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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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irritiert.
    Pommer bemerkte: »Richie und ich hätten es auf exakt die gleiche Weise angestellt. So knacken wir den Staatskanzleichef. Wir drei werden prächtig harmonieren!«
    Sie besprachen die Aufgaben. Bruno machte die Computerarbeit und würde die Berichte an Engel weiterleiten. Seine Partner sollten sämtliche Johnnys über Gernot Hövel ausquetschen – diskret, aber zielstrebig. Pommer und Seberich hatten nichts dagegen, Bruno die Vernehmungsarbeit abzunehmen.
    Er konnte die beiden Kollegen auf Anhieb gut leiden. Besser jedenfalls als den langen Kriminalrat mit seinem Gerede von Querdenkerei und Boxerehrlichkeit.

28.
    Die Datenstation hatte es Bruno angetan. Er kehrte zurück und setzte sich noch einmal an den Bildschirm. Die Flut an Informationen, auf die er Zugriff hatte, hatte seine Neugier geweckt. Er fuhr den Computer hoch und ließ die Tasten klappern.
    Name: H-e-l-m-e-r
    Vorname: M-i-c-h-a-e-l
    Ein ganzes Verzeichnis an Eintragungen. Bruno surfte durch Vermerke, Protokolle, Zeugenaussagen.
    Ebis Mörder, eine verkrachte Existenz. Überall war der Amokläufer rausgeflogen: bei der Bundeswehr, bei einem Händler für Autoteile, der ihn im Lager beschäftigt hatte, bei einem Funkkurier-Unternehmen, wo Helmer zuletzt gearbeitet hatte. Das Waffenarsenal, das man in seiner Bruchbude gefunden hatte, hätte für einen kleineren Bürgerkrieg ausgereicht. Über dem Bett hatte die Reichskriegsflagge neben einem Transparent mit RAF-Symbol gehangen. Er hatte Zeitungsausschnitte über Osama Bin Laden und die Milzbrandanschläge in den USA gehortet. Als politisch hatten ihn die Kollegen dennoch nicht eingestuft – sie wussten mit der Kombination der Sammelstücke nichts anzufangen.
    Helmer hatte Unfallflucht begangen und deshalb den Führerschein verloren. Weil man ihn kurz darauf beim Fahren ohne Pappe erwischt hatte, war ihm eine Geldstrafe aufgebrummt worden und Helmer galt seitdem als vorbestraft. Ansonsten war er bis zum 26. November des letzten Jahres nicht aufgefallen.
    Die Welt war voller potenzieller Amokläufer. Psychos, die bis zum Tag ihrer Tat unerkannt blieben. Vielleicht war Helmer tatsächlich nur ein frustriertes Würstchen gewesen. Aber er hatte Ebi erschossen.
    Bruno schloss das Datenfenster. In seinem Magen kaute der Hass. Er suchte nach Abwechslung.
    Name: P-o-m-m-e-r
    Vorname: M-a-x
    Der Grauschopf hatte Helmer aufgestöbert. Kriminalrat Engel hielt Ebis Schwager für einen schlimmen Finger. In den allgemeinen Daten fand Bruno nichts.
    Er hackte sich durch die Dokumente. Überraschend stieß er auf Protokolle des Inneren Dienstes. Die Schnüffler gab es nicht mehr. Ihre Berichte überdauerten im Computersystem.
    Datensammlung Innerer Dienst 1996-2002 – Streng vertraulich – Darf nur mit Zustimmung des Polizeipräsidenten eingesehen werden.
    Das letzte Dossier hatte den KK-33-Leiter zum Thema.
    Ein Prickeln überkam Bruno. Unwillkürlich sah er sich um. Er fing das Lächeln der Dauergewellten auf, die gerade an einem Müsliriegel knabberte. Die Datentante fegte sich Krümel vom Ausschnitt und hielt fragend einen zweiten Riegel hoch.
    Bruno lehnte dankend ab. Er fragte sich, ob sie von ihrem Terminal aus mitverfolgen konnte, welche Dateien er aufrief.
    Sein Handy schrillte. Es war erneut Karen. »Ich versteh schon, dass du sauer bist. Aber ich möchte, dass wir gute Freunde bleiben.«
    »Moment.« Bruno schloss das Fenster. Der Bildschirm zeigte jetzt eine blaue Oberfläche mit unverfänglichen Symbolen. Nichts, was tabu war.
    Er ging hinaus auf den Gang. Gute Freunde bleiben – das fehlte noch. »Was willst du?«
    »Wir müssen klären, wie wir das abwickeln. Die Wohnung, die Sachen, die wir gemeinsam …«
    »Kannst du haben. Gib mir zwei Wochen, dann könnt ihr einziehen.«
    »Ihr?«
    »Du und Fred.«
    »Es ist nicht, wie du denkst.«
    »Ach ja? Wie oft hast du mich mit ihm betrogen?«
    »Das spielt doch keine Rolle, Bruno.«
    »WIE OFT?«
    Zwei Uniformierte schlurften den Gang entlang. Sie starrten Bruno an.
    Karen antwortete: »Nur das eine Mal. Es tut mir Leid. Wir kennen uns seit ewigen Zeiten. Da ist noch viel Sympathie, aber wir sind kein Liebespaar.«
    Bruno zischte ins Handy: »Das hab ich gesehen!«
    Ein paar Sekunden war Stille im Apparat. Dann sagte Karen: »Ich hab deinen Kollegen übrigens klar gemacht, dass du kein Mörder bist.«
    »Mörder?«
    »Der, mit dem ich zu tun hatte, machte den Eindruck, er hielt es für möglich, dass du Freds Familie …«
    »Das ist doch

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