Ausgeträllert (German Edition)
nichts, sondern nahm sich als Nächstes große Streifen geräucherten Bauchspeck vor, um ihn in kleine Würfel zu schneiden.
»Bestes Restaurant der Welt. Sterne, ganz viele Sterne«, sagte Wolfi plötzlich und ließ sein wieherndes Lachen hören, bevor er weiter sang und im Akkord die Deckelchen für die Pasteten aus dem Blätterteig ausstach.
»Siehst du Jorgo, sogar der Junior kennt es«, sagte ich.
Sein Gesicht lief rot an, und er beeilte sich zu versichern: »Ach, das El Bulli. Dachte, ich hätte mich verhört.«
»Ich fürchte, das hast du nicht. Bist du jetzt fertig mit Gucken?«
»Ich muss mit dir reden, Maggie.« Er nickte in Richtung Lebensmittellager.
»Jorgo, wir haben zu tun. Was gibt es …«
»Nur zwei Minuten.«
Raoul runzelte die Stirn, nickte mir aber zu. Ich warf mein Messer in die Schüssel mit den Kartoffelschalen und ging mit Jorgo nach nebenan.
Kaum hatte er die Tür hinter uns geschlossen, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck und er sagte gar nicht mehr freundlich: »Übrigens, Dimi und Stojko waren heute in aller Herrgottsfrühe hier und haben mich angestänkert. Sie haben nach Dennis gefragt.«
»Wann war das? Wir waren doch schon um sieben Uhr hier?«
»Um fünf. Ich hab schließlich auch alle Hände voll zu tun. Ich bin gestern Nacht nicht nach Hause gegangen.«
»Haben die beiden die Kohle aus dem Tresor geklaut?«
»Woher soll ich das wissen? Die haben Dennis gesucht. Da werden sie wohl ins Krankenhaus gegangen sein.«
»Um fünf Uhr morgens?«
»Ja, was weiß ich denn?! Was ich nur sagen wollte: Sieh dich vor. Die beiden sind auf dem Kriegspfad. Die haben eine Vorladung von der Polizei und sind stinksauer. Irgendeiner hat den Bullen was über den Pommesdeal gesteckt. Ich war es nicht! Und Dennis war es bestimmt auch nicht. Hab ich denen auch gesagt. Also bleibst ja nur noch du!«
»Ich?!«
»Die sind nicht blöd.«
»Ach? Das ist mir neu. Hier weiß doch jeder, was die beiden angestellt haben. Ich war die Letzte, die es erfahren hat. Guck mich nicht so an.«
Ich wollte wieder zurück in die Küche gehen, aber Jorgo hielt mich fest.
»Lass das. Hab ich irgendwelche Verträge mit denen?«, zischte ich.
»Nee, aber was man so hört, hast du ja beste Beziehungen zur Polizei«, sagte er.
»Und wenn schon? Was geht es dich an, ob die beiden für ihre krummen Geschäfte endlich mal was auf die Nuss kriegen? Und wenn du mich nicht loslässt, dann verlass dich drauf, dass ich meine Beziehungen spielen lasse.«
Jorgo ließ meinen Arm los und lehnte sich an ein Regal. Er pfiff durch die Zähne. »Maggie Abendroth, ich wollte dich nur warnen. Die beiden sind nicht allein. Da, wo Dimi und Stojko herkommen, gibt es noch mehr davon. Und die sind nicht amüsiert, kann ich dir sagen. Hier sind sie rausgeflogen ohne großes Theater, weil Günni denen versprochen hat, die Polizei aus dem Spiel zu lassen.«
»Was bei ihnen mächtig Eindruck hinterlassen hat. Kommen gleich am nächsten Tag wieder und machen weiter«, blaffte ich.
»Ich hätte das schon hingekriegt. Auf meine Art.«
»Ah ja? Bandenkrieg zwischen der Günnigfelder und Höntroper Pommesmafia?«, sagte ich.
»Du kapierst doch gar nix.«
»Ich hoffe, du hast der Polizei vorhin gesagt, dass die beiden da waren und nach Dennis gefragt haben … Hast du?! Oder verbietet das deine Yugo-Ehre?«
»Bevor die Bullen mich verdächtigen, dass ich in die Kasse gegriffen hab … Ja, ich hab das der Polizei gesagt.«
»Na, dann ist ja gut.«
Plötzlich wechselte sein Gesichtsausdruck auf superfreundlich. »He, die Gudrun hat gesagt, du hättest den Antonio Banderas da angeschleppt. Für Nüsse. Wie geht das denn?«
»Das wüsstest du wohl gern. Ich hab eben gute Kontakte zur katalanischen Kochmafia. Hast du seine Messer gesehen? An deiner Stelle würde ich mich in Acht nehmen.« Ich ließ ihn stehen und schob die Tür auf. Dann drehte ich mich noch mal um und sagte: »Jorgo, jetzt mal ehrlich. Wie marode ist der Laden eigentlich?«
»Das willst du gar nicht wissen.«
»Warum frag ich dann?«
»Weil du neugierig bist. Und du kannst nix, außer doof rumquatschen. Du bist nur hier, weil Günni keinen anderen finden konnte, der für so einen Hungerlohn arbeitet. Soll ich dir mal was sagen?«
»Ich bitte darum«, sagte ich und schob die Tür wieder zu.
»Ich hab den Günter echt gern gehabt. Aber der hatte nicht mehr alle auf der Latte. Dass der tot ist, das ist schrecklich – aber eigentlich ist es ein Segen, kann ich dir
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