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Ausgesetzt

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Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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er den Schmerz. »Hau ab«, sagte er zu dem Gewächs in seinem Inneren. »Hau ab.«

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    32
    1995
    V or fünfzehn Jahren, kurz nachdem Bobby im Verlauf jener ungewöhnlichen Reinigungszeremonie aufgewacht war, hatten er und sein Pfleger ein Abkommen getroffen.
    Irgendwann einmal würde Jake Nuremborski sterben. Das wäre zwar traurig, aber nicht allzu traurig, dachte Bobby. Jetzt nicht mehr. Die Umstände waren nicht mehr die gleichen. Er war vom Tode auferstanden, und jetzt war sein Vater an der Reihe hinabzusteigen, und zwar für immer. Außerdem hatte ihn sein Vater verraten, oder etwa nicht?
    Darüber hatte Bobby lange nachgedacht.
    In jeder Geschichte kam Verrat vor. Immer gab es jemanden, der dem Helden nahestand und das Licht nicht ertrug, ihn verriet.
    Bobby hatte Zorn verspürt, aber er hatte auch geweint, so ganz ohne Halt in der Welt.
    Doch dafür hatte er jetzt den Pfleger. Der war drogensüchtig, hatte seinen Schutzbefohlenen missbraucht und war mit gezücktem Schwanz erwischt worden. Er wäre am Ende, ruiniert, falls es Bobby eines Tages gefallen sollte, ihn zu ruinieren. Nichts als eine angstschlotternde Personifizierung der Sodomie.
    Wie Bobby diese Kreatur verabscheute. Wie er es liebte, sie mit Drohungen und Versprechungen zu peinigen, mit Schweigen und Komplimenten, mit gemeinsamen Zukunftsplänen, mit der Androhung bevorstehender Verhaftung.
    Manchmal, beim Waschen, winselte der Pfleger um Erlaubnis, ihn auf den Mund küssen zu dürfen. Dann forderte ihn Bobby, den Kopf auf seinen Arm gestützt, mit starrem Blick dazu heraus. Doch er wagte es nie. Er hatte zuviel Angst. Manchmal jedoch, in zugedröhnter Euphorie, gestand er Bobby seine Liebe. Er nahm Bobbys Hände in seine und küsste sie. Er küsste ihm auch die Füße, aber zu mehr fehlte ihm der Mut. Und sie trafen ein Abkommen.
    Jake Nuremborski, mit seinen Sauerstoffbehältern und seiner atrophierten Lunge, würde bestimmt bald sterben. Und wenn es soweit war, würde der Pfleger Dr. Stanton rufen und vielleicht noch ein paar andere, die bezeugen sollten, was nur als gottgewolltes Wunder bezeichnet werden konnte: Bobbys Heilung.
    Jake würde sterben, und Bobby würde gesunden. So einfach war das.
    Bobby würde einen Antrag bei Gericht stellen und den Nachweis erbringen, dass er wieder bei klarem Verstand sei, fähig, sein Erbe anzutreten. Den Nuremborski-Nachlass, der, das hatte er dem Pfleger einmal anvertraut, mindestens zehn Millionen Dollar umfasste.
    Bei dieser Zahl leuchteten die Äuglein des Pflegers unter ihrem Drogenschleier auf. Er und Bobby würden zusammen reisen. Er würde Bobby weiterhin baden und ihm Hände und Füße küssen, wann immer Bobby es zuließ. Sie würden genügend Geld haben, um alle Drogen zu kaufen, die es nur gab. Er wäre sicher bei Bobby, und Bobby wäre sicher bei ihm.
    Und so half der Pfleger Bobby bei seinem heimlichen Training und hatte, wie zuvor, freien Zugang zu Bobbys Medikamenten. Er beobachtete, was der Alte tat, und erstattete getreulich Bericht. Und der Alte hatte nicht den leisesten Schimmer, dass Bobby erwacht war. Fünfzehn Jahre gingen dahin. Jahre in einer Welt von Träumen, völliger Isolation und Drogen.
    Und dann stand auf einmal Walker Devereaux vor der Tür.
    Bobby hatte Walker zweimal gesehen. Einmal in der Dunkelheit neben dem Gartenpavillon und ein anderes Mal im Licht der untergehenden Sonne. Bobby hatte ihn beobachtet. Ihn abgeschätzt. Seinen süßen, rauchigen Duft eingeatmet.
    Sein Vater war außer sich, schalt seinen Sekretär, schickte ihn zum Angriff, zu einem fehlgeschlagenen Bestechungsversuch aus. Durch seinen Spion wusste Bobby alles. Der Pfleger beschattete den Sekretär, und der Sekretär beschattete Walker, und die ganze Zeit über schimpfte Jake, dass man etwas wegen diesem Walker Devereaux, diesem verlorenen und wiedergefundenen Enkel, unternehmen müsse. Irgend etwas musste geschehen!
    Auch Bobby war der Meinung, dass etwas geschehen müsse.
    Wie lange war sein Körper tot gewesen? Sehr lange. Sogar auf den Fahrten vorbei an den käuflichen Männern und Frauen, und wenn er die jungen Leute beim Training in ihrer Stadt der Mäuse beobachtete, war sein Körper tot geblieben.
    Bis zu dem wunderbaren Tag, an dem Walker Devereaux, sein einziger Neffe, erschienen war.
    Walkers Duft, wie der sein Gesicht ganz nahe an Bobbys hielt, sich im roten Licht jenes sterbenden Tages neben ihn hockte, hatte ihn erschauern lassen. Funken sprühten ihm von allen Fingern und Zehen.

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