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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Innenstadt. Rechte Spur, strikt fünfzig. Vier Autos zwischen ihnen im flüssigen Verkehr.
    Der Benz stoppte an einer Bushaltestelle. Bruno passierte, bog in die nächste Seitenstraße und hielt. Zu Fuß zurück zur Kreuzung. Er lugte um das Hauseck.
    Lauffer saß im Taxi. Drei Anzugträger verließen ein Hotel auf der anderen Seite. Das Narbengesicht gab Zeichen. Einer der Männer überquerte die Straße. Der Wind blies ihm die Krawatte über die Schulter. Der Unbekannte trat neben das Seitenfenster.
    Ein Bus kam und hupte. Der Anzugträger zeigte den Mittelfinger. Das Taxi startete mit quietschenden Reifen. Der Mann lief zum Hotel zurück. Seine Kumpel feixten.
    Bruno nahm die Verfolgung wieder auf. Sechs Autos zwischen ihm und Lauffer. Wehrhahn, Kölner, Graf-Adolf. Der Verkehr stockte. Aus dem ganzen Umland kamen die Leute in die Stadt, um am Samstag einzukaufen.
    Das Taxischild blieb unbeleuchtet und war nicht zu übersehen. Der Junge bog in die Königsallee. Als Bruno den Boulevard erreichte, war der Benz verschwunden. In der ersten Querstraße hatte er ihn wieder.
    Eine junge Frau im grauen Businesskostüm verließ eins der Gebäude und stieg bei Lauffer ein. Der erste Fahrgast in vierzig Minuten.
    Das Taxi fuhr los. Bruno unmittelbar dahinter. Er las die Firmenschilder am Eingang: Bank, Werbeagentur, Marktforschungsinstitut. Entweder arbeitete die Frau auch am Samstag oder es gab Wohnungen über den Büros.
    An der Berliner Allee war die Ampelphase nur kurz. Bruno gab Gas und schaffte es, hinter dem Taxi über die Kreuzung zu kommen.
    Bruno sah, dass sich Lauffers Beifahrerin niederbeugte. Der Benz hielt sich an die Höchstgeschwindigkeit. Keine Schlangenlinien. Vor der nächsten roten Ampel bremste er sanft ab. Bruno blieb dran. Die Frau setzte sich auf und klappte den Make-up-Spiegel herunter. Sie zog den Lippenstift nach. Bruno hielt Abstand.
    Vor dem Schauspielhaus wechselte Lauffer auf die Linksabbiegerspur und fuhr die Schlaufe, die wieder zur Kö führte. Angemessenes Tempo. Dichter Verkehr. Autos mit holländischen Kennzeichen, die nach einem Parkplatz suchten. Der Junge brachte die Lady zu ihrer Firma zurück.
    Bruno blieb weiter dran. Er notierte Uhrzeiten, Adressen. Bis auf die Lady im grauen Kostüm transportierte der Junge niemanden. Er steckte Umschläge in Briefkästen, betrat mit seiner Tasche Hauseingänge, telefonierte ausgiebig mit dem Handy.
    Gegen Mittag machte das Narbengesicht vor einem Edelrestaurant in Wittlaer Halt. Nach drei Minuten kam Lauffer wieder heraus. Er mampfte Häppchen aus einem Pappkarton und klemmte sich wieder hinter sein Lenkrad.
    Kurz nach zwei steuerte der Junge eine Straße an, die weniger fein als die bisherigen Adressen wirkte. Er fuhr das Taxi in eine Hofeinfahrt und ließ sich nicht mehr blicken. Bruno fiel ein, dass Lauffer hier wohnte: Emmastraße 15.
    Er verließ den Saab und spazierte zu dem Gebäude hinüber, ein Altbau mit abblätterndem Putz. Bruno las die Klingelschilder an der Haustür. Namen aus aller Welt. Tatsächlich: Einer lautete T. Lauffer.
    Bruno fuhr zurück in sein Viertel, fand eine Lücke drei Blocks von der Achillesstraße entfernt und entschied sich für das Ristorante Molino.
    Mario freute sich, dass er sich mal wieder blicken ließ. Bruno wehrte den Grappa ab, den der Wirt spendieren wollte. Er bestellte Salat, Pasta und Scaloppine. Mario erkundigte sich nach der be IIa Signora.
    Bruno log. Karen sei übers Wochenende zu ihren Eltern gefahren.
    Er ließ sich das Essen schmecken und war froh, dass Mario zu beschäftigt war, um sich zu ihm zu gesellen. Er legte sich den weiteren Tagesablauf zurecht: ein Schläfchen, die zweite Trainingsrunde, Lara abholen. Bruno bezahlte.
    Vogelgezwitscher in den Straßenbäumen. Das Grün an den Zweigen eroberte die Vorherrschaft. Kinder mit ihren Papierdrachen auf dem Weg zum Rheinufer. Der Frühling war mit fast zwanzig Grad in Hochform.
    Bruno stapfte zu seiner Wohnung hoch. Die Tür war angelehnt.
    »Karen?«
    Stille.
    Bruno entdeckte Spuren am Sicherheitsschild, das außen vor dem Türschloss saß. Jemand hatte versucht, den Zylinder aufzubohren. Das Schließblech war aus der Holzzarge gerissen worden – besagter Jemand hatte schließlich mit rohem Einsatz seines Körpergewichts die Tür aufgesprengt.
    Brunos Herz schlug schneller. Er hatte Kasimirs Waffe in der Türablage des Saab vergessen. Drei Blocks entfernt.
    Er schlich in die Diele. Bretter knarrten unter seinen Sohlen. Aus den Zimmern drang

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