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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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und Würfeln mit dem Wirt als letzter Spaß am Leben.
    Kein Lokal, in dem ein Antiquitätenhändler verkehrte, der die oberen Zehntausend des Rheinlands und des Ruhrgebiets mit Kunstschätzen aus Asien und Afrika versorgte.
    Genauso wenig die Adresse, an die sich jemand wenden würde, der einen Haufen Heroin loswerden wollte, vermutete Bruno.
    Ein Toyota mit zertrümmertem linkem Scheinwerfer stand vor der Kneipe, dahinter ein Taxi. Zwei Motorräder auf einem Behindertenparkplatz. Daneben ein Altglascontainer. Eine Oma mit schwerem Einkaufsnetz wackelte vorbei. Zwei Türkinnen, die eine in langem Mantel und mit Kopftuch. Ein Mann mit Hut und schwankendem Gang – seine Aktentasche hielt ihn im Gleichgewicht. Keiner betrat oder verließ die Kneipe. Bruno wartete fast eine halbe Stunde, dann drehte er den Zündschlüssel und verließ den Posten.
     
    Bruno verfluchte sich, dass er nicht blaugemacht hatte. Kästner giftete ihn an. Ritter war zu faul, um die Teams neu zu ordnen. Es blieb ruhig in der Stadt, eine halbe Stunde verging ohne jede Meldung. Marietta sammelte Bestellungen für den Asia-Imbiss. Bruno hatte keinen Appetit.
    Er bekam mit, wie Kästner Witze erzählte.
    »Ich frag ihn, wie seine Frau im Bett sei. Antwortet er: Keine Ahnung. Die einen sagen so, die anderen so.«
    Onkel Jürgen kriegte sich vor Lachen nicht ein.
    Kurz nach elf gab es endlich einen Anlass, frische Luft zu schnuppern. Ein Selbstmordkandidat drohte, von der Rheinkniebrücke zu springen. Der Kerl hielt die Feuerwehr auf Trab. Bruno und sein Partner warteten bei ihrem Dienstfahrzeug. Schließlich kletterte der Tünnes zurück auf den Fußgängerstreifen. Kästner motzte, dass Bruno und er umsonst hinausgefahren waren.
    Gegen Mitternacht führte ein Schupo einen Festgenommenen in den Wachraum. Die Beamten der Kriminalwache waren dafür zuständig, mutmaßliche Täter aller Art ins Polizeigewahrsam zu bringen, wo ihnen die Fingerabdrücke abgenommen wurden.
    »Schlägerei, Körperverletzung«, erklärte der Uniformierte. »Der Kerl behauptet, er sei Kroate und hätte eine Aufenthaltsgenehmigung.«
    Der Festgenommene ergänzte: »Heiße Drakulic, Goran. Sie können prüfen. Hab Pass zu Hause. War keine Schlägerei. Nur Missverständnis.«
    »Du erst mal hinsetzen«, befahl Onkel Jürgen.
    Körperverletzung. Bruno erinnerte sich an Lauffer, das Narbengesicht, das er im Fitnesscenter am S-Bahnhof festgenommen hatte, und an dessen Lederschätzchen – der junge Schläger war ohne Strafverfolgung davongekommen, weil die Waffe verschwunden war und das Opfer offenbar auf eine Anzeige verzichtet hatte.
    Ritter gratulierte dem Uniformierten wegen einer gelungenen Verkehrskontrolle. Der Schichtleiter kicherte und gluckste.
    Brunos kahler Partner wurde hellhörig. »Erzähl mal!«
    Mit der Routine der x-ten Wiederholung gab der Schupo zum Besten, wie er im Rahmen einer Alkoholkontrolle einen Mercedes gestoppt hatte, der mit geringer Geschwindigkeit und im Zick-Zack die Corneliusstraße entlanggefahren war. Die Beifahrerin hatte auf dem Schoß des Fahrers gesessen. Sie hatte dem Benzbesitzer die Sicht geraubt und ihre Bewegungen hatten ihn mächtig abgelenkt. Der Kuttenträger ging in die Details.
    »Verkehrs-Kontrolle!«, prustete Marietta. Der Onkel schlug sich auf die Schenkel, sogar der Kroate lachte mit.
    »Die Dame hieß nicht zufällig Karen Wegmann?«, fragte Kästner, Tränen im Auge.
    Die Kollegen verstummten. Bruno wollte sich auf den Kahlen stürzen. Ritter stellte sich in den Weg.
    Kästner verschanzte sich hinter dem Tisch mit dem Drucker. »Kollege Wegmann hat nämlich an einer ganz ähnlichen Verkehrskontrolle teilgenommen«, erklärte er dem Mann in der Kutte. »Nur dass er seine eigene Frau erwischt hat.«
    »Hab davon gehört«, antwortete der Schupo.
    »Jetzt reicht’s«, ermahnte Ritter.
    Der Kahle grinste unsicher. »Was ist los? Habt ihr Schiss vor dem Waschlappen?«
    Ritters Finger gruben sich in Brunos Arm. Er riss sich los. Kästner verschwand, den uniformierten Kollegen und den Kroaten im Schlepptau.
    Das Funkgerät krächzte. Der Monitor zeigte nichts Neues an. Die Telefone blieben stumm.
    Marietta sortierte Formulare. Der Onkel tippte sinnloses Zeug in den Computer. Der Schichtleiter scharrte mit den Füßen.
    Bruno holte seine Jacke aus dem Spind.
    »Viel Spaß noch«, wünschte er und stürmte hinaus.

30.
    Das Telefon weckte ihn. Es war Mittag. Der Anrufbeantworter war nicht eingeschaltet. Es klingelte immer

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