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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Winnie lehnte im Türrahmen. Sein neuer Anzug sah nicht mehr ganz so tadellos aus wie noch am Morgen.
    Ich drückte auf den nächsten Knopf und Handschellen rasselten von der Decke. Winnie kam ans Bett und stellte die Höllenmaschine mit einem Griff ab.
    »Du scheinst dich ja auszukennen«, murrte ich.
    »Das ist keine Zauberei, da wo ›off‹ draufsteht, ist Abschalten drin.«
    »Ah, jetzt, wo du es sagst. Wie spät ist es denn?«
    »Schon 21.30 Uhr. Wir sind vor einer Stunde vom Markt abgezogen. Ich mach jetzt ein bisschen Pause und dann geh ich wieder ins Büro. Oma wollte dir unbedingt deine Klamotten bringen und was zu essen. Sie hat Reibekuchen für alle gemacht.«
    »Wenn du keine anderen Sorgen hast«, sagte ich.
    Winnie packte meinen rechten Arm und zog mich aus dem Bett. »Also los jetzt, Maggie. Ich hab nicht viel Zeit, und wenn die Reibekuchen kalt werden, krieg ich Ärger mit Oma.«
    Es fiel mir schwer, etwas zu essen, denn mit Winnie war die Erinnerung an den Vormittag zurückgekommen.
    »Lecker«, sagte Winnie und schaufelte sich Apfelmus auf seinen Teller. Berti guckte mich an und sagte: »Und wat is mit dir? Schmeckts dir nich?«
    »Doch, doch … aber … Winnie, du riechst nach Grill. Tut mir leid, Leute, ich kann nix essen.«
    Ich stand auf, riss das Küchenfenster auf und suchte dann in meiner Reisetasche nach meinem Espressokocher und meiner Kaffeedose. Berti verschränkte die Arme vor der Brust und sah unzufrieden aus, vermutlich, weil ich ihren Filterkaffee verschmähte. »Weisse wat, ich geh ma zu Elli rüber. Quatscht ihr beide ma’n bissken.«
    Die Tür klappte hinter ihr zu. Winnie nahm sich noch einen Reibekuchen und stopfte ihn sich ganz in den Mund.
    »Keine Angst um dein Sixpack?«, fragte ich und stellte die Bialetti auf den Herd.
    »Werweischwannichwiederwaskrich«, nuschelte er und nahm noch einen Löffel Apfelmus.
    »Du bist doch nicht wegen Omas Reibekuchen hier. Also, ist der Tote Günter Heibuch?«
    »Wissen wir nicht. Bis auf den Helm war in dem ganzen Zelt kein einziges Kleidungsstück zu finden. Nichts, gar nichts. Und zu identifizieren, also nach Augenschein, ist der Tote nicht mehr.«
    »Kommt auf einen Versuch an«, antwortete ich und dachte dabei an phantasmillionen von Filmszenen, die alle in einem Rechtsmedizinischen Institut vor einer großen Schublade spielten.
    »Du bist echt kaltherzig«, sagte Winnie. »Das werde ich der Familie nicht zumuten. Wir warten auf den DNA-Vergleich und das Zahngutachten. Aber das dauert. Das Einzige, was der Rechtsmediziner sagen kann, ist, dass es sich um eine männliche Leiche, Alter circa 35-55 Jahre handelt.«
    »Warst du bei den Heibuchs?«
    Winnie nickte.
    »Schlimm?«
    Winnie nickte wieder.
    »Von den anderen Mitarbeitern fehlt aber keiner, oder?«
    »Nein, die sind alle da, bis auf Günter Heibuch.«
    »Scheiße«, sagte ich. »Weißt du, diese Familie, das sind echt nette Leute. Wer tut dem Günni so was an? Was hat der Mann verbrochen, dass ihn jemand auf einen Spieß steckt und grillt?«
    »Vorausgesetzt, er ist es. Vielleicht hat
er
ja jemanden auf den Spieß gesteckt – Hm? – und ist jetzt flüchtig ...«
    »Der Günni soll jemanden gegrillt haben? Also, weißt du ...«
    »So eine Tatort-Inszenierung ... das macht mir Kopfzerbrechen ...«
    »Meinst du, die Marktleute haben irgendwas damit zu tun? Der schwarze Ritter ist am Morgen, als ich kam, ums Zelt herumgeschlichen ... und, man darf nicht vergessen, dass Günni mit seinem Zelt keiner von denen ist ... war. Der gehört eigentlich gar nicht da hin«, sagte ich.
    Winnie zog die Stirn kraus.
    »Ja, was guckst du so? Man muss an alles denken. Die Marktleute sind so was wie eine Zirkusfamilie ... und die waren doch alle die ganze Nacht da zugange, mit Aufbauen und so ... Die müssen doch was gehört oder gesehen haben. Man bringt doch nicht einen Mann um und spießt ihn auf, ohne dass die das mitkriegen?«
    Winnie seufzte. »Offensichtlich doch. Und wie du schon gesagt hast, die waren alle mit ihrem eigenen Kram beschäftigt. Da wurde gehämmert und gesägt und so weiter ... Da fällt ein Poltern oder Fluchen mehr oder weniger nicht auf. Ich meine, der Mann ist nicht bei lebendigem Leib aufgespießt worden. So viel steht schon fest. Der Schädel weist Spuren eines stumpfen Traumas auf, das durchaus zum Tod geführt haben könnte, was erklärt, dass er beim Aufspießen kaum geblutet hat ... Die Spurensicherung sortiert gerade die zertrümmerte Inneneinrichtung des Zeltes,

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