschluss zu halten ist. Daher gab es Grenzen, die man schützen musste. Gelegentliche gegenseitige Überfälle, die gerächt werden wollten. Und tatsächlich so etwas wie Diplomatie.
    Aber die ist was für Feingeister. Also nichts für mich. Ich hab die Politik nicht gemacht, ich hab sie anderen in die Schädel geprügelt. Kam ziemlich oft vor, dass ich den fraglichen Schädel einfach eingeschlagen habe. Bei allem, was komplizierter war, hätte ich ja nachdenken müssen. Aber mit Zwischentönen und Erklärungen hatte ich es nicht so.
    Terry hat die Erklärungen geliefert. Das hat angefangen, als er mich vom Boden der Toilette des CBGB aufgesammelt hat. Da hat er mir erklärt, was mit mir passiert ist. Was meine Möglichkeiten waren. Hat mir angeboten, der Society beizutreten.
    Bis dahin hatte mir noch nie jemand angeboten, irgendwo beizutreten. Klar, bei meiner Statur wäre ich nicht unbedingt der Letzte gewesen, den man in die Softballmannschaft gewählt hätte. Nur war ich dummerweise ziemlich oft mit den Handgelenken an ein Heizungsrohr im Wandschrank meiner Eltern gefesselt und kassierte entweder eine ordentliche Tracht Prügel mit dem Gürtel oder bekam kochend heißes Wasser über die Füße geschüttet. Da konnte ich leider nicht zum Spielen rauskommen.
    Aber bevor ihr jetzt Tränen des Mitleids über mein schweres Schicksal vergießt und euch dann an die Stirn klatscht, weil ihr plötzlich kapiert, dass das wohl alles erklärt, vergesst nicht, dass das, was ich anderen Leuten angetan habe, tausendmal schlimmer war als alles, was mir passiert ist. Das kann man nicht gegeneinander aufrechnen. Man mag von meinen Eltern halten, was man will – zumindest ist es in der Familie geblieben. Kein einziger nächtlicher Spaziergänger musste Angst davor haben, dass meine Eltern aus einer Seitenstraße springen, ihn bewusstlos schlagen und dann zur Ader lassen würden.
    Ich bin ein Ungeheuer, das für seine bösen Taten bestraft werden muss, haben sie gesagt. Tja. Wie sich rausstellte, hatten sie Recht.
    Einer Organisation beizutreten, das war Neuland für mich. Terry hatte mit mir ganz offensichtlich den Falschen erwischt. Das wollte ich ihm allerdings nicht unbedingt auf die Nase binden. Er erzählte mir, dass die Society für eine bessere Zukunft kämpft. Toll. Details wollte ich gar nicht wissen, ich brauchte nur meine Befehle. Ich soll einen Typen besuchen, der Probleme macht, und dafür sorgen, dass er keine mehr macht? Bestens. Spar dir die Details – ich mach mich sofort an die Arbeit.
    Versetzt euch mal kurz in die Lage so eines armen Arschlochs:
    Du versucht einfach nur, am Leben zu bleiben. Downtown. Auf Society-Territorium. Wo nichts besonders gut organisiert ist. Es gibt zwar haufenweise Regeln, die man befolgen soll, aber davon wirst du nicht satt. Es ist ja nicht so, dass ein- oder zweimal die Woche jemand mit etwas Blut vorbeigeschneit kommt, um dir aus dem Gröbsten rauszuhelfen. Diesen Service gibt’s nur bei der Koalition. Also fängt man an, kleine Deals auszuschachern. In einem speziellen Fall schleicht man sich über die 14th nach Norden und verkauft ein paar Society-Geheimnisse für ein, zwei Liter Blut. Das man dann mit einem Kumpel teilt, dem es gerade ebenfalls ziemlich dreckig geht.
    Fehler.
    Das ist ein Riesenfehler. Dein Kumpel ist nämlich in einer ähnlichen Situation wie du. Er hat zwar gerade was von dir bekommen, aber normalerweise lebt er wie du von der Hand in den Mund. Und weil er so ein cleverer Kerl ist, rennt er natürlich sofort ins Society-Hauptquartier in einem schmuddeligen Keller und plaudert alles aus. Dafür erhält er dann einen handfesten Beweis der Dankbarkeit in Form eines weiteren halben Liters.
    Zunächst ist alles prima. Zum ersten Mal seit Wochen oder Monaten hast du dich satt getrunken, hängst in deiner Wohnung rum, denkst dir, es wäre Zeit für einen netten Spaziergang, so lange du noch so schön high vom Blut bist.
    Dann klopft es an der Tür.
    Wer kann das sein?
    Du linst durch den Spion. Es

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