Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
bringen sie es zu einem Vermerk.
    Bruno sammelte viel versprechende Personen. Er sondierte ihre Schwachstellen. Fakten, die sie erpressbar machten, damit sie freimütig antworteten und nicht von der Fahne gehen konnten. Nach drei Stunden umfasste seine Liste vierundzwanzig Namen. Hochkaräter mit Kontakten. Schickeriatypen – im Dunstkreis der Macht.
    Die Datentante warf Bruno mitleidige Blicke zu. Er fragte sich, was Engel ihr über seine Recherchen erzählt hatte.
    Er rief noch einmal das Informanten-Verzeichnis des KK 34 auf. Drei seiner Namen musste er streichen, weil sie dort bereits als Gewährspersonen geführt wurden. Vier weitere, bei denen der Abgleich mit den Daten des Einwohnermeldeamts ergab, dass sie verstorben oder weggezogen waren.
    Er hievte die Akten zurück in die Schränke und knipste den Computer aus.
    Blieben siebzehn Personen – Bruno fühlte sich, als bräuchte er eine Dusche.
     
    Das KK 33 für Glücksspiel und Falschgeld lag im zweiten Stock, Max Pommers Büro am Ende des Gangs. Die Sekretärin hatte Mittagspause. Ebis Schwager empfing ihn mit frisch gebrühtem Kaffee.
    Der Grauschopf kaute Weintrauben und spuckte die Kerne in Richtung des Papierkorbs. »Ist dir klar, dass wir für ein paar Tage die politischen Geschicke Nordrhein-Westfalens in der Hand haben?«
    »Machst du deshalb mit? Um am ganz großen Rad zu drehen?«
    »Ach was!« Pommer holte Sahnedöschen und Zucker aus der Schublade. »Weißt du, Wegmann, ich hab drei Jahre lang als Bodyguard für Lemke gearbeitet, als er noch Bauminister war. Das schweißt zusammen. Er vertraut mir, und wenn er mich um einen Gefallen bittet, schlag ich ihm das nicht ab. Das hat mit Politik und all dem Kram nichts zu tun.«
    »Du bist mit dem Innenminister befreundet?«
    »Freundschaft ist ein zu großes Wort. Er ist ein hohes Tier und ich nur ein einfacher Kommissariatsleiter. Nenn es meinetwegen Loyalität.«
    Pommer griff nach dem Hörer und wählte eine vierstellige Nummer. »Richie, kommst du mal rüber zur Besprechung? Es wird Ernst mit unserer Sonderermittlung!« Er legte auf. Mit einer Geste bot er Bruno Weintrauben an, die auf einem Teller lagen. »Schlimm, das mit deiner Frau. Ebi hat mir erzählt, wie verliebt der Kriminalwachen-Champion in seine hübsche Journalistin war.«
    »Vielleicht passten wir tatsächlich nicht zusammen. Sie ist mit meinem Schichtdienst nicht zurechtgekommen. Und wenn ich freie Tage hatte, war sie für irgendwelche Reportagen unterwegs. Beim Thema Polizei dachte sie immer gleich an Mauscheleien und Verletzung von Bürgerrechten, als sei sie nicht mit einem Bullen verheiratet.«
    »Ein Jammer ist das mit den Weibern. Nirgendwo ist die Scheidungsrate so hoch wie in unserem Job. Ich habe Glück mit meiner Cosima. Lara ist auch anders, wir stammen eben aus altem Polizistenadel.«
    »Richte Lara schöne Grüße aus. Ich hoffe, sie hält mich nicht mehr für einen Mörder. Ihr Mann war der beste Kumpel, den ich in dieser Behörde hatte.«
    »Besuch uns doch mal!«
    »Ich weiß nicht …«
    »Das Mädel hat Abstand gewonnen. Ich werde mit ihr reden. Dass du ihr die Pralinen in die Klinik gebracht hast, war wirklich nett von dir.«
    Pommer nahm das Haargummi ab und ordnete den Pferdeschwanz neu. Er zwinkerte. »Du fragst dich, warum ein Bulle, der beim SEK war, eine solche Frisur hat? Weil meine Mutter lange Haare nie leiden konnte.« Der Grauschopf lachte. »Und inzwischen bin ich eindeutig zu alt, um nachzugeben.«
    Die Tür schwang auf, ein Schrank von Kerl walzte in das Zimmer. Breite Hosenträger umspannten eine Mischung aus Bierbauch und Muskeln. Ein Schnauzbart hing fast über den Mund. Mit ausgestreckter Pranke schritt er auf Bruno zu. »Markus Seberich. Sag Richie zu mir.«
    Pommers Stellvertreter im KK 33. Der Dritte im Bunde. Ein Schraubstockgriff – Bruno bemühte sich, nicht das Gesicht zu verziehen.
    Seberich ließ endlich los und schenkte sich Kaffee ein. Bruno öffnete die Tasche und packte die Liste auf den Tisch.
    Das Walross ließ sich auf dem zweiten Besucherstuhl nieder. »Was hast ’n da? Schon fleißig gewesen?«
    Bruno erläuterte: »Zeugen und Beschuldigte aus abgeschlossenen Ermittlungen. Personen aus seriösen Kreisen. Keiner von diesen Leuten arbeitet mit der Drogenfahndung zusammen, aber jeder hat Angriffspunkte. Sozusagen eigene Johnnys. Es müsste zu schaffen sein, sie zur Kooperation zu überzeugen.«
    Der Grauschopf zwinkerte. Das Walross ließ die Hosenträger schnalzen. Bruno war

Weitere Kostenlose Bücher