Ausgetanzt
Botschafter der wahren Religion in Österreich.«
»War er ein Reaktionär?«
»Er selbst gab sich als Liberaler aus. Aber sein Schmiss auf
der Wange …«
»Jetzt weiß ich, wen du meinst. Der ist Moslem?«
»Ja. Und was das Größte ist: Er will die traditionelle Rolle
der Frau fördern. Das tat er schon als Politiker, er kämpfte für einen
sogenannten Mutterbonus, für jedes Kind, das in einer Gemeinde geboren wird und
dort aufwächst. Sie wollten damit Familien anlocken beziehungsweise vom Wegzug
abhalten. Wenn so ein Gedankengut auf das traditionelle islamische Frauenbild
trifft …«
»Prost Mahlzeit.«
»Wir entschieden uns, das Haus Tag und Nacht zu observieren.
Ein bissl ermüdend, weil tagelang nichts passiert ist. Wir dachten schon, es
sei tatsächlich unbewohnt. Aber irgendwann musste die Zielperson das Haus
verlassen, zumindest um einzukaufen. Und bingo! Ein grüner Geländewagen mit
Salzburger Nummernschild schoss aus der Einfahrt heraus. Und wir ihm nach.«
»War das so ein helles Grün? Ein Jadegrün?«
»Ja, genau. Das Aussehen des Fahrers passte auf den
Gesuchten. Er war übrigens früher bei Koromar beschäftigt, das Auto stammt aus
der Zeit, die Firmenwägen gehen nach einem Jahr in Privatbesitz über. Wo fuhr
er hin, glaubst du?«
»Sieglinde!«
»Schon gut. An den Hallstätter See. Wir dachten, dass er
seinen ersten Tatort wieder aufsuchen will. Aber er fuhr zu Koromar.«
»Ach?«
»Ja. Für dieses Unternehmen hatte er Seminare abgehalten.
Wahrscheinlich wollte er Geld beschaffen, wie auch immer. Beim Betreten des
Firmengeländes wirkte er sehr wichtig und seiner selbst bewusst. Zurück kam er
nach kurzer Zeit mit säuerlichem Gesicht. Zugriff, sagte ich zu Peri, und wir
schnappten ihn uns.«
»Wie aufregend.«
»Wie man es nimmt. Wir luden ihn ganz simpel auf einen Kaffee
ein.«
»Nein.«
»Doch. Er kam mit. Freiwillig. Weißt du, Peri kann sehr
charmant sein. Und Gero haben wir gleich so eingeschätzt, dass er auf so was
fliegt. Im Gespräch überzeugten wir ihn mit ein bisschen weiblichem Charme
davon, sich der Polizei zu stellen. Wie lange wollte er noch auf der Flucht
sein, fragte ich ihn. Außerdem waren wir zu zweit und ihm damit sicher
überlegen.«
»Und war er’s?«
»Der Mörder? Ich weiß nicht. Dass er Caro bedroht und
attackiert hat, kurz vor ihrem Tod, das hat er nach langem Hin und Her
zugegeben. Vielleicht nur eine Masche, um nicht als Mörder dazustehen – das
wird sich zeigen. Wir haben ihn ordentlich unter Druck gesetzt. Er ist so
wütend geworden und hat zugegeben, Caro habe ihn bis aufs Blut gereizt. Seine
Ex-Frau hatte Zuflucht im Frauenhaus gesucht. Die Weiber haben ihn genervt, so
hat er geredet. Ich hab das Kotzen nur mühsam unterdrückt. Es ist immer wieder
das Gleiche.«
»Und so freundlich hat er getan, wenn er bei mir im Salon
war.«
»Die Morde streitet er jedoch ab. Wegen einer Scheißlesbe
gehe er nicht ins Kriminal, sagt er.«
»Er kennt alle drei Ermordeten. Und bei allen könnte er ein
Motiv dafür gehabt haben, sie zu töten.«
»Wir haben ihn der Polizei übergeben. Die verhören ihn
jetzt.«
»Hoffentlich mit mehr Erfolg.«
»Abwarten. Gero hat keine Hemmschwelle, Frauen zu
attackieren.«
»Jetzt, wo du es sagst, sie haben ihn im Lokal schon einmal
mit seiner angeblichen sadistischen Ader aufgezogen. Ich hab das nicht so ernst
genommen.«
»Seine Ex-Frau Kim kann ein Lied davon singen.« Die
Detektivin seufzte. »Amélie hat ihn verfolgt, er ist ihr nach und hat sie
verprügelt. Er wollte nicht als Misshandler auffliegen. Vielleicht gesteht Gero
die Morde noch. Er hat Selma ebenso gehasst wie Caro. Die Lesben hätten ihm
seine Frau weggenommen, sagt er. Nur, was ist mit der dritten Toten, der
Managerin Inge Starkmann?«
»Sie war zuständig, ihn mit Seminaren zu beauftragen. Wenn
sie gedroht hat, ihn nicht mehr zu engagieren …«
»Stimmt, seine Kontolage ist nicht berauschend, um es mal so
auszudrücken.«
»Du hast Zugang zu so was?«
»Was glaubst du?«
»Hm. Oder jemand anderer hat die Businesslady getötet.«
»Was weiß ich.«
»Und noch eine Neuigkeit. Ich habe einen Informanten in
Amerika aufgetan. Er kannte Caro in ihrer Zeit in L.A.«
»Bravo, jetzt bin ich gespannt.« Berenike ließ sich aufs Bett
plumpsen. Wenn die Klärung des Falles bevorstand, konnte sie ihren Kurzurlaub
in diesem schönen grünen Land umso mehr genießen. Sie schenkte sich endlich von
dem Kamillentee ein, der beruhigend duftete.
In dem
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