Ausgezählt
uns nicht verrückt machen«, antwortete Janssen. »Janosch ist ein Schläger. Er hat nichts außer seinem rechten Haken. Er bricht ein, sobald er an einen guten Techniker gerät. Unser einziges Problem ist die kurze Vorbereitungszeit.«
In der Abenddämmerung joggte Bruno noch einmal durch die Rheinwiesen. Seine Arme und Beine waren schwer wie Blei. Ihm wurde kalt und schwindlig. Die Finger waren eingeschlafen – Dehydration durch zu viel Training.
Zu Hause ließ Bruno die Wanne voll laufen. Im Badezimmerschrank fand er unter Karens Resten eine Flasche mit Lavendelöl. Er kippte den Inhalt in die Wanne – nervenentspannend und muskellockernd für das Vata-Dosha.
Der Anrufbeantworter blinkte. Drei Nachrichten. Bruno drückte die Wiedergabetaste, drehte die Lautstärke auf und ging ins Bad. Er ließ sich ins heiße Wasser gleiten und spürte sofort, wie gut es ihm tat.
Der Polizeipräsident drückte seine Freude über Brunos Zusage aus und lud Bruno persönlich zur Vorbesprechung ein – der Anruf, von dem Bewerunges Sekretärin ihm bereits erzählt hatte.
Max Pommer hatte als Zweiter auf das Band gesprochen. Ich glaub, ich muss dir was erklären. Ruf mich bitte zurück. Meine Handynummer hast du ja.
Bruno dachte an Lauffers Festnahme vor einer Woche. Jemand, der das Narbengesicht schützen wollte und sich in der Festung auskannte, hatte die beschlagnahmte Waffe geklaut. Der junge Schläger hatte bei seiner Festnahme Insiderwissen offenbart: Niederrheinmeister im Partner-im-Stich-Lassen. Eine Erkenntnis aus der Palumbo- Observation: Lauffer hatte Max besucht. Der Grauschopf wiederum hatte Beziehungen und bereits vor dem Kriminalrat von der geplanten Sonderermittlung gegen Staatskanzleichef Hövel erfahren.
Bruno wünschte sich, mit allem nichts zu tun zu haben.
Er hörte dem letzten Anruf zu, der von Engel stammte.
Sicher haben Sie die Nachrichten vernommen. Ziehen Sie aus gewissen Meldungen keine falschen Rückschlüsse. Teile unserer Abmachung bleiben aktuell. Ich weiß nicht, wer dieses Band außer Ihnen abhören kann, deshalb nur so viel: Es gibt weitere Neuigkeiten, über die wir reden müssen. Morgen Nachmittag um zwei in meinem Büro.
Schaum umspielte Brunos Knie. Schweiß war auf seine Stirn getreten. Die Nachricht des Langen beunruhigte ihn. Weitere Neuigkeiten.
40.
Bruno rubbelte sich trocken. Er sehnte sich nach dem Bett, aber er zog sich an, lief zu seinem Auto hinunter und fuhr zum Präsidium.
Der Glaskasten des Pförtners war um diese Uhrzeit verwaist. Um die Festung zu betreten, tippte Bruno den Zifferncode in das Kästchen am Eingang. Es summte.
Kein Mensch im Foyer. Leere Flure. Die Tür zur Datenstation war unverschlossen. Svenja war nachlässig gewesen – er konnte die Lock-Picking-Tools in der Tasche lassen.
Schritte schallten durch den Gang. Bruno schlüpfte in den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Er ließ das Licht ausgeschaltet – ein paar Zimmer weiter arbeiteten die Kollegen der Kriminalwache: Ritter, Marietta, der Kahle.
Bruno schlich zum zweiten Terminal und schaltete die Geräte ein. Der Computer summte, der Monitor strahlte bläulich. Das Passwort verschaffte Bruno noch immer Zugang. Es war nur eine Frage von Stunden, bis Engel es ändern lassen würde.
Vielleicht der letzte Zugang zum Datenwunderland.
Fieberhaft tippte Bruno.
Name: L-a-u-f-f-e-r
Vorname: T-o-b-i-a-s
Vermerke, Notizen, Protokolle: Der Taxifahrer war einundzwanzig, gerade alt genug für den Personenbeförderungsschein. Er war nicht vorbestraft, aber die Liste der Anhaltenotizen aus seiner Jugendzeit war beachtlich. Mit dreizehn hatte er Mitschüler abgezockt und ihre Turnschuhe an Aussiedlerbanden verscherbelt. Mit vierzehn brachten ihn die Kollegen nach Hause, weil er sich zugedröhnt auf die Treppe am Burgplatz gelegt hatte. Mit fünfzehn schloss er sich den Autonomen an und schmiss Steine gegen Kundgebungen der Neonazis.
Die üblichen Hinweise auf ein schwieriges Elternhaus. Lauffer senior, Besitzer einer Reinigungsfirma in der Ackerstraße, trank und galt als NPD-Aktivist. Vorstrafen wegen Körperverletzung, Berichte über Ruhestörungen. Nachbarn munkelten, der Alte verprügle Frau und Sohn.
Vernehmungen, Querverweise: Mit achtzehn trieb sich Tobias Lauffer im Zockermilieu herum.
Brandheiß: Das Kommissariat für Glücksspiel und Falschgeld führte den Jungen als Informant. Bruno fand die VP-Akte: seitenweise Notizen über Treffen mit der Kontaktperson Lauffer. Er las den Namen des
Weitere Kostenlose Bücher