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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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getrauert haben, machte sich wirklich gut. Spitzenfoto!«
    Aus dem Funkempfänger kamen die angeforderten Daten.
    Der Zeitungsfritze spitzte die Ohren. »Ariane Klee, das ist doch die Tochter von diesem Antiquitätenfuzzi? Habt ihr sie in Verdacht?«
    »Verschwinde«, forderte ihn nun auch Becker auf und kurbelte das Fenster hoch.
    Der Zeitungsmann schlug enttäuscht auf den Kühler. Er stiefelte zu den Schaulustigen hinüber, das Handy am Ohr.
    »Vogel ist ein Aasgeier«, sagte der Blondschopf.
    Bruno entgegnete: »Erinnerst du dich an diesen Tunnelbrand in den Alpen? Meine Frau arbeitet beim Fernsehen. Rat mal, welchen Spruch ihr Chef auf Lager hatte, als sie jeden Tag eine Sondersendung machten: Tote Deutsche beleben die Einschaltquoten! Das Unglück war für den Kerl das Größte.«
    Ela Bach trat ins Freie, nahm die OP-Haube ab und schritt auf die Blitzlichter der Medienmeute zu. Becker bemerkte: »Es gibt auch Bullen, die ein Gemetzel erst so richtig in Fahrt bringt.«
    »Bullen oder Hühner?«
    »Sei vorsichtig. Die Chefin hasst es, wenn man sie als Huhn bezeichnet. Sie wittert Mobbing, immer und überall.«
    »Früher war sie gelassener.«
    »Früher liefen wir noch mit Pampers rum.«
    Bruno bemerkte, dass ein Kameramann seinen Saab erklomm, um eine bessere Totale schießen zu können. Der Kerl trampelte auf Brunos Wagendach, als käme es auf ein paar Beulen nicht an.
    Ela erreichte den Passat. Sie ließ sich auf der Rückbank nieder. »Wir werden es den Miesepetern zeigen, die noch immer von der Ära Engel schwärmen.«
    Der Blondschopf verdrehte die Augen.
    Drei Leichen als Chance, dachte Bruno. Die einen werden ausgezählt, die anderen steigen auf. Ebi hatte das einmal gesagt.
    Bruno schwor sich, die Mörder zu finden. Als Gegenleistung für den Aufstieg.
     
    Kurz vor Mitternacht traf endlich das Mädchen ein. Die jüngste Klee-Tochter parkte ihren Kleinwagen am Ende des Pulks aus grün-weißen und unkolorierten Einsatzfahrzeugen, Transportern der Kriminaltechnik und Kombis der Medienleute.
    Bruno beobachtete, dass Ariane nach einem bekannten Gesicht Ausschau hielt. Er ging ihr entgegen.
    Sie trug eine Strickjacke über dem Kleid, ihr Haar war offen und fiel fast bis auf den Hintern. Sie stolperte über den Bordstein, fing sich und humpelte. Bruno nahm sie in den Arm und geleitete sie durch die Schar der Reporter. Er spürte, dass sie fror, und bekundete sein Beileid.
    Sie fragte: »Sind sie im Haus?«
    Bruno nickte.
    »Ich will sie sehen.«
    »Später.«
    Er machte das Mädchen mit den Mordermittlern bekannt. Ela Bach zog heftig an der Zigarette, die sie in Arbeit hatte.
    »Frau Klee, ich muss Sie bitten, mit mir durch das Haus zu gehen. Wir müssen wissen, ob etwas geraubt wurde. Haben Sie eine Vermutung bezüglich der Täter oder des Motivs? Hat Ihre Familie Feinde? Gab es Drohungen? Waren Wertsachen im Safe?«
    Ariane verneinte. Sie wirkte gefasst, als begreife sie nicht, was geschehen war.
    Blitzlichter flammten auf. Nachbarn tuschelten. Ein Kameramann schubste sich durch und hielt dem Mädchen die Linse vors Gesicht. Bruno schob ihn weg.
    Ariane reichte ihm eine Visitenkarte. »Manfred ist in der Stadt.«
    Das Kärtchen: die Strichzeichnung einer Hütte unter Palmen. Sea View Resort, Paradise Beach, Khao Lak, Thailand. Darunter Freds Name, Telefon, Fax und E-Mail-Adresse. Handschriftliches Gekritzel des früheren Kumpels auf der Rückseite: Hotel am Park 0211/82456-29.
    Die KK-11-Chefin äugte auf den kleinen Karton. »Warum wohnt er nicht bei seinen Eltern, wenn er zu Besuch ist?«
    »Er hat sich mit Mama nie so richtig verstanden. Heute Nachmittag war Familientreff. Papa war komisch drauf. Er fing sogar Krach mit Manfred an. Er erwähnte deinen Namen, Bruno. Es ging um irgendeine Skulptur.«
    »Manfred und Heinz Klee haben sich gestritten?«, fragte Bach.
    »Ja. Das heißt, nein. Nicht wirklich gestritten. So hab ich das nicht gemeint!«
    Ela hielt sich an Brunos Schulter fest, während sie ihre Zigarette an der Schuhsohle ausdrückte. »Greift euch den Sohn und bringt ihn in die Festung.«
    Ariane riss die Augen auf. »Bruno! Sag ihnen, dass Fred kein Mörder ist. Wenn sich jemand in unserer Familie richtig geliebt hat, dann waren es Papa und Fred!«
    Bruno antwortete nicht. Er war sich nicht mehr so sicher.
    Bach ließ die Kippe in der Brusttasche des Overalls verschwinden. »Das werden wir ja sehen. Ich komm ins Präsidium nach, sobald ich hier fertig bin. Seid vorsichtig. Vielleicht ist Klee

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