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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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ist ein halber Luping mit einer halben Rolle, wenn das Flugzeug mit dem Bauch oben ist. Schade, dass Papa das nicht sehen konnte. Imelmann war ein Fliegerass.
     
    Klein-Brunos Erlebnisse mit dem Modellflugzeug waren unvollständig. Der letzte Tag fehlte.
    Er hatte gelernt, den Flieger zu beherrschen. Mit Hilfe älterer Modellflugfans hatte er Tricks geübt. Der Immelmann-Turn hatte in Brunos Bauch ein Kribbeln verursacht, als säße er selbst im Cockpit.
    Bruno erinnerte sich: Er hatte Pilot werden wollen, nicht Polizist.
    In den Sommerferien fuhr Klein-Bruno häufig zum Apelter Feld hinaus. Wenn Albatros durch die Luft surrte, stellte er sich vor, sein Vater stehe hinter ihm.
    Mutter hatte gesagt, Vater sei zu seiner Schlampe in die Grunerstraße gezogen. Immer wieder radelte Bruno in die Gegend im Norden des Zooviertels.
    An einem Sonntag Ende Juli entdeckte er den Ford Granada, den sein Vater fuhr. Er stand vor einem grün gestrichenen Mehrfamilienhaus. Bruno versteckte sich hinter einem VW-Käfer, der auf der anderen Straßenseite geparkt war.
    Es war heiß. Bruno litt Durst. Ein Passant quatschte ihn dumm an. Ein Hund schnupperte an seiner Hose und knurrte. Bruno harrte aus.
    Schließlich hörte er die Stimme, die er sofort erkannte. Sein Vater stand im Eingang und hielt die Tür auf. Albert Wegmann trug einen kleinen Kasten in der Hand.
    Eine Frau im knielangen Kleid trat ins Freie. Sie war etwa so alt wie Brunos Mutter und sah ihr sogar ähnlich. Das musste die Schlampe sein. Sie schritt auf Papas Granada zu.
    Brunos Herz klopfte heftiger: Ein Junge kam aus der Tür, ein wenig älter als Bruno. Er trug ein Flugzeug unter dem Arm, ein rot-weißes Modell vom Typ Taxi. Sie luden es in den Granada-Kombi. Bruno erkannte das Kästchen in Vaters Hand – die Fernsteuerung.
    Er raste nach Hause, um nachzusehen, ob sein Albatros auf seinem Schrank lag. Nichts auf der Welt schien ihm noch gewiss, wenn sein Vater dem Sohn der Schlampe das gleiche Flugzeug wie ihm schenkte.
     
    Mitternacht. Kein Alkohol in der Wohnung. Zu müde, um auszugehen. Das Telefon klingelte. Der Anrufbeantworter sprang nicht an. Bruno wollte für niemanden zu sprechen sein. Nicht für Max, nicht für Engel, auch nicht für Karen. Nach dem achten Läuten blieb der Apparat stumm.
    Bruno hob ab und wählte Geißlers Privatnummer.
    Die letzte Chance.
    Sein Gruppenleiter meldete sich und klang hellwach. Bruno stellte sich den Zitronenfalter vor – umgeben von Spielzeugautos, die er auf dem Teppich ein- und ausparkte.
    »Was gibt’s, Wegmann?«
    »Teilen Sie dem Polizeipräsidenten mit, dass ich zum Benefizkampf antrete. Befreien Sie mich bis dahin vom Dienst in der Kriminalwache, damit ich mich vorbereiten kann. Ich rate Ihnen, jede Wette gegen den Präsidenten anzunehmen, Herr Geißler. Der Puma wird den Hammer durch die Seile prügeln. Sagen Sie dem Präsidenten, dass er mir dafür die Versetzung und den dritten Stern schuldet.«
    »Ich dachte mir, dass Sie nicht kneifen würden.«

39.
    Nichts Neues in den Morgennachrichten. Eine Stunde Lauf durch die Rheinwiesen vor dem Frühstück. Quälende Gedanken belagerten Brunos Kopf.
    Klee – beinahe stinkreich durch Drogengeld. Hövel – Koksnase mit weißer Weste. Ebi, der hinter seinem Rücken einen Dealer ausgenommen hatte. Max, dessen doppeltes Spiel Bruno den Rest gegeben hatte.
    Er sah ein, dass er keine Freunde hatte. Die eigene Frau hatte ihn hintergangen. Partner verkauften ihn für dumm. Er konnte sich auf niemanden verlassen.
    Eine private Ermittlung, um hundert Kilo geschmuggeltem Heroin nachzuspüren – die größte Schnapsidee aller Zeiten. Für Tötungsdelikte war Ela Bachs Truppe zuständig. Der Mordfall hatte ihm ohnehin nicht als Sprungbrett gedient. Bruno war den Toten zu nichts verpflichtet.
    Er musste sich auf den Kampf konzentrieren. Nur neun Tage für die Vorbereitung – eigentlich glatter Wahnsinn.
    Als er vor gut einem Jahr Niederrheinmeister geworden war, hatte auch Thorsten Janosch das Finale im Schwergewicht für sich entschieden. In Runde eins hatte der Hammer die Deckung des Gegners durchbrochen. Zwei Aufwärtshaken gegen den Kopf, die dem Schwergewichtler genügt hatten – zu Beginn der zweiten Runde warf Janoschs Gegner das Handtuch. Der Schupo-Kollege war ein Kraftpaket. Jung und voller Selbstbewusstsein. Aber er war nicht unbesiegbar. Bruno musste nur den Trainingsrückstand aufholen.
    Er wollte siegen. Nicht knapp, sondern deutlich. Er wollte alle zum Verstummen

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