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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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mir auf, starrt wieder die Münze zwischen seinen Fingern an, nickt und dreht sie erneut.
    – Letztlich ist das ist alles nur Spekulation. Ich glaube, wenn ich hier selbst ein wenig spekulieren darf, dass jemand einen Zombie gefangen, in einen Keller gesperrt und am Leben erhalten hat. Also ich für meinen Teil will gar nicht wissen, wie das vor sich gegangen ist. Sie haben ihn zur Abschreckung benutzt. Lasst uns in Frieden, sonst machen wir ein paar Zombies und schicken sie zu euch rüber. So in der Art. Und das haben sie, ganz nach biblischer Tradition, wohl auch getan. Jetzt sind die Golems in Brooklyn. Angefangen hat es wohl in Gravesend, aber inzwischen sind ein paar über die Manhattan Bridge geschlurft. Auf Duster-Territorium.
    Hurley hebt einen Finger.
    – Wer auch immer dahintersteckt, er wird’s bitter bereuen. Das weiß ich genau, das geht nach hinten los. Sollt’ es auch, wenn’s gerecht zugeht auf der Welt.
    Terry hält einen Finger in den Pfad der kreiselnden Münze. Sie prallt davon ab und fällt um.
    – Als hätten wir nicht schon genug Probleme. Ohne das jetzt mit Bestimmtheit sagen zu können, aber ich glaube, wir sind nur einen Schritt davon entfernt, dass die Bombe platzt. Und dann gerät alles außer Kontrolle, es gibt nur noch Chaos; und obwohl ich ja normalerweise nicht abgeneigt bin, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen, will ich in diesem Fall, und darüber haben wir bereits gesprochen, dialektisch vorgehen. Darum geht’s bei der Society. Wir sind das Gegenstück zur Koalition. Die Antithese. Um eine Synthese zu erreichen, bedarf es einer gewissen Kontrolle dieses Konflikts. Andernfalls ist alles dem Untergang geweiht. Ohne Synthese ist alles im Arsch. So ist das. Und deshalb konsultiere ich das I Ging, suche nach Klarheit im Denken, versuche, mein Bewusstsein zu erleuchten und einen Weg aus dem Dunkel zu finden. Und dann stehst du plötzlich vor der Tür, als hätten dich die Mächte der Finsternis persönlich heraufbeschworen.
    Er tippt mit der Kante der Münze gegen die Tischplatte.
    – Weißt du, was ganz besonders, nun ja, ironisch an dem Zeitpunkt deines Erscheinens ist? Gerade bin ich auf der Suche nach Klarheit in Zeiten der, nun ja, mannigfaltigen Krisen, die die vom Vyrus Betroffenen heimsuchen, und da befrage ich das Buch, wie ich mit dieser neuen Entwicklung umgehen soll – was, wie bereits gesagt, auch mit Lydia und ihrem Widerwillen zusammenhängt, erst nachzudenken und dann zu reden, aber gut. Also ich frage das Buch um Rat, und ein wichtiger Teil meiner Frage ist: Wie zum Teufel kommt Lydia auf die Idee, dass ich wüsste, wo sich die Blutfabrik befindet?
    Er hört auf, gegen die Tischplatte zu tippen.
    – Und dann kommst du daher. Als ob...
    Er tippt noch einmal.
    – Als ob, Mann, als ob nicht völlig klar wäre, woher sie es weiß. Mann.
    Er lässt die Münze fallen.
    – Absolut klar.
    Er nimmt die Brille ab und putzt die Gläser mit dem Zipfel seines verwaschenen Leinenhemds.
    – Hurley, holst du mal bitte Lydia?
    Hurley macht wieder Ts-ts, geht zu einem Wandschrank am anderen Ende der Kellerwohnung, öffnet die Tür, greift hinein und zerrt Lydia heraus. Sie ist mit etwa fünf Metern Koaxialkabel gefesselt und hat einen Squashball im Mund. Unter Nase und Ohren klebt getrocknetes Blut.
    Terry steht auf und deutet auf sie.
    – Wir alle sind für unsere Taten verantwortlich, Joe. Das ist meine Überzeugung, aber, und das muss ich jetzt mal in aller Deutlichkeit sagen, in diesem Fall, und da kannst du mich ruhig als rückschrittlich bezeichnen, bin ich der Meinung, dass das allein deine Schuld ist.
    Er setzt sich wieder.
    – Wobei Lydia möglicherweise meiner Interpretation der Sachlage widersprechen würde.
     
    Vermutlich wird mir Lydia dieses Mal nicht das Leben retten.
    Schade eigentlich.
    Besonders wenn man bedenkt, dass ich eigentlich vorhatte, Lydia und Terry aufeinanderzuhetzen und im anschließenden Tumult meine eigenen Ziele zu verfolgen. Irgendwie brauche ich eine neue Masche. Ich würd’ mir ja eine ausdenken, nur hab ich dafür keine Zeit.
    Zeit.
    Scheiße.
    Zeit.
     
    – Joe, erinnerst du dich, obwohl, das ist jetzt auch schon ein paar Jährchen her, aber erinnerst du dich, wie ich dich mal gebeten hab, dich um Selby Lovelorn zu kümmern? Erinnerst du dich an Selby?
    Ich zucke mit den Schultern.
    – Der Mann hieß Lovelorn, Terry. So einen Namen vergisst man nicht.
    – Klar, ja, ja, natürlich. Also, ich hab dich gebeten, dich um ihn zu

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