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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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mit deinem Studium?«
    »Ich werde sehen. Meine Kunst geb ich nicht auf. Sie zahlen
Sven und mir die Reise. Kommst du auch mit? Ich bezahl das Ticket für dich. Was
meinst du? Mir wär wohler …«
    »Wegen Sven? Dann ist er also immer noch so brutal zu dir?«
    »Ja. Er ist … jetzt ist er grad süß wieder. Also, überleg es
dir.«
    »Ich werde es mir überlegen.«

     
    Natürlich flog Berenike mit. Trotz ihrer Sorgen
um Amélie, sie lag nach wie vor im Koma. Noch hatte man sie nicht befragen
können, was passiert war. Ein Kurzurlaub, das war mehr, als sich Berenike für
das heurige Jahr erhofft hatte. Jetzt, wo die Aussicht bestand, sehnte sich
Berenike mit einem Mal nach einem Tapetenwechsel, nach neuen Erfahrungen, wie
früher. Nachdem sie sich mit Susi und Hans abgesprochen hatte, buchte Ellen die
Flugtickets. Montag, 6.30 Uhr Wien-Sofia, zu einem ziemlich günstigen Preis.
Aber das war nicht der Punkt.

Neunundzwanzig

     

     
    Der Punkt war Sven.
    Im Flugzeug war er gerade noch zu ertragen. Er meckerte zwar,
dass er für Essen und Getränke zahlen sollte. Rempelte die Stewardessen an,
wenn er was wollte, fuchtelte unhöflich mit den Händen, weil die Damen kein
Deutsch sprachen. Aber sonst ging es. Über die Durchsagen auf Englisch und
Russisch machte er sich sogar lustig. Billiges Personal für die Billig-Airline,
Koromar musste sparen, wo es möglich war. Zum Glück saß Berenike durch den
Mittelgang getrennt von Sven und Ellen. Sven zappelte auf seinem Gangsitz
herum, gekleidet in einen für ihn eher untypischen beigen Leinenanzug. Seine
Armmuskeln sprengten beinahe den leichten Stoff. Er kramte in seiner
Brusttasche, dann in seiner Reisetasche, schließlich fand er eine Notiz, die er
offenbar gesucht hatte.
    »Irina Radanova«, buchstabierte er stolpernd.
    Ellen sah ihn abwartend an, direkt unterwürfig. »Ja?«
    »Das ist der Name der bulgarischen, äh, Kollegin, die uns am
Airport in Sofia abholen wird. Schon wieder eine Tussi.«
    Wenigstens brauchten sie sich um nichts zu kümmern, hatte
Ellen versprochen. Die Leute von Koromar übernahmen die komplette Organisation.
Ein Besichtigungsprogramm ebenso wie die Fahrt zum Standort der bulgarischen
Niederlassung in Plowdiw. Berenike war neugierig auf die alte Hauptstadt
Bulgariens, die mit ihren 8.000 Jahren die meisten anderen europäischen Städte
in den Schatten stellte.
    »Wenn Sven beschäftigt ist«, hatte Ellen gesagt, »machen wir
beide uns eine schöne Zeit.« Sie hatte bei diesen Worten so jung ausgesehen,
unbeschwerter, als Berenike sie je zu Gesicht bekommen hatte. Sexy sah sie aus,
wie sie da im Flugzeug saß, mit ihren blauschwarzen Haaren und dem kniekurzen
Jeansrock. Ihre Haut glühte froh. Ja, offensichtlich hatten sich die beiden
versöhnt. Hoffentlich besserte sich Svens Verhalten endlich und er behandelte
Ellen in Zukunft angemessener.
    Nach weniger als zwei Stunden Flugzeit landeten sie in Sofia.
Das Flugzeug rollte an Kühen vorbei, die neben der Piste weideten. Dann die
kleine Ankunftshalle, Terminal 1, Passkontrolle. Alles wirkte so übersichtlich,
wie ein Flughafen auf einer Ferieninsel. Gemeinsam traten sie vor das Gebäude.
Sven mit einem Rollkoffer, Ellen eine teure Reisetasche in der Hand. Berenike
hatte nur einen Rucksack gepackt. Die Ankommenden stiegen in Taxis oder wurden
abgeholt, Ruhe kehrte ein, sie waren fast allein. Nach einer Weile war kein
einziges der Taxis, die zuvor in einer langen Schlange gewartet hatten, übrig.
Nur das Radio aus einer kleinen Imbissbude dudelte noch, während ihnen die
Kellnerin scheußlichen Instantkaffee verkaufte.
    Nach einer Weile sah Sven missmutig auf die Uhr. »Wo bleibt
sie denn? Ich weiß ja, warum ich nicht mit Frauen …« Böse glotzte er Ellen an.
    Und so fing es an. Sven moserte nach Leibeskräften. Er
meckerte, dass er warten musste. Regte sich über die streunenden Hunde auf.
Trat nach einem, der ihm zu nahe kam. Fluchte, dass kein Supermarkt in Sicht
war. Schimpfte, als er bemerkte, dass sein Handy keine Verbindung zustande
brachte. Ließ sich missmutig Berenikes Handy geben. Er tippte die Nummer von
seinem Notizzettel ein. Dann erreichte er endlich seine bulgarische
Kontaktperson. Er schimpfte in einem grottenschlechten Englisch ins Telefon,
dass Berenike die Luft anhielt. Legte auf und wetterte, wie dumm diese Bulgarin
sein müsse, wenn sie am anderen Terminal auf sie gewartet hatte. Svens Kollegin
hatte nämlich geglaubt, alle Airlines aus dem Westen würden auf dem

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