Ausgeträllert (German Edition)
lief rot an. Berti lachte und sagte: »Oh, oh … da läuft doch was, Herr Rolinski.«
»Äh, ja … nein … ich, ich wollte bloß der Elli helfen, beim Renovieren, und das kann ich ja nur abends, wenn ich Feierabend hab, oder Matti? Aber wenn du mich brauchst, dann bin ich sofort parat.«
»Übertreib es nicht, Rudi«, gab ich zu bedenken. »Man kann nicht allzu lange auf zwei Hochzeiten tanzen. Außerdem willst du die Bestatterprüfung bald machen.«
»Alles kein Problem. Die Elli kann mich abhören, während ich den Pinsel schwinge … äh anstreiche, meine ich … nich’, was ihr immer denkt.«, sagte Rudi. »Maggie zieht bei Matti ein, und fertig is’ der Fisch.«
»Ich ruf die Elli an. Vielleicht hat sie doch ›Jetzt‹ gemeint«, sagte ich schnell und ging in die Diele, um meine Idee sofort in die Tat umzusetzen, bevor Matti sich ernstlich Hoffnungen machen würde.
Als ich zehn Minuten später auflegte, hörte ich Rudi flüstern: »Im Ansatz nich’ schlecht, Matti. Und ich hab’s auch versucht… Tut mir leid für dich.«
»Was tut dir leid?«, fragte ich, als ich ins Wohnzimmer zurückkam.
Rudi stotterte: »Dass, dass die T-Shirts … dass ich die T-Shirts nicht in Extralang für Matti gekriegt habe … äh … Jetzt muss er beim Arbeiten im Thanatopraxieraum eben XXL tragen … so … obwohl das viel zu weit für den ist …«
Ich guckte in Mattis Gesicht, aber das war so ausdruckslos wie ein Eisberg in der Arktis.
»Wat kosten noch mal die Colalutscher«, krähte Richie aus der Bude.
»Herrgottnoeins, wie oft soll ich dat noch sagen? Zehn Cent, Richie, Zehn Cent … immer noch!«, rief Berti.
»Und wat kosten dann drei?«
Berti schoss vom Sofa hoch, marschierte in Richtung Kiosk und fluchte: »Dat hälze doch im Kopp nich aus! Der darf wählen gehen, aber weiß nich, wie viel drei mal zehn is!«
»Weiß ich wohl. Drei mit’ne Null«, gab er zur Antwort. »Aber is dat dann bei den Lutschern genau datselbe wie mit die Negerküsse?«
Rudi gackerte. Matti zog die Augenbrauen hoch, und Rudi verstummte auf der Stelle.
»Ich geh mich anziehen und dann lauf ich zu Elli rüber und guck mir den Schuppen an, den sie zu vermieten hat.«
»Frau Margret, wenn Sie was brauchen, fragen Sie nur. Vielleicht benötigen Sie Möbel … oder andere Gegenstände, vielleicht für die Küche? Ich könnte Ihnen auch beim Renovieren helfen … also, wenn meine Zeit es zulässt.«
»Danke, Herr Matti«, rief ich und schloss die Badezimmertür hinter mir ab. »Ich melde mich, wenn ich was brauche. Versprochen.«
Ich drehte das T-Shirt auf links und wunderte mich, wie leicht mir die Lügen über die Lippen kamen, solange ich Matti dabei nicht ins Gesicht sehen musste.
Als ich fertig angezogen ins Wohnzimmer zurückkam, waren Matti und Rudi verschwunden.
Berti rief aus der Küche: »Die mussten los. Winnie hat angerufen, der Grill wird grad abgebaut.«
»Ey, hör ich da Grill? Bring mir auch wat mit. Currywurst mit Pommes Schranke. Doppelt Mayo«, rief Richie aus dem Kiosk.
Berti guckte mich mit großen Augen an und sagte: »Is der so bescheuert, oder tut der nur so?«
»Du hast es so gewollt. Du wolltest den resozialisieren.«
»Ich bereu’ dat langsam jeden Tag … Has’ du gezz überhaupt noch’n Job?«, fragte sie mit Hoffnung in der Stimme.
»Berti, das weiß ich nicht. Und selbst wenn ich keinen hätte – ich werde dich nicht von Richie erlösen. Vor ein paar Monaten hätte ich den Job gerne gemacht. Aber du wolltest mich ja nicht. Bis später also. Soll ich Elli was von dir ausrichten?«
»Nee. Ich geh da nachher selber hin. Wir haben noch wat wegen der Werbung für dat Schickobello zu besprechen.«
Ich zog meine immer noch feuchten Stiefel an, steckte die Zigaretten ein und sagte beim Rausgehen: »Sei vorsichtig, Berti, und mach Richie die letzte Gehirnzelle nicht auch noch kaputt. Dann setzt nämlich die Photosynthese ein, und du musst den jeden Tag gießen, und in zwei Wochen hat der Blattläuse und geht ein.«
»Mach bloss, datte wegkomms … und zieh ma gefälligst dat T-Shirt richtich rum an«, rief sie mir hinterher.
»Wusste ich gestern auch noch nicht, dass das so schnell frei ist«, sagte Elli und wedelte mit einem Schlüsselbund vor meiner Nase herum.
»Und warum ist das jetzt so plötzlich frei?«
»Weil die Fiona zurück nach Polen is’. Aus persönlichen Gründen«, murmelte Elli und öffnete die Tür. »Und das musste schnell gehen. Ende. Die Möbel bleiben drin, die
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