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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Augen gemacht hab. Als ob ich mich darum kümmern tät! Er hat mich
im Zimmer eingesperrt, vorhin. Stell dir vor! Ich musste den Portier anrufen
und der hat das Zimmermädchen raufgeschickt, damit sie mich rauslässt!«
    »Wie bitte? Und so etwas lässt du dir gefallen? Vergiss
diesen Idioten doch endlich!«
    »Ach«, murmelte Ellen. Und »hm«, dann tauchte Irina auf, es
war schon halb zwölf. Sie entschuldigte sich wortreich für ihre Verspätung,
doch Berenike winkte ab. Das Zeitgefühl, so viel hatte sie begriffen, war hier
ein anderes als im Salzkammergut.
    Irina lobte das sonnige Wetter. Berenike freute sich auf
Abkühlung in den Bergen. Im Auto warteten zwei andere Frauen. Immer weiter ging
es hinaus aus der Stadt, in eine verzauberte grüne Landschaft hinein. Irina
erzählte dies und das. Fragte Berenike nach ihrem Beruf. Die erzählte vom
Teesalon. Irina geriet ins Schwärmen.
    »It’s a pity we don’t have something like this here in
Bulgaria.« Sie selbst hatte Wirtschaft studiert und plante, später im Ausland
zu arbeiten, vielleicht sogar in Österreich. Nun, da Bulgarien bald der EU beitrete,
werde alles noch einfacher werden. Die meisten hier wollten weg, erklärte
Irina, die Jungen überhaupt. Die Bevölkerung Bulgariens sei in den letzten
Jahren deutlich geschrumpft.
    Berenike entspannte sich ein wenig. Sie wollte die Natur
genießen. Der Anblick, der sich vor ihren Augen ausbreitete, ähnelte den Alpen,
allerdings sah es hier wilder und ungezähmter aus. Schließlich ging es enge,
kurvenreiche Bergstraßen hinan.
    »Don’t worry about the roads«, versuchte Irina zu beruhigen.
»I am an experienced driver.« Die Straßen seien von den kürzlichen Unwettern
beschädigt, und außerdem …, es folgte Gejammer über Korruption und dass zu
wenig passiere. Im Ausland sei das wohl anders. Nun ja.
    Endlich waren sie am Ziel. »Welcome to the Wonderful
Bridges.« Zu Fuß ging es ein Stück weiter zu dem Naturdenkmal. Das Wasser hatte
hier riesige Brücken in den Stein gewaschen. Niesel begleitete ihren Abstieg,
dann Eisregen. Die Berge eben.
    Die anderen ausländischen Frauen nahmen Ellen in Beschlag.
Anders als Irina waren die beiden Deutschen Hausfrauen, seit sie ihre Männer
hierher begleitet hatten. Ellen schien sich bei ihnen wohlzufühlen. Die Frauen
erzählten ihr von ihrem Alltag in Bulgarien, wo man am besten einkaufte, dass
sie auf einem eigenen Auto bestehen solle. »Haben Sie selbst einen Beruf?«
    Ellen verneinte.
    »Und Ihre Kinder?«, fragte eine. »Die deutsche
Schule …«
    »Meine Töchter sind bereits erwachsen.«
    »Aha, ach so.«
    Ein Schleier senkte sich über Ellens Blick, doch sie ließ
sich gleich wieder ablenken. Es war ein fröhlicher Tag und Berenike versuchte,
sich von der guten Stimmung anstecken zu lassen. Wenn da nicht ihre Sorgen um
Amélie wären! Sie konnte ja sowieso nichts für die arme, verletzte Amélie tun,
aus der Ferne schon gar nicht. Noch war nicht einmal der erlösende Anruf
gekommen, dass sie aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht wäre.
    Nach der Besichtigung der Wonderful Bridges spazierten sie zu
einer urigen Berghütte in der Nähe. Die Luft war kühl hier im dichten Wald,
kühl und feucht, erinnerte beinahe ans Ausseerland. Ein kleiner Mann, der so
gemütlich wie ein Holzfäller in der Stube saß, hieß sie willkommen. Ein offenes
Feuer knisterte, rot-weiße Decken auf den Tischen luden ein, sich bequem
einzurichten. Die Wärme tat wohl, durchfroren, wie sie mittlerweile waren. Die
Wirtin war ebenso klein wie er, verfügte über üppige Rundungen, aus ihren Augen
blitzte es schalkhaft. Irina sprach mit ihr, kurz darauf servierte ein junger
Mann ein heiß dampfendes Getränk in weißen Plastikbechern. Bergtee, wurde ihnen
stolz erklärt. Er duftete wirklich märchenhaft und schmeckte auch so. Berenike
wollte wissen, welche Blüten im Tee waren, Irina übersetzte. Erdbeerblüten,
lautete die Antwort, sie waren neben anderen Kräutern in den Tee gemischt
worden. Interessant, das musste sich Berenike merken. Etwas später bekamen sie
Schopska-Salat serviert, Hirtensalat mit Tomaten, Gurken und weißem Käse. Dazu
gab es kleine Gerichte, Blätterteig mit Käse und eine Speise aus Mais.
    Nach einer Weile des Geplänkels und Gelächters mit den Wirtsleuten
fuhren sie weiter zum Kloster Bachkovo. Während sie die Souvenirstände
entlangschlenderten, hängte sich Irina bei Berenike ein und erklärte ihr, was
es hier zu kaufen gab. Auch Grüppchen anderer Frauen

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