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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Er kippte ihn runter.
»Was ist mit dieser Lady?« fragte er. »Wollen wir sie entlarven oder was?«
»Hast du mal Spike Jenkins im Ring gesehn?«
»Nein.«
»Er hatte ne täuschende Ähnlichkeit mit mir«, sagte ich.
»Darauf würd ich mir nicht viel einbilden.«
Da kam sie rein. Lady Death. Toll angezogen. Mörderisch. Sie kurvte durchs Lokal und setzte sich zu uns.
»Whiskey Sour«, sagte sie.
Ich machte dem Kellner ein Zeichen und gab ihm die Bestellung.
»Ich weiß nicht recht, wie ich euch bekannt machen soll«, sagte ich zu Celine. »Ich bin mir nicht sicher, wer ihr wirklich seid.«
»Was bist du denn für’n Schnüffler?« fragte er.
»Der beste in L.A.«
»So? Und wofür steht L.A.?«
»Lahme Arschlöcher.«
»Hast du getrunken?«
»Kürzlich, ja.«
Lady Death bekam ihren Whisky, kippte ihn und wandte sich an Celine.
»Also, dann stell dich mal vor. Wie heißt du?«
»Spike Jenkins.«
»Spike Jenkins ist tot.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es.«
Ich winkte dem Kellner und bestellte eine neue Runde.
»Tja«, sagte ich, »wir haben hier ein eindeutiges Patt. Und ich bezahle hier laufend Drinks. Also machen wir doch ne kleine Wette, und wer verliert zahlt die nächste Runde.«
»Was für ne Wette?« fragte Celine.
»Ach, irgendwas Einfaches. Zum Beispiel, aus wieviel Ziffern unsere Führerscheinnummer besteht.«
»Finde ich doof«, sagte Celine.
»Sei kein Spielverderber«, sagte ich.
»Jetzt kneif mal nicht«, sagte Lady Death.
»Tja, da muß ich raten«, meinte Celine.
»Nur zu«, sagte ich.
»Streng dich an, Baby«, sagte Lady Death.
»Also gut«, sagte Celine, »ich sage acht.«
»Ich sage sieben«, sagte Lady Death.
»Und ich fünf«, sagte ich. »So, jetzt wollen wir mal sehn. Raus mit den Führerscheinen.«
Wir fischten die Dinger raus.
»Ah«, sagte Lady Death, »meiner hat sieben!«
»Verdammt«, sagte ich, »meiner auch.«
»Meiner hat acht«, sagte Celine.
»Das kann nicht sein«, sagte ich. »Laß mal sehn …«
Ich nahm ihm den Führerschein aus der Hand und zählte nach.
»Es sind sieben. Du hast den Buchstaben vor der Nummer mitgezählt. So gehts ja nicht. Da, bitte …«
Ich gab den Führerschein an Lady Death weiter. Die Nummer hatte sieben Ziffern. Und dann stand noch etwas Interessantes da: LOUIS FERDINAND DESTOUCHES. Geburtsjahr: 1894 …
Verdammt. Ich zitterte am ganzen Körper. Zwar ohne Zähneklappern, aber doch beachtlich. Mit großer Willensanstrengung reduzierte ich es auf ein Frösteln. Nicht zu fassen. Er war es. Saß mit uns bei Musso’s an einem Tisch, an einem Nachmittag an der Schwelle zum 21. Jahrhundert.
Lady Death war restlos begeistert. Sie strahlte vor Freude und wirkte noch schöner als zuvor.
»Gib meinen verdammten Führerschein wieder her«, sagte Celine.
»Aber sicher, Großer«, sagte Lady Death mit einem Lächeln und gab ihm das Ding zurück.
»Tja«, sagte ich zu ihm, »sieht so aus, als hätten wir beide verloren. Werfen wir doch ne Münze, um zu sehn, wer berappt – einverstanden?«
»Klar«, sagte er.
Ich nahm meinen Glückspfennig raus, warf ihn hoch, fing ihn aus der Luft und rief Celine zu: »Sag, was du nimmst!«
»Zahl!« schrie er.
Ich klatschte den Pfennig auf den Tisch. Kopf.
»Irgendwie«, sagte ich, während ich den Pfennig wieder einsteckte, »hab ich das Gefühl, daß heut nicht dein Tag ist.«
»Das wird mein Tag«, sagte Lady Death. Die Drinks wurden serviert.
»Die gehn auf mich«, sagte Celine zum Kellner. Wir saßen mit unseren Gläsern da.
»Irgendwie komm ich mir gelinkt vor«, sagte Celine. Er schüttete sich den Drink rein. »Man hat mich gewarnt vor euch Ganoven aus L. A.«
»Praktizierst du noch Medizin?« fragte ich ihn.
»Ich mach hier den Schirm zu«, sagte er.
»Ach komm«, sagte Lady Death, »trink noch einen. Das Leben ist kurz.«
»Nee, Scheiße, ich verschwinde hier!«
Er warf einen Zwanziger auf den Tisch, stand auf und ging.
»Tja«, sagte ich zu Lady Death, »der ist weg …«
»Noch nicht ganz«, sagte sie.
Man hörte quietschende Bremsen, dann ein lautes dumpfes Geräusch wie beim Zusammenprall von Metall und Fleisch. Ich sprang auf und lief nach draußen. Mitten auf dem Hollywood Boulevard lag Celine und regte sich nicht mehr. Aus dem uralten Oldsmobile, der ihn erwischt hatte, stieg ein dickes Weib mit einem großen roten Hut und kreischte in den höchsten Tönen. Celine lag sehr still. Ich wußte, daß er tot war.
Ich machte kehrt und ging wieder ins Lokal. Lady D. war nicht mehr da. Ich setzte mich an den Tisch

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