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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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sie
sich durch die kurzen schwarzen Haare. Würden wohl einen neuen Schnitt
vertragen können. Aber bloß nicht von Katharina …!
    »Man kann sich auf niemanden mehr verlassen heutzutage«, fuhr
die Frau fort, »bei Katharinas Mutter damals wäre so was nie vorgekommen! Die
war korrekt und pünktlich.« Die Frau drehte sich abrupt um und ging.
    Berenike zögerte. Halb abwesend las sie am Nebenhaus ein
Schild, das über die sogenannten Salzfertiger erzählte und darüber, dass auch
Frauen unter jenen gewesen waren, die das Salz bis Venedig gehandelt hatten
gegen Wein und Lebensmittel. Weiter wanderten Berenikes Gedanken, zu den
Plätten, jenen Booten, die fast wie Gondeln aussahen. Sie konnte sich einfach
auf nichts konzentrieren, dabei wollte sie doch ermitteln!
    Ok.
    Berenike trat ein paar Schritte zurück und sah nach oben zu
Katharinas Wohnung. Hübsche kleine Fenster, von gelben Blümchen in hölzernen
Kästen geziert. Sie meinte, einen Schatten hinter einem der Fenster zu sehen
und winkte. Aber nichts geschah. Eigenartig, dachte Berenike, doch womöglich
hatte sie sich im Stockwerk geirrt.
    Da es nicht regnete, beschloss Berenike, sich in den Garten
des Cafés gegenüber zu setzen und auf Katharina zu warten. Wieder liefen ihre
Überlegungen wild durcheinander. Die bunten Fassaden, der Krimskrams in den
Geschäften waren wie gemacht, um an einem Tag wie diesem die düsteren Wolken
aus dem Gemüt zu vertreiben. Dicke japanische Gäste, die nur in Gruppen
auftraten. Amerikaner. Ein Rudel Deutscher. Die Geschichte des Cafés, das
früher eine Bäckerei gewesen war, von der der Brand des Jahres 1750 seinen
Ausgang genommen hatte. Dazu das seltsame Benehmen eines Touristenpärchens
gegenüber. Die Kellnerin fragte gerade: »Hat es Ihnen geschmeckt?« Und der
beleibte Mann antwortete mit einem simplen, völlig lächelfreien »Ja«.
    Berenike konzentrierte sich wieder auf Katharinas
Friseursalon, während sich die Wolken drohend zusammenknäuelten. Sie dachte an
die Frau vorhin. Wenn die ältere Dame von hier war, musste sie doch wissen, was
bei Katharina vorletzte Nacht los gewesen war. Den Anschein hatte sie aber
nicht gemacht.
    Nachdenklich kramte Berenike nach ihrem Notizbuch, um die
Ereignisse zusammenzufassen und ihre Fragen aufzulisten. Sie bestellte Kaffee,
ausnahmsweise. Er schmeckte überraschend gut.

     
    Ein blechernes Klingeln riss Berenike aus ihren
Betrachtungen. Die Tür von Katharinas Laden ging von innen auf. Die Frau von
vorhin kam von irgendwoher zurück, raffte ihre Tasche an sich und wäre fast mit
einem Mann zusammengestoßen, der eiligen Schrittes herausstolperte, während er
ein Handy ans Ohr presste. Hinter ihm zeigte sich Katharina in der Tür. Er
schüttelte ihr die Hand, einen Moment länger als üblich. Ein tiefer Blick. Dann
ging der Kerl, in einen dunklen Anzug gekleidet, eilig davon und fing an, in
sein Telefon zu reden.
    Berenike knallte Geld auf den Cafétisch, wahrscheinlich zu
viel, aber vielleicht auch nicht in diesem Touristenmekka. Schnell zum
Frisiersalon. Sie rannte rüber und riss die Tür auf. Zwei Frauen drehten die
Köpfe nach ihr um, eine setzte sich gerade unter eine Trockenhaube.
    »Guten Tag.« Katharina kam hinter einem kleinen Pult hervor,
auf dem ein paar aufgeschlagene Illustrierte lagen. In der Hand hielt sie eine
Schüssel mit einer braun-violetten Paste. Die Schnüre eines ockerfarbenen,
ausgebleichten Perlvorhangs bewegten sich hinter ihr im Luftzug. In der
Auslage, in der Caro drapiert gewesen war, brannte eine Kerze.
    »Oh, hallo, Berenike.«
    »Du hast schon Kunden?« Berenike sah die beiden Frauen
neugierig an.
    »Es gibt einen Hintereingang durchs Haus.« Die Friseurin lächelte
ihr verkniffen zu.
    »Und der Mann, der grad weggegangen ist?«
    »Ein Privatkunde. Wir sind befreundet.« Katharina strich den
um ihre eckigen Knochen schlabbernden schmutzig gelben Kittel glatt. »Er ist im
Vorstand von Koromar, da kann er nicht ohne ordentliche Frisur herumrennen. Er
hatte es eilig, hat schon einen Termin gehabt, als der Laden noch von der
Polizei versiegelt war. Aber jetzt ist ja alles wieder so, wie es war. Die
Polizisten sind fertig mit ihrer Spurensuche. Glücklicherweise.« Katharina hatte
die Schüssel abgestellt und bestrich mit geübten Gesten das Haar ihrer Kundin
mit der Farbe.
    »Lass dich von der jungen Dame nicht ins Bockshorn jagen!«
Die Wartende von vorhin.
    »Ich kann für mich selbst sprechen.«
    »Hm«, brummte die Kundin. »Katharina, ich

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