Ausgespielt
stiegen die Treppe hinab. Innerlich murrend tat ich, was sie mir aufgetragen hatte, indem ich Schlüssel und Geldbörse aus der Tasche nahm und diese dann hinter einen großen, eingetopften Ficus schob. Ich hoffte nur, sie wusste, was sie tat, denn zumindest ich hatte keinen blassen Schimmer. Mit einem wehmütigen Blick zurück ging ich auf die Treppe zu.
In einem Raum, der wie eine mittelgroße Küche aussah, stieß ich wieder auf die beiden. Es gab ein Spülbecken, eine Spülmaschine, zwei Mikrowellen, eine Kühl-Gefrierkombination und zwei Automaten, einen mit alkoholfreien Getränken und einen zweiten mit Schokoriegeln, Kartoffelchips, Erdnussbutter-crackern, Keksen, Nüssen und anderen Dickmachern. Mitten im Raum stand ein großer, von Stühlen umgebener Tisch.
»Ist das nicht toll?«, fragte Reba.
»Super«, bestätigte ich.
»Seid ihr fertig?«, fragte mich Marty.
»Klar. Kein Problem. War nett hier.«
»Gut. Ich hole rasch meine Aktentasche und sperre dann ab.«
Zu dritt marschierten wir den Flur entlang in Richtung Aufzüge. An seinem Büro angelangt, verschwand Marty kurz darin und kehrte mit seiner Tasche zurück. Reba lehnte sich an den Türrahmen. »Hübsches Büro. Hast du das selbst gemacht?«
»O Gott, nein. Beck hat eine Einrichtungsfirma engagiert, die alles hergerichtet hat, außer den Pflanzen. Dafür haben wir eine andere Firma.«
250
»Ziemlich protzig«, fand Reba.
Wir sahen zu, wie Marty den Knopf für den Aufzug drückte und ihn damit von unten hochholte. Während wir warteten, zeigte Reba auf einen dritten Aufzug auf der anderen Seite des Empfangstresens. »Wofür ist der gut?«
»Das ist der Lastenaufzug. Damit werden vor allem Kisten, Aktenschränke, Möbel und so was hoch- und runtergefahren.
Wir haben fünfzehn oder zwanzig Firmen in den drei oberen Etagen. Die brauchen jede Menge Büroartikel und Kopierer.
Außerdem benutzt ihn der Putztrupp.«
»Arbeiten Bart und sein Bruder immer noch an den
Wochenenden?«
»Immer freitags, wie gehabt. Sie fangen um Mitternacht an.«
»Schön, dass sich manches nie ändert. Aber alles andere ist eine enorme Verbesserung. Hätte ich mir ja denken können, dass Beck das macht, sobald ich weg bin.«
Der Aufzug kam, und die Türen gingen auf. Marty fasste hinein und drückte den Knopf, der die Türen offen hielt, während er den Code für die Alarmanlage auf einem Tastenfeld auf der rechten Seite eingab. Reba zeigte nur beiläufiges Interesse. Nachdem wir eingestiegen waren, ließ Marty den Knopf los und drückte die 1
für Erdgeschoss. Auf der Fahrt nach unten wechselten wir kaum ein Wort, sondern sahen nur zu, wie die digitalen Etagen-nummern blinkend von einer zur anderen wechselten.
Als wir unten anlangten, gingen die Türen eines der beiden Aufzüge in der Nische auf, und zwei Putzmänner kamen mit ihrem Karren heraus, ehe sie einen Staubsauger, mehrere Besen und Schrubber, große Flaschen mit Putzmitteln sowie Pakete mit Papierhandtüchern für die Toiletten einluden. Beide trugen Overalls, auf deren Rücken ein Firmenlogo aufgestickt war.
Einer von ihnen nickte Willard zu, der mit einem Finger zurückgrüßte. Reba sah den beiden Männern dabei zu, wie sie die Nische durchquerten und den Lastenaufzug betraten.
251
»Was haben die denn vor?«
Marty zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich glaube, die arbeiten im ersten Stock.«
Hinter ihnen schlossen sich die Türen, und wir gingen zu dritt weiter zum Eingang, während Willard mit dem gleichen ausdruckslosen Blick, den er uns zuvor gewidmet hatte, die Zeit eintrug, zu der wir das Haus verlassen hatten. Marty machte sich nicht einmal die Mühe, ihm zum Abschied zuzunicken, doch Reba winkte Willard fröhlich mit einem Finger. »Danke, Willie.
Schönen Abend noch.«
Er zögerte und hob dann die Hand.
»Habt ihr das gesehen? Wahre Liebe«, erklärte sie.
Wir gingen nach unten in die Tiefgarage. »Mein Auto steht da drüben«, sagte Marty am Fuß der Treppe. »Und wo parkt ihr?«
»Da lang«, antwortete ich und wies in die andere Richtung.
Reba schob die Hände in die Jackentaschen und sah ihm nach, während er auf sein Auto zuging. »Hey, Marty?«
Er hielt inne und wandte sich um.
»Denk mal über das nach, was ich gesagt habe. Wenn du nicht bald was unternimmst, haut dich Beck in die Pfanne.«
Marty wollte schon etwas sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Mit abwesender Miene schüttelte er den Kopf und setzte seinen Weg fort.
Reba sah ihm nach, bis er
Weitere Kostenlose Bücher