Ausgespielt
haben.«
»Mit der Ausschlussmethode. Reba hat mir erzählt, dass Sie als Tänzerin arbeiten. Mit einem Namen wie Ihrem war es dann nicht weiter schwer.«
»Ach, kommen Sie. Wissen Sie, wie viele Striplokale es in Reno gibt?«
»Fünfunddreißig. Das ist das dreizehnte, in dem ich es versucht habe. Muss meine Glückszahl sein. Können wir ein bisschen plaudern?«
»Worüber? Ich fange in zwei Minuten an zu arbeiten, und ich brauche noch Zeit, um meine Mitte zu finden. Solche Auftritte sind hart, wenn man nicht klar im Kopf ist.«
»Ich halte Sie nicht lange auf.«
357
Vorsichtig nahm sie Platz, und ich fragte mich unwillkürlich, ob sich der hölzerne Sitz an ihrem nackten Hintern nicht kalt anfühlte. Besonders angenehm konnte das Gefühl nicht sein, aber sie schrie weder auf, noch äußerte sie sonst irgendwie Unbehagen. »Stochern Sie nur im Nebel, oder wollen Sie etwas Bestimmtes?«
»Warum fragen Sie?«
»Ich dachte nur, falls ich von ihr höre, kann ich ihr ja Bescheid sagen – vorausgesetzt, es ist nichts Unanständiges.«
»Ich habe gehört, sie soll in Reno sein. Ich würde sie gern dazu überreden, nach Kalifornien zurückzukommen, ehe sie es sich mit ihren Bewährungsauflagen komplett verscherzt.«
»Ist nicht mein Bier, was sie sich verscherzt. Oder bei wem.«
»Ich habe gehört, Sie waren zusammen in einer Zelle.«
»Sechs Monate ungefähr. Ich bin vor ihr rausgekommen – wie man sieht.«
»Sie hat mir erzählt, dass Sie in Kontakt geblieben sind.«
»Warum auch nicht? Sie ist nett, und es macht Spaß, mit ihr zusammen zu sein.«
»Wann haben Sie zuletzt von ihr gehört?«
Gespieltes Nachdenken. »Muss letztes Weihnachten gewesen sein. Ich habe ihr eine Karte geschickt und sie mir.« Sie sah sich um. »Tut mir Leid, wenn ich das hier abbrechen muss, aber diese Musik ist mein Stichwort.«
»Falls sie sich bei Ihnen meldet, richten Sie ihr bitte aus, dass ich in Reno bin. Ich muss sie dringend sprechen.« Ich hatte bereits den Namen des Motels, die Telefonnummer und meine Zimmernummer auf einen Zettel geschrieben, den ich ihr nun reichte, während sie sich erhob.
Sie nahm den Zettel, obwohl sie nichts hatte, wo sie ihn hätte unterbringen können, es sei denn, sie steckte ihn sich in den Hintern. »Und wer bezahlt Sie?«
358
»Rebas Vater.«
»Schöner Job. So was Ähnliches wie eine Kautionsjägerin, was?«
»Es ist mehr als ein Job. Ich bin mit ihr befreundet und mache mir Sorgen um sie.«
»Da würde ich mir keine grauen Haare wachsen lassen. Wenn ich eines über Reba weiß, dann, dass sie selbst auf sich aufpassen kann.«
Ich sah ihr nach, wie sie auf die Bar zuging. Die zwei identischen Monde ihres Hinterns wackelten kaum beim Gehen, und die Muskeln in ihren Schenkeln spannten sich bei jedem Schritt an, ehe sie sich wieder entspannten. Stripteasetanz wirkte offenbar besser als Jazz-Dance, außerdem brauchte sie keine Kursgebühren zu entrichten. Ich machte einen Abstecher zur Damentoilette, benutzte die sanitären Einrichtungen und kehrte zu meinem Auto zurück.
Nachdem ich den Motor angelassen hatte, blieb ich mit heruntergedrehten Fenstern sitzen und hörte Radio, damit die Zeit schneller verging. Eine Stunde später begann ich allmählich zu befürchten, dass mir entweder bald der Sprit ausging oder ich mich mit meinen eigenen Auspuffgasen vergiftete. Ich stellte Radio und Motor aus und starrte auf die Ziegelmauer vor mir.
Sie gab die ideale Leinwand dafür ab, meine jüngsten Erinnerungen an Cheney auf sie zu projizieren, was vermutlich keine so tolle Idee war, da er ja meilenweit entfernt war.
Ohne es zu merken, döste ich ein. Als die Scheinwerfer eines vorüberfahrenden Wagens über meine Windschutzscheibe strichen, schreckte ich hoch. Ich sah im selben Moment nach rechts, als Mistys Wagen an meinem vorbeifuhr und langsamer wurde. Sie verließ den Parkplatz und bog nach rechts ab. Ich ließ den Käfer an, fuhr aus der Lücke und erreichte kurz nach ihr die Straße. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es vier Uhr morgens war. Offenbar dauerten ihre Schichten sechs statt der 359
üblichen acht Stunden, die der normale Arbeiter ableisten muss.
Allerdings war auch schwer vorstellbar, dass jemand mehr als zwei Stunden am Stück auf so hohen Absätzen herumturnen konnte.
Ich behielt den Ford Fairlane im Blick und ließ ihm so viel Vorsprung, wie ich mir erlauben konnte, ohne ihn ganz aus den Augen zu verlieren. Inzwischen hatte der Verkehr nachgelassen, und viele
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