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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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nach Hause gehen und sich ausschlafen zu lassen und später weiterzureden.
    »Ich habe Robert Nuremborski heute wiedergesehen«, fügte Walker hinzu.
    »Und?«
    »Und …« Walker hielt inne. Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Ich weiß nicht.«
    Er rutschte vom Schreibtisch herunter, zog den Zeitungsschnipsel, den er im Sommerhaus gefunden hatte, hervor und fragte sie, ob es eine Möglichkeit gäbe, herauszufinden, ob das eine Nummer in Toronto war oder eine im Gebiet French River oder vielleicht aus einer ganz anderen Gegend.
    Sie sagte, sie würde ihr Bestes tun.
    Walker war zu müde gewesen, um sich zu ihr zu beugen und sie zu küssen. Er hatte nur »danke« gesagt und war gegangen. Seine Beine hatten sich angefühlt, als wären sie gar nicht da.
    Und jetzt war es früh am nächsten Tag, Kristas Schicht war vor eineinhalb Stunden zu Ende gegangen, und sie kam mit Neuigkeiten über diese Nummer.
    Als sie kam, hatte Walker sich gewaschen und frische Sachen angezogen. Er wartete an der Haustür, den Jackenkragen wegen der Kälte hochgestellt.
    Sie hatte sich Nick ausgesucht. Er hielt mit seinem alten Chrysler am Randstein, Krista saß neben ihm. Sie kämpfte sich mit ihren Krücken aus dem Wagen. Walker half Nick, den Rollstuhl aus dem Kofferraum zu hieven.
    »Hey, Mann«, sagte Nick.
    »Hey, Nick«, sagte Walker. »Kalt, was?«
    »Und wie«, sagte Nick mit einem Grinsen so breit wie ganz Äthiopien. Er schlug den Kofferraumdeckel zu. »Vielleicht wird’s wärmer«, sagte er.
    Walker antwortete nicht.
    Nick rief Krista zu, ob er sie auch heute abend bei ihrem Vater abholen sollte, um sie zur Arbeit zu fahren. Seit ihr Wagen in Rauch aufgegangen war, hatte er sie stets abgeholt und nach Hause gebracht.
    Sie sagte: »Wieso nicht?«
    »War nur so ’ne Frage«, sagte er. Er stieg wieder ein und fuhr davon.
    Krista trug eine lange braune Wildlederjacke über einem dicken blauen Pullover und eine dazu passende blaue Wollmütze, unter der ihr das blonde Haar wirr hervorhing.
    Walker fand, sie sah toll aus. Mehr als toll.
    Er stellte den Rollstuhl im Hausflur ab und trug sie hoch. Unter der Jacke und dem dicken Pulli konnte er ihren Körper kaum fühlen. Er unterdrückte sein Verlangen, sein Gesicht an ihres zu drücken. Er wusste, dass sich ihre Haut warm und kalt zugleich anfühlen würde.
    Er setzte sie ab, sperrte die Tür auf und eilte wieder hinunter, um den Rollstuhl zu holen.
    Als er zurückkam, stand sie in der Küche und setzte Kaffeewasser auf. Er betrachtete sie einen Augenblick, ein wenig überrascht, wie sehr ihm dieser Anblick gefiel – Krista in seiner Küche, bei einer so alltäglichen Verrichtung wie Wasserkochen.
    »O. K.«, sagte er.
    »O. K. was?« Sie streckte sich, um zwei Kaffeebecher aus dem Schrank zu holen. Sie konnte sie gerade noch erreichen.
    »Du hast gesagt, du hast herausgefunden, wo diese Telefonnummer herkommt.«
    »War gar nicht so schwierig«, sagte sie. »Ich hab sie einfach gewählt. Kein Anschluss mit unserer Vorwahl. Dann hab ich noch mal gewählt, diesmal mit der Vorwahl für den Raum French River. Da ist sofort jemand rangegangen.«
    Sie nahm die Mütze ab und schüttelte ihr langes, zerzaustes Haar. Walker nahm ihre Jacke, hängte sie über einen seiner Küchenstühle und übte sich in Geduld.
    »Wer ist rangegangen?«
    »Ein Rettungsdienst. Da oben gibt’s noch keine Notrufnummer. Man muss selbst beim Rettungsdienst anrufen.«
    »Wo war der?«
    »In Sudbury.«
    Walker setzte sich auf den Stuhl.
    »Dann ergibt das Ganze doch einen Sinn«, sagte Krista. »Hat dieser Mann dir nicht erzählt, dass Robert Nuremborski an diesem Abend einen Unfall hatte? Das nächstgelegene Krankenhaus wäre in Sudbury.«
    »Das war seine Version«, sagte Walker.
    »Klingt aber plausibel, nicht?« Sie nahm den Pulverkaffee.
    Walker drehte sich eine Zigarette. Er antwortete nicht gleich. Dann sagte er: »Wir wissen nicht, wann sie diese Telefonnummer angerufen haben. Datum steht keines drauf. Vielleicht hatte Robert diesen Unfall an einem anderen Tag, nicht damals, als ich ausgesetzt wurde. Vielleicht war es gar nicht wegen Robert. Vielleicht war’s wegen jemand anderem.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Wie zum Beispiel Lennie. Oder Kyle. Zum Beispiel wegen meiner Mutter oder wegen meinem Vater«, antwortete Walker störrisch.
    Krista schickte sich an, etwas zu sagen, überlegte es sich jedoch anders. Sie suchte in einer Schublade nach Löffeln, aber Walker besaß nur einen, und

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