Ausgeträllert (German Edition)
»Mit Spitzhaube und Schleier ...«
Aber Heibuch war hart geblieben und hatte gesagt: »Burgfräuleins haben inne Küche nix zu suchen.«
Im selben Augenblick war Wolfi in die Cateringküche gestolpert, angetan mit einem perfekten Till Eulenspiegelkostüm in Grün und Rot, eine Holzklapper in der rechten Hand, die er wild drehte.
»Na, Hauptsache, der Hofnarr ist glücklich«, hatte ich gemurmelt und mich wieder ans Akkordpanieren von Mini-Schnitzeln begeben.
»Ich find dat genau richtig, mit der Party hier ... Ich hab nämlich auch wat zu begießen. Dat wollt ich euch nur nich bei der Totenfeier von Ladislaus sagen«, sagte Elli plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken.
»Mach’s doch nicht so spannend«, sagte Rudi.
»Ich fang’n neuet Leben an«, verkündete Elli. »Gleich morgen. Ich hab auffen Kiez nix mehr verloren. Fümmendreissich Jahre Schwänze lutschen – dat reicht. Ab heute bin ich wieder Elisabeth Ruschkowsky. Ich werd’ solide.«
Raoul kam mit der Sangria herbeigeschaukelt und stellte den Kübel auf den Tisch. »Salut!«, schrie er.
»Salut«, antworteten alle im Chor und stippten ihre Strohhalme in die Kübel.
»Was willst du denn machen, Elli?«, fragte ich.
»Ich mach’n Pudelsalon auf.
Schickobello
soll der heißen.«
Rudi klatschte in die Hände und trompetete: »Elli, ich helf dir. Pudel find ich super ...«
»Frag erst mal Matti, wie viel Nebenbeschäftigung er dir erlaubt«, gab ich zu bedenken. Rudis Enthusiasmus war auf der Stelle ein bisschen gebremst, aber nach kaum drei Sekunden riss er die Augen weit auf und sagte: »Kein Problem. Ich werde mich um die Hundebestattungen kümmern. Wenn mal einer von deinen Kunden ... also ich meine ... Elli. Weisste, ich red da gleich morgen mit dem Matti drüber. Ich kann super so kleine Särge machen und so Urnen, die aussehen wie Futternäpfe oder nee ... wie Knochen! Und wenn ich die airbrushe, dann sehen die voll echt aus.«
»Rudi, ich glaube, Elli meinte eher, dass sie die Pudel schön macht, und nicht tot«, wagte ich einzuwenden.
Winnie schob sich, toller Anzug und Matinee in Frankfurt hin oder her, noch ein mit Krabben und Paprika gefülltes Käseröllchen in den Mund.
»Das ist mal wieder typisch, Maggie Abendroth. Kein Plan von nix. Full Service, ne Elli? Schön machen im Salon, und wenn die Töle ausgeröchelt hat, dann schön machen für inn’ Hundehimmel. Was sagst du dazu, Herr Kommissar?«
Winnie kaute intensiv, zuckte die Schultern, nickte und machte: »Hm, hm.«
»Da siehste mal, der Winnie is’ mit mir einer Meinung. Dir fehlt doch der Überblick, du siehst einfach nie das Ganze.«
»Sagt wer, Rudi?«
»Matti sagt das.«
Ich bekam einen Hustenanfall, weil ich mich an der Sangria verschluckt hatte, und Winnie musste mir auf den Rücken klopfen. Elli johlte vor Vergnügen und drückte Rudi an ihren Busen. »Du biss’ mir’n Richtigen, Rudi. Genau so machen wir das. Du hast recht. Alles inklusive. Bei mir kriegste für den vierbeinigen Freund alles: die erste und auch die letzte Frisur. So!« Sie stippte ihren Strohhalm in den Eimer wie ein Elefant seinen Rüssel in ein Wasserloch. Als sie ihn wieder herauszog, war der Eimer so gut wie leer. Elli strahlte über das ganze Gesicht und sagte: »Apropos, all inclusive: Kann der Matti eigentlich Tiere ausstopfen?«
Rudi runzelte die Stirn. »Nee, glaub ich nich ... das machen Präparatoren. Aber der kann, wenn der Bello, also mal als Beispiel ... auf der Straße platt gefahren wurde, wieder alles so machen, das der aussieht wie neu ... für die offene Aufbahrung im Sarg, verstehste? Damit sich Herrchen und Frauchen ordentlich verabschieden können. Wie beim Ladislaus. Der Matti hat da echt so Tricks drauf ... das glaubst du nicht. Dem Laddy sein Brustkorb war ja total platt ... wegen dem Aufprall, also da hat der aus Holz und mit Sägespäne und so’...«
Winnie stieß Rudi mit dem Ellenbogen in die Seite, um ihn vor der Preisgabe weiterer Bestattergruseltricks zu bewahren.
»Äh ... ja, also«, fuhr Rudi fort. »Ich wollte sagen, wenn es zu schlimm wird, dann musste halt einäschern, ne? Dann kommt die Asche in eine Knochenurne und ich mal dann das Portrait von dem Hund da drauf. Also, in dem Zustand, wie der noch heile war, versteht sich. Macht man ja bei Menschen auch so, wenn die zum Beispiel von’ner Dampfwalze überfahren wurden.«
Ich zog instinktiv den Kopf ein. Genau so war Ellis Pudel Schätzken vor einem halben Jahr zu Tode gekommen, nicht
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