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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Sie huschte ins Haus und versperrte sämtliche
Schlösser, die Frau Gasperl in der Zeit nach der Mordserie letztes Jahr
angebracht hatte, sorgsam hinter sich.
    Kaum in ihrer Wohnung im oberen Stockwerk angelangt,
umkreisten ihre drei Miezen sie wie ein Sondereinsatzkommando. Marlowe, Spade
und Dr. Watson waren jedoch nur dann ansatzweise detektivisch veranlagt, wenn
es um die Ermittlung der nächsten Futterration ging. Berenike war froh, sie zu
Hause zu wissen, heute ganz besonders.
    Sie fütterte die Stubentiger, die sich danach zurückzogen.
Plötzlich war es still in der Wohnung, still und einsam. Rasch rief Berenike
Amélie zurück. Sie berichtete in kurzen Worten von dem dramatischen Ereignis.
    Die Tanzstudioleiterin hörte sich ziemlich fertig an:
    »Du, ich schau morgen bei dir im Salon vorbei. Persönlich
redet sichs leichter. Ich brauch Luft, ich werd hier noch verrückt.« Ein
Seufzen durch den Äther. »Morgen erzähl ich dir alles.«
    Sie verabschiedeten sich. Wieder empfand Berenike die Stille
als bedrückend. Nur Frau Gasperl hörte sie rumoren. Normalerweise war Berenike
zufrieden mit diesem Leben, genoss ihr eigenes kleines Reich. Doch an Tagen wie
diesem hätte es ihr gutgetan, wenn da jemand zum Reden gewesen wäre.
Persönlich, nicht nur am Telefon.
    Entgegen ihrer Gewohnheit legte sie das Handy eingeschaltet
auf den Nachttisch. Pfeif auf die Strahlung, dachte sie, wenn womöglich
Gefahren ganz anderer Art drohten! Zum Glück sank sie sofort in einen tiefen
Schlaf, nicht einmal Jonas geisterte durch ihre Träume.

     
    Am nächsten Vormittag wollte Berenike in der
Küche ihres Salons die erste Kürbissuppe der Saison zubereiten. Vertraute
Handgriffe, daran ließ sich festhalten. Aus dem Salon wehten ein paar Takte
orientalischer Musik in die Küche. Entspannung, sie brauchte, verflixt noch
mal, Entspannung, aber rasch!
    Zum Kochen trug sie bequeme Jeans, T-Shirt und darüber eine
bunte Schürze. Diese Arbeit hatte ihr von Anfang an überraschend viel Freude
bereitet. Die Zubereitung nahrhafter und wohlschmeckender Speisen hatte etwas
Magisches. Rasch kontrollierte sie die Zutaten. Hokkaidokürbis, dazu kamen
Karotten und Hirsemehl sowie eine Ayurveda-Gewürzmischung. Vielleicht würde sie
das endlich ruhiger werden lassen …
    Bevor sie noch beginnen konnte, dröhnte Helenas Stimme von
draußen herein. Berenike eilte zu ihr. »Da bist du ja, Helena! Bist du gut
heimgekommen?«
    »Ja, natürlich, warum?«
    »Hast du es nicht gehört? Caro – wir haben sie tot
aufgefunden. Ermordet.«
    »Nein!« Helena musste sich setzen.
    »Doch.« Rasch erzählte Berenike ihr die Umstände, wie sie
Caro entdeckt hatten. »Und dann haben wir uns um dich Sorgen gemacht, Helena –
wie bist du auf die Idee gekommen, allein zu gehen? Und dein Handy war auch
ausgeschaltet.«
    »Das pack ich nicht. Caro? Ermordet? Himmel!«
    Berenike reichte Helena ein Glas Wasser. Dann stand die
Gaifahrerin energisch auf. »So, hier sind deine Brote, Berenike.« Sie seufzte.
»Hoffentlich wird der Arsch schnell gefunden, der das getan hat.«
    »Wem sagst du das.« Sie sahen sich an, umarmten sich stumm,
dann ging Helena.
    Berenike kehrte in die Küche zurück. Sie röstete die Gewürze
in heißem Olivenöl an – natürlich Bio, was anderes kam ihr nicht in die Pfanne.
Anschließend gab sie das klein geschnittene Gemüse dazu und ließ alles sanft
anbraten. Berenike fügte das Hirsemehl hinzu und goss etwas später mit Wasser
auf. Zugedeckt ließ sie die Suppe köcheln, während sie aufräumte. Als alles gar
war, warf sie ein paar Blätter Bancha in den Topf, japanischen Grüntee, und
pürierte das Ganze. Zerhackte Knoblauchrauke kam obendrauf. Dieses wilde Kraut
schmeckte nur ganz sachte nach Knoblauch, viel dezenter als Bärlauch. Eine
Suppe wie gemacht für die Leute vom Seminar ›Teamführung für den
Managernachwuchs‹, die sich mit Trainer Gero als Mittagsgäste angesagt hatten.
    Der Teesalon war voll, also würde sie die Seminargäste in den
Literatursalon platzieren. Berenike deckte die in der Mitte zusammengeschobenen
Tische, während immer wieder der Anblick von Caro, der toten Caro, vor ihrem
inneren Auge auftauchte. Wie blöd, dass sie nichts mehr von den Ermittlern
erfahren hatte. Ihr wurde bei der Erinnerung schlecht. Der Täter sollte so
leiden müssen wie Caro. Wenn nur die Polizei bald Ergebnisse hatte. Doch –
Berenike zwang die Galle mühsam nach unten, die sich einen Weg nach oben bahnen
wollte – die

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